Bedarfsatlas 2014: Mehr Kitaplätze in Berlin - dennoch Mangel in vielen Kiezen
Der neue Kita-Bedarfsatlas des Senats zeigt: Das Angebot für Kinder hat sich in den vergangenen Jahren verbessert. Doch es gibt nach wie vor Kieze, wo die Suche sehr schwierig ist – und die Zahl der betreuten Kinder wird wohl noch steigen.
Für Eltern kleiner Kindern ist es offenbar etwas leichter geworden, in Berlin einen Kitaplatz zu finden: Die Versorgung mit Plätzen hat sich berlinweit innerhalb der letzten zwei Jahre verbessert. „Wir haben einen Puffer von rund 5000 freien Plätzen“, sagte Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD), die am Mittwoch den neuen Kita-Bedarfsatlas vorstellte. Dieser schlüsselt das Platzangebot nach Bezirksregionen auf und bewertet es. Demnach hat sich in 29 Prozent der Regionen die Situation verbessert und in 15 Prozent verschlechtert im Vergleich zum letzten Kitaatlas 2013. Das heißt aber auch: In rund zwei von drei Regionen ist die Lage gleich geblieben oder hat sich verschlechtert. In rund einem Drittel der Regionen gibt es aber immer noch zu wenig Plätze. Insgesamt gehen in Berlin derzeit 136 692 Kinder in eine Kita, 142 000 Plätze stehen zur Verfügung.
Bei der Kitasuche ist Flexibilität gefragt
Die positive Entwicklung bestätigt Elternvertreter Norman Heise, Vorsitzender des Landeselternausschusses Berliner Kindertagesstätten: „Ich habe noch von keiner Familie gehört, die keinen Platz bekommen hat.“ Eltern müssten aber unter Umständen flexibel sein, einen längeren Anfahrtsweg in Kauf nehmen oder eine Kita auf dem Weg zur Arbeit wählen. Wenn Eltern auch nach langer Suche nichts Passendes fänden, liege das meistens daran, dass sie ganz spezielle Wünsche hätten, etwa ein besonderes pädagogisches Konzept oder Zusatzangebote. Er rate Familien, sich ans Jugendamt zu wenden. „Danach habe ich bisher immer die Rückmeldung bekommen, dass ein Platz gefunden wurde.“
Zu wenig Kitaplätze in einigen Gebieten Berlins
Allerdings: In manchen Gebieten ist die Lage nach wie vor angespannt. Schwierig ist die Situation etwa in Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln, dort gibt es kaum ein Gebiet, bei dem von einer ausreichenden Platzreserve ausgegangen wird, und in sechs Gebieten fehlen bereits jetzt akut Plätze. Zu wenige Plätze gibt es auch in vielen Gebieten am Stadtrand, in Teilen Spandaus, Reinickendorfs, Hellersdorfs und Köpenicks. „Der Atlas zeigt, wo wir mit verstärkter Förderung gegensteuern müssen“, sagte Scheeres. In Lichtenberg und Pankow haben sich viele Regionen verbessert. In Pankow gehörten vor einem Jahr noch zwölf von 16 Regionen in die schlechteste Kategorie, jetzt sind es immer noch fünf. Entspannt hat sich die Lage in Prenzlauer Berg, Buchholz und Karow. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass in Pankow die meisten neuen Plätze geschaffen wurden, nämlich 955. Berlinweit entstanden 2013 rund 7000 neue Plätze, sagte Scheeres. Das seien doppelt so viele wie prognostiziert.
Für den Kitaausbau über das Landesförderprogramm „Auf die Plätze, Kita, los“ sind 18 Millionen Euro im Doppelhaushalt 2014/2015 eingeplant. Bauvorhaben werden mit bis zu 7000 Euro pro Platz gefördert, die sogenannte Starthilfe für Neugründungen beträgt 1000 Euro pro Platz. Über den Kitabedarfsatlas werde ermittelt, welche Projekte bei der Mittelvergabe Priorität hätten, erklärte Scheeres. Gebiete der Kategorie 1, 2, 3 und 3+ werden demnach bevorzugt.
In Zukunft werden noch mehr Plätze benötigt.
Dass in den vergangenen Jahren viel erreicht wurde, bestätigt auch Roland Kern vom Dachverband der Kinder- und Schülerläden. „Der Ausbau muss aber unvermindert weitergehen“, fordert er. Eine Reserve von rund zehn Prozent an freien Plätzen müsse das Ziel sein, damit Eltern nicht den nächstbesten Platz nehmen müssten. „So würde es zu einem Wettbewerb um die Qualität kommen.“ Zudem müsse berücksichtigt werden, dass künftig wahrscheinlich noch mehr Kinder in Kitas kommen. Seit letztem August gilt der Rechtsanspruch ab dem vollendeten ersten Lebensjahr.
Prognose: Mehr Dreijährige werden einen Kitaplatz benötigen
Rund 70 Prozent der unter Dreijährigen gehen in Berlin in eine Kita, bundesweit sind es nur 39 Prozent. „Ich gehe davon aus, dass dieser Anteil auch in Berlin steigt“, sagte Kern. Bei den Drei- bis Sechsjährigen gehen derzeit 95 Prozent in die Kita. „Wenn es politisch gewollt ist, dass auch diese Zahlen steigen, brauchen wir mehr Plätze“, so Kern. Und spätestens im Mai werde es in den meisten Kitas wieder eng. „Wer da erst mit der Suche beginnt und schnell einen Platz braucht, wird ein Problem bekommen.“ Denn die Plätze, die im Sommer bei der Einschulung frei geworden sind, sind spätestens bis dahin wieder besetzt.
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