Spandau, Pankow und Mitte besonders betroffen: Mehr als 700 Grippefälle in Berlin
In Berlin wurden in der vergangenen Woche 238 Influenza-Fälle gezählt. Seit dem Saisonbeginn im vergangenen Herbst sind 715 Influenza-Meldungen erfasst worden.
Kinder unter zehn Jahren sind in der Hauptstadt derzeit am meisten durch die Grippe gefährdet. Zu diesem Ergebnis kommt der epidemiologische Wochenbericht, der am Donnerstag vom Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales veröffentlicht wurde. Zumindest haben sie sich am häufigsten neu mit Influenza angesteckt.
Denn während alle Welt auf das aggressive und mitunter tödliche Coronavirus in China schaut, hat in Deutschland die Grippe-Saison begonnen. „Fast schon planmäßig stieg im Januar die Zahl der Erkrankten“, sagte die Sprecherin des Robert Koch-Instituts (RKI) Susanne Glasmacher am Donnerstag dem Tagesspiegel: „Bislang bewegt sich aber alles im absolut normalen Rahmen.“
Bis Mittwoch der laufenden vierten Kalenderwoche sind laut RKI-Statistik bundesweit bei etwa 3200 Menschen die Grippe-Viren labordiagnostisch nachgewiesen worden, am Ende dürften es weitaus mehr als die 5000 Fälle der Vorwoche sein.
Auch in Berlin und Brandenburg stieg die Zahl der an Grippe Erkrankten – allein bis Mittwoch wurden in beiden Ländern mehr als 300 neue Fälle gemeldet. Für Berlin erfasste das Landesamt für die dritte Kalenderwoche 238 Influenza-Erkrankte. Eine Woche zuvor waren es nur 173 gewesen.
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In der gesamten Grippe-Saison, die von der 40. Kalenderwoche des Vorjahres bis zur 20. Kalenderwoche des laufenden Jahres – also etwa von Ende September bis Anfang Mai – geht, wurden in Berlin bislang 715 Erkrankte gezählt, 169 davon waren Kinder im Alter bis zu neun Jahren.
In Brandenburg wurden in dieser Saison bereits 516 Fälle gemeldet, das sind fast 200 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, aber sehr viel weniger als in der Saison 2017/18, die außergewöhnlich schwer verlief. „Damals wurden im Land mehr als 10.000 Grippe-Erkrankungen mit Labornachweis erfasst“, sagt der Sprecher des brandenburgischen Gesundheitsministeriums, Gabriel Hesse. In der Saison 2018/19 erkrankten in Brandenburg 6000 Menschen, zwölf starben. Grippe-Tote gab es in dieser Saison in Brandenburg und Berlin noch nicht, allerdings mussten mehrere Dutzend meist ältere Menschen in Krankenhäusern behandelt werden.
„Manche gehen vielleicht nicht einmal zum Arzt“
Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer der an Grippe Erkrankten weitaus höher ist als die offiziellen Zahlen. Das liege vor allem daran, dass laut Infektionsschutzgesetz nur der direkte Nachweis von Influenzaviren meldepflichtig sei und in vielen Fällen gar keine Labordiagnostik durchgeführt werde.
„Manche gehen vielleicht nicht einmal zum Arzt“, sagt Lageso-Sprecherin Silvia Kostner: „Sie legen sich bei Ausbruch der Krankheit zwei, drei Tage ins Bett und nehmen ein paar Paracetamol.“ Für an sich gesunde Erwachsene reiche das vielleicht auch aus, für ältere und Menschen, die bereits Vorerkrankungen haben, allerdings nicht. Die echte Grippe gehe unter anderem mit hohem Fieber einher und sei nicht vergleichbar mit einer Erkältung, wie sie zurzeit grassiert.
Impfen lassen kann man sich übrigens auch jetzt noch, sagt RKI-Sprecherin Glasmacher: „Da die Saison ja noch einige Monate geht und der Impfschutz bereits nach zwei Wochen einsetzt, lohnt sich das besonders für Risikogruppen wie chronisch kranke oder ältere Menschen, Schwangere und medizinisches Personal.“