Diskussion um Hundeführerschein: Mehr Angriffe durch Hunde registriert
Die Politik will die zunehmenden Beißattacken von Hunden in Berlin eindämmen. Langsam wird auch deutlich, wie ein Hundeführerschein aussehen könnte. Hundehaltern machen vor allem die unklaren Kosten Sorgen.
Die Bezirksämter haben 2011 offenbar deutlich mehr Hundeattacken registriert als im Jahr davor. „Der Anstieg um 44 Vorfälle auf jetzt 704 Hundebisse im Jahr ist ein eindeutiges Alarmsignal“, sagte Claudia Hämmerling, tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen. Die Politikerin sieht sich in der Ablehnung der Liste mit gefährlichen Hunderassen bestätigt. Denn nur 32 der Attacken im vorigen Jahr seien von Kampfhunden. Die Zahlen zeigten, dass die Liste wirkungslos ist. Hämmerling forderte eine schnelle Gesetzesänderung.
Noch gilt in Berlin die sogenannte Rasseliste, die den Leinen- und Maulkorbzwang für Kampfhunde festschreibt. Der rot-schwarz Senat plant, wie berichtet, die umstrittene Liste noch in diesem Jahr abzuschaffen. Im Gespräch ist stattdessen ein Hundeführerschein, den Halter künftig ablegen sollen.
Welche Kriterien für den Führerschein gelten könnten, zeigt schon jetzt ein Gesetzesvorschlag, den die Berliner Amtstierärzte vor zwei Wochen vorlegten. Ein Jahr hatte die Arbeitsgruppe daran gearbeitet – offenbar mit Erfolg. „Der Entwurf hat eine sehr interessante Stoßrichtung und bringt uns der Sache deutlich näher“, sagte der tierschutzpolitische Sprecher der CDU, Alexander Herrmann. Auch die SPD sei vom Konzept sehr angetan.
Dabei geht der Entwurf noch weiter als ein Vorschlag, den die Grünen vor ein paar Wochen eingereicht hatten. Demnach soll ein allgemeiner Leinen- und Maulkorbzwang für alle Hunde in Berlin eingeführt werden – vom Dackel bis zum Pitbull. Erst wer den Hundeführerschein ablegt, könnte sein Tier davon befreien. Außerdem wollen die Amtstierärzte künftig zwischen drei verschiedenen Kategorien von Hunden unterschieden: kleine und große Tiere sowie Rassen, für die besondere Prüfungen gelten sollen. Dazu zählen Kampf-, Jagd- und Hütehunde. Die Prüfungen sollen sich an den Charaktereigenschaften der einzelnen Rassen orientieren. Die Preise für die theoretische Prüfungen sollen dabei bei 25 Euro, die für praktische Prüfungen zwischen 50 und 75 Euro liegen.
Grünen-Politikerin Hämmerling, die selbst Hundehalterin ist, sieht in dem Vorschlag eine „hervorragende Arbeitsgrundlage“. Am Dienstagabend hatte sie Hundebesitzer, Verbandsvertreter und Tierärzte eingeladen, um gemeinsam über den Hundeführerschein zu diskutieren. Dabei wurde deutlich, dass unter anderem die unklaren Kosten den Haltern Sorgen machen. Eine Vertreterin der „Tiertafel“, die finanziell schwache Hundehalter unterstützt, äußerte die Sorge, dass arme Menschen den Führerschein aus Kostengründen nicht ablegen und „in den Untergrund abwandern“.