Berliner Kampagne „Qualität im Ganztag“: Mehr Platz, mehr Erzieher, mehr Kinder
Kampagne für bessere Ganztagsbetreuung gestartet. 140 Millionen Euro würde die Umsetzung der Forderungen kosten.
Wenn sich 30 Schulkinder mit einer Erzieherin in einem Hortraum herumdrücken, dann bleibt eigentlich nur eines: Hoffen auf gutes Wetter. Dann geht es mit Gebrüll auf den Schulhof, bis es 16 Uhr ist und der Schultag ein Ende hat.
Was in Berlins Grundschulen zum ganz normalen Alltag gehört, wollen Eltern, Gewerkschaften und Freie Träger nicht mehr hinnehmen: Personal- und Platzmangel bei gleichzeitig wachsenden Schülerzahlen. Zum Start ihrer Kampagne „Qualität im Ganztag“ schilderten sie am Dienstag, was sich ändern muss, damit Ganztagsbetrieb mehr ist als nur die Verwahrung von 90 000 Erst- bis Sechstklässlern nach Unterrichtsschluss.
Eine Schlüsselfunktion bei der Qualitätsfrage hat die Zahl der Erzieher. Bisher wird für 22 Kinder eine Erzieherin finanziert. Urlaubs-, Fortbildungs- und Krankheitszeiten führen dazu, dass sich unterm Strich rund 30 Kinder eine Erzieherin teilen müssen: An Hausaufgabenbetreuung oder anspruchsvolle Beschäftigungskonzepte ist nicht zu denken – und schon gar nicht an „Bindungsarbeit“, wie GEW-Chefin Doreen Siebernik bedauert. Daher fordert das Bündnis, dass aus der Relation 1:22 bald 1:15 wird: Damit wären Berlins Hortkinder wieder ungefähr da, wo sie waren, bevor 2003 „Sparen bis es quietscht“ verordnet wurde.
Drei Quadratmeter pro Kind werden gefordert
Neben dem Personalmangel treibt das Bündnis der Platzmangel um: Oliver Görs vom Landeselternausschuss mahnte, dass in ganz Berlin viele neue Module Ergänzungsbauten (MEBs) errichtet würden und dabei weitere Freiflächen auf den Schulhöfen verloren gingen. Wenn sich die Kinder acht oder sogar bis zu zwölf Stunden pro Tag in ihren Schulen aufhielten, sei es umso wichtiger, ihnen ansprechende Mensen, Bewegungsräume und Sportflächen anzubieten, findet Görs. Als Minimum fordert das Bündnis drei Quadratmeter „pädagogische Nutzfläche“ pro Kind.
Die oberste Priorität hat für das Bündnis allerdings noch ein anderer Kritikpunkt: Eltern müssen per Antrag nachweisen, dass sie einen Hortplatz brauchen. Dies führt dazu, dass Kinder aus arbeitslosen und bildungsfernen Familien keinen Hortplatz bekommen, da diese Eltern mit der Antragstellung oftmals überfordert sind. „Somit bekommen ausgerechnet die Kinder keine Förderung am Nachmittag, die es am meisten brauchen“, bedauert Elvia Kriebel vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. Das Bündnis schätzt, dass rund 10 000 Kinder zusätzlich in den Hort gehen würden, wenn die Bedarfsprüfung wegfiele, was etwa 20 Millionen Zusatzkosten verursachen würde.
Die übrigen Verbesserungen, darunter auch eine Entlastung der Hortleiter, würden insgesamt weitere 120 Millionen Euro kosten, rechnet Roland Kern vom Dachverband der Kinder- und Schülerläden vor. Das Bündnis will schon vor der Berlin-Wahl von den Parteien im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung ihre Positionen zu den angestrebten Verbesserungen „einfordern“. Auch auf Bundesebene ist die Diskussion über die Qualität im Ganztag entbrannt. Am Donnerstag gab es neue Befunde von der Bertelsmann-Stiftung.
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