Kita-Ausbau: Mehr Kinder als Plätze
In Treptow-Köpenick fehlen besonders viele Betreuungsmöglichkeiten. Berlin erhält 27,7 Millionen vom Bund für den Ausbau. Bei der Umschulung von Arbeitslosen zu Erzieherinnen gibt es Schwierigkeiten.
Berlin erhält 27,7 Millionen Euro aus dem 580-Millionen-Euro-Programm, das der Bund für den Kitaausbau bereitstellt. Denn ab August 2013 gibt es auch für Kinder ab einem Jahr einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz. Nach den ursprünglichen Plänen von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) sollte Berlin wie auch andere Bundesländer, die im Bundesvergleich eine gute Kitaversorgung haben, leer ausgehen. Die Länder setzten sich zur Wehr. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) nannte es wichtig, dass Berlin die Gelder bekommt, da auch hier neue Kitaplätze entstehen müssen, weil die Geburtenzahlen steigen. „Aber auch, weil wir wollen, dass noch mehr Kinder frühzeitig in die Kita gehen“, sagte Scheeres.
Vor allem im Osten und Südosten Berlins fehlen derzeit Plätze in den Kindertagesstätten, und in den kommenden Jahren werden dort vermehrt Kinder in die Kitas drängen. Der Kita-Bedarfsatlas der Senatsjugendverwaltung zeigt, dass die Situation in den Randgebieten von Treptow-Köpenick und Marzahn besonders problematisch wird. Ähnlich sieht es beispielsweise in Tempelhof, Pankow, Lankwitz, Britz, der Gropiusstadt oder Wilhelmstadt aus. Aus diesem Grund will der Senat bis 2015 insgesamt 19 000 neue Kitaplätze schaffen. Träger von Kindereinrichtungen wurden aufgerufen, Anträge auf finanzielle Förderung neuer Plätze zu stellen. Derzeit besuchen rund 120 000 Jungen und Mädchen eine Kita.
Der Ausbau der Kitaplätze ist das eine; gleichzeitig muss in die Ausbildung neuer Erzieher investiert werden. Auch über die Umschulung Arbeitsloser soll dem Erzieherinnenmangel begegnet werden. Allerdings gibt es dabei Schwierigkeiten. Eine dreijährige Umschulung beispielsweise ist in Berlin anders als in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz oder dem Saarland derzeit nicht möglich. Die Bundesagentur fördert nur zweijährige Umschulungen; und Berlin sieht sich nicht in der Lage, dafür aufzukommen. Man sei in Gesprächen mit der Regionaldirektion für Arbeit, heißt es in der Bildungsverwaltung und weist darauf hin, dass die Arbeitsagentur Ausnahmen bei der Qualifizierung zu Altenpflegern zugelassen hat.
Nicht bewährt hat sich die einjährige Vorbereitung bei freien Trägern auf die Erzieherprüfung, finanziert über den Bildungsgutschein für Arbeitslose. 70 Prozent der Teilnehmer fallen durch. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) lehnt diese Qualifizierung ohnehin ab. „Das ist keine richtige Ausbildung für einen anspruchsvollen Beruf“, sagt die GEW-Vorsitzende Doreen Siebernik.
Möglich ist derzeit auch die berufsbegleitende, dreijährige Qualifizierung, bei denen die Teilnehmer parallel in den Kitas arbeiten und ein Arbeitsentgelt erhalten. Prinzipiell befürwortet die GEW diese Form der Umschulung. Sie kritisiert jedoch, dass die Teilnehmer schon vom ersten Tag an auf den Personalschlüssel der Kita angerechnet werden. In der Bildungsverwaltung könnte man sich auch vorstellen, dass die Jobcenter zumindest in den ersten beiden Jahren dabei die Kosten übernehmen.
Nach Angaben der Bildungsverwaltung ist bei der regulären Ausbildung die Kapazität in den vergangenen Jahren verdoppelt worden. 2009 verließen rund 1300 Erzieher die Fachschulen, in diesem Jahr werden 1600 fertig. Ab dem kommenden Jahr beenden jeweils 2600 junge Männer und Frauen ihre Ausbildung an den 26 Fachschulen.
Sigrid Kneist