Querdenker-Demo in Berlin: Mehrere Journalisten von Rechtsextremisten angegriffen
Auch der Tagesspiegel-Reporter Julius Geiler wurde attackiert. Laut Verdi sind insgesamt fünf Journalisten angegriffen und drei leicht verletzt worden.
Bei einer Demonstration des Querdenker-Milieus am Sonnabend in Berlin sind mehrere Journalisten angegriffen worden, darunter auch Tagesspiegel-Reporter Julius Geiler. Er berichtet seit nunmehr eineinhalb Jahren über die Proteste von Coronaleugnern, Querdenkern und Impfgegnern.
Unter den Angreifern wollen Szenekenner Neonazis aus Brandenburg erkannt haben, es handelt sich um eine Gruppe namens „Division MOL“, die im Gebiet um Strausberg östlich von Berlin aktiv ist. Mitglieder der Gruppe waren wiederholt auch bei Protestaktionen der verschwörungsideologischen „Freedom Parade“ gesichtet worden. Am Sonnabend gingen sie mit Fäusten und Tritten auf Reporter los, wie auf Videoaufnahmen zu sehen ist.
Die Corona-Demonstration am Sonnabend in Berlin war von der Polizei verboten worden. Nur wenige hundert Menschen waren dem Aufruf, sich trotz eines Demonstrationsverbots in Berlin zu versammeln, gefolgt. Der ursprüngliche Startpunkt des Protests am Märkischen Platz in Mitte, zu dem unter anderem die „Freedom Parade“ aufgerufen hatte, war von Hundertschaften der Polizei abgeriegelt worden.
Daraufhin versuchten größere Querdenken-Gruppen sich am Frankfurter Tor in Friedrichshain zu versammeln. Ein spontaner Protestzug konnte jedoch nach wenigen Minuten durch Polizeiketten am Petersburger Platz gestoppt werden.
Gegen 14.15 Uhr sind dann mehrere Journalisten von Demonstrationsteilnehmern angegriffen worden. Julius Geiler wurde attackiert, als er gerade eine Gruppe um den bekannten Rechtsextremisten Armin K. filmte, als diese gerade den Verdi-Gewerkschaftler Jörg Reichel ausgemacht hatte und Pläne besprach, ihn anzugreifen.
Kurz darauf attackierte ein Angreifer Geiler und entriss ihm das Handy. Auch andere Pressevertreter wurden in der selben Situation unter anderem durch Faustschläge attackiert. Ein Journalist erlitt Verletzungen an der Lippe. Die Polizei konnte einen der Angreifer festnehmen und ermittelt nun wegen räuberischen Diebstahls. Nach Informationen des Tagesspiegels gibt es ernst zu nehmende Hinweise darauf, dass bekannte Neonazis aus Hamburg Julius Geiler angegriffen haben.
Wenig später wurden zwei weitere Journalisten ebenfalls in Friedrichshain durch eine Gruppe Hooligans attackiert. Eine Journalistin stürzte und verletzte sich am Knie. Nach Angaben von Verdi sind insgesamt fünf Journalisten angegriffen und drei von ihnen leicht verletzt worden.
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Jörg Reichel, Berliner Geschäftsführer der Journalisten-Union bei der Gewerkschaft Verdi, sagte dem Tagesspiegel, eine Journalistin sei, nachdem sie zu Boden gefallen war, von einer Gruppe umringt und getreten worden. „Beteiligt waren an den Angriffen zum Teil bekannte Rechtsradikale“, sagte Reichel. „Wir machen uns große Sorgen, dass die Gewalt gegen Journalisten in den kommenden Monaten zunehmen wird.“
Polizei mit mehreren hundert Beamten im Einsatz - einzelne Teilnehmer festgenommen
Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer bei der illegalen Impfgegner-Demonstration auf rund 500. Weil die Infektionsschutzmaßnahmen nicht eingehalten worden waren, wurden einzelne Teilnehmer auch festgenommen. Die Polizei war mit mehreren hundert Beamten im Einsatz. Die Polizei hatte das Verbot mit früheren Erkenntnissen begründet, wonach Teilnehmer solcher Demonstrationen regelmäßig gegen die Corona-Regeln bewusst verstoßen würden. Das Verweigern des Tragens einer Munde-Nase-Bedeckung und des Einhaltens der Abstände gehöre zu dieser Art von Demonstrationen, hieß es.
Ähnliche Demonstrationen waren in diesem Jahr daher immer wieder verboten worden, die Gerichte hatten dieses Vorgehen auch bestätigt. Das Motto der am Sonnabend abgehaltenen Demonstration lautete „Unspaltbar – Nein zum Impfzwang“.
Angemeldet waren dafür 1000 Teilnehmer. Zu den Veranstaltern gehörten sowohl Berliner Gruppierungen wie die sogenannte „Freedom Parade“ als auch die „Bewegung Leipzig“, die der Querdenken-Szene Sachsens zuzuordnen ist.
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