Bilanz von Caritas, DRK und Diakonie: Mehr Obdachlose als je zuvor bei Kältehilfe
Mehr Schlafplätze für Obdachlose als jemals zuvor stellte die Berliner Kältehilfe im vergangenen Winter - aber die wurden auch gebraucht.
Der Berliner Winter kann hart sein. Grau, nass, und vor allem: kalt. Zu spüren bekommen das besonders diejenigen, die auf der Straße leben – der Caritasverband geht von 3000 Obdachlosen in Berlin aus. „Immer mehr Menschen sind wohnungslos, die Not in der Stadt nimmt zu“, sagt Caritas-Direktorin Ulrike Kostka. Wärme in der Nacht können Obdachlose bei der Berliner Kältehilfe finden. Die stellte im vergangenen Winter so viele Schlafplätze wie nie zuvor.
Und die wurden gebraucht: Insgesamt gab es zwischen Anfang November und Ende März etwa 105 000 Übernachtungen in den Schlafplätzen der Kältehilfe. Bis zum Stichtag am vergangenen Sonntag schliefen jede Nacht durchschnittlich 147 Menschen mehr als noch vor einem Jahr in den Einrichtungen, im Schnitt 691. In diesem Jahr konnte die Kältehilfe 760 Plätze pro Nacht anbieten, 226 mehr als im Vorjahr. Das ist ein Zuwachs von 39 Prozent. Die Belegung war damit nur zu 91 Prozent ausgelastet. Im kalten Januar stieg die Auslastung auf über 95 Prozent.
Die Diakonie fordert deshalb, dass es im nächsten Winter wieder mindestens genauso viele Schlafplätze geben müsse. „Die Auslastung hat gezeigt, dass die Aufstockung bitter nötig war“, sagt Diakonie-Direktorin Barbara Eschen. Außerdem müsse der Senat den staatlichen Zuschuss von 15 Euro pro Nacht und Notschlafstelle auf 25 Euro erhöhen. Die Kosten seien mit der bisherigen Förderung bei Weitem nicht zu decken.
Auch die Sozialverwaltung geht davon aus, „dass im kommenden Winter mindestens die Kapazitäten der vergangenen Saison erforderlich sein werden“. Ein Gespräch mit den zuständigen Mitarbeitern der Finanzverwaltung sei bereits geplant, um „Überzeugungsarbeit zu leisten“, dass auch das Förderungsbudget aufgestockt wird.
Womöglich sind nächstes Jahr mehr Flüchtlinge obdachlos
Bevor die Kältehilfe im vergangenen Winter startete, gab es Vorbehalte: „Dabei ging es vor allem darum, wie sich die Flüchtlingssituation auf die Kältehilfe auswirken würde“, sagte Kostka. Dass die Sorgen unbegründet blieben, „lag hauptsächlich an der eingerichteten Hotline, mit der wir Flüchtlinge gleich in die richtigen Unterkünfte weitervermittelt haben.“ So sei die Trennung von Kältehilfe und Flüchtlingshilfe geglückt.
Im kommenden Winter werden wohl schon viele Flüchtlinge ihren Status gewechselt haben und anerkannt worden sein, vermutet Kostka. Das bereitet ihr Sorgen, denn „das birgt dann auch die Gefahr für sie, wohnungslos zu werden“. Froh ist sie aber darüber, dass es dieses Jahr zum ersten Mal möglich gewesen sei, obdachlose Familien mit Kindern ganztägig unterzubringen.
Sozialarbeiter Jürgen Mark von der Stadtmission aber hat zunächst „Angst vor morgen.“ Noch sei es zu kalt, um die Leute draußen schlafen zu lassen.
Jana Luck