Elizabeth II. in Berlin-Grunewald: Meine Gartenparty mit der Queen in Berlin
Eine Lehrerin aus Glindow und ein Berliner Fotograf durften am Abend zur Queen. Und wie war's so? Fragen wir mal nach.
„Die Welt wird Traum, der Traum wird Welt!“ hat der Dichter und Philosoph der Frühromantik, Novalis, einmal gesagt. Für die Grundschullehrerin Ingrid Baitz aus Glindow (Werder) und den Berliner Pressefotografen Martin Lengemann wurde am Donnerstagabend einer ihrer großen Träume tatsächlich Wirklichkeit. Sie waren unter den geladenen Gästen der Party mit Queen Elizabeth II. und Prinz Philip im Garten der Residenz der Britischen Botschaft in Grunewald. Botschafter Sir Simon McDonald hatte die beiden sowie zwei weitere Gäste aus Niedersachsen zuvor höchstpersönlich ausgesucht. Die Konkurrenz war groß, rund 1200 Kandidaten waren nominiert. Das Auswahlkriterium: Alle vier haben sich in besonderer Weise um die Pflege und Verbesserung der deutsch-britischen Beziehungen verdient gemacht.
Bei Martin Lengemann, 46, hängt das mit seinem Urgroßvater Johannes Menges zusammen. Bevor dieser starb, hat ihn Lengemann noch als Jugendlicher einmal gefragt: „Sag mal, wie war das eigentlich damals im Ersten Weltkrieg?“ Und der Uropa erzählte ihm eine schier unglaubliche Geschichte. Er war einmal abends an der Front zu Frankreich vor den Schützengräben alleine auf Patrouille. Und dabei stand ihm urplötzlich ein britischer Gegner gegenüber. Aber die beiden Männer schossen sich nicht tot, sondern verständigten sich gestikulierend, rauchten erst mal in einem Granattrichter ein paar Zigaretten zusammen, empfanden die Situation um sie herum offenbar bedrohlicher als das jeweilige Gegenüber – und gingen danach winkend jeder zu seiner Front zurück.
Das hat Lengemann später motiviert, sich für die deutsch-britische Freundschaft einzusetzen. So organisierte er in den vergangenen Jahren mehrfach einen ungewöhnlichen Austausch von Fußballern. Er sprach in Berlin Straßenfußballer an, die zum Spaß in ihrer Freizeit auf Plätzen und in Parks spielten – und knüpfte zugleich Verbindungen zu den Altherren-Mannschaften der populären Londoner Fußball-Clubs FC Arsenal und Chelsea. Später besuchte man sich dann gegenseitig und hetzte bei Freundschaftsspielen in der britischen Hauptstadt und in Berlin dem Ball hinterher.
Inzwischen hat Martin Lengemann aber noch ein zweites Projekt. Das heißt „Die Narbe“ und ist eine Datenbank über die Schicksale deutscher und britischer Soldaten im Ersten Weltkrieg. Durch den sehr persönlichen Blick auf die betroffenen Menschen will er damit die Wirkung von Propaganda entlarven, „von Vorurteilen und Gut-und-Böse-Klischees“, wie er es nennt. Mit viel Aufwand hat Lengemann im Internet und in Archiven Lebensgeschichten recherchiert, staubige Akten gewälzt und nächtelang für seine Website ausgewertet (www.die-narbe.net). Auch die Biografien gefallener einstiger Komponisten hat er verfolgt und deren Werke teils von heutigen Künstlern wieder spielen lassen – beispielsweise Partituren des Londoner Musikers George Butterworth, der 1916 im Alter von 31 Jahren in der Schlacht an der Somme bei Pozières fiel.
„Ich habe mich gar nicht selbst für die Party mit der Queen beworben“, sagt er. „Kollegen schlugen mich der Botschaft vor.“ Aber als die Einladung kam, dachte er: „Mein Gott, wie großartig!“ Das sei doch eine tolle Anerkennung.
Am Ende der Gartenparty war Lengemann begeistert, von der Queen wie vom Organisationsteam der Britischen Botschaft. „Das war alles unglaublich entspannt“, sagt er. Der Abend in der Residenz sei außergewöhnlich gut organisiert gewesen, die Stimmung war ungeachtet des hohen protokollarischen Aufwands freundlich und locker. Die Queen, die ab 18.30 für etwa eine Stunde vorbeischaute, sei guter Laune gewesen. Angeregt unterhielt sie sich mit einigen Gästen, anderen nickte sie beim Umhergehen freundlich zu, wie Lengemann berichtet.
Auch die 62-jährige Ingrid Baitz aus Glindow hat sich riesig gefreut über ihre Einladung. „Das wird das schönste Erlebnis meiner Early Sixties“, hat sie vorher gesagt. Und wie und warum setzt sich die Lehrerin aus Glindow für das Miteinander von Deutschen und Briten ein? Zum einen liebt sie die britischen Inseln, war dort schon mindestens 30 Mal privat zu Besuch und organisiert regelmäßig Kurs- oder Klassenfahrten über den Ärmelkanal. Zum anderen setzte sie sich für einen besseren Englischunterricht in Brandenburg ein. Und zwar nicht nur in den Schulen, sondern auch bei sich zu Hause. Sie hat einen Seminarraum eingerichtet und gibt auf eigene Initiative Sprachkurse.