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Neue Häuser in Westend. Das Bild stammt aus der Broschüre, die bei der Mieterversammlung verteilt werden soll.
© Simulation: promo

Berlin-Charlottenburg: Mehr als 200 Wohnungen sollen neuer Siedlung in Westend weichen

Für die Mieter ist es ein Schock, für das Unternehmen Deutsche Wohnen dagegen ein notwendiger Neubeginn: 212 alte Alliierten-Wohnungen nahe dem Olympiastadion in Westend sollen abgerissen werden, damit eine mehr als doppelt so große moderne Siedlung entstehen kann.

Rund 500 neue Wohnungen plant das Berliner Unternehmen Deutsche Wohnen in seiner Siedlung Westend am Dickens-, Scott- und Swiftweg nahe dem Olympiastadion. Dafür sollen 212 Wohnungen abgerissen werden, die in den 1950er Jahren für britische Soldatenfamilien entstanden waren. Das wurde am Mittwochabend im Stadtentwicklungsausschuss der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf bekannt. Für den heutigen Donnerstag ab 18.30 Uhr ist eine Mieterversammlung im Ludwig-Erhard-Haus der IHK an der Fasanenstraße 85 geplant.

Carsten Nickel vom Mieterbeirat zeigte sich völlig überrascht und „schockiert, dass man uns unser Zuhause wegnehmen will“.

Es gab einen Wettbewerb mit elf Architektenbüros, den das dänische Büro Tegnestuen Vandkunsten gewann. Baustadtrat Marc Schulte (SPD), Vertreter aller BVV-Fraktionen und Senatsbaudirektorin Regula Lüscher waren beteiligt – doch die Mieter wussten von nichts. Die Deutsche Wohnen hatte sich Vertraulichkeit gewünscht. Anwohnern waren unter anderem Vermessungsarbeiten aufgefallen. Der CDU-Bezirkspolitiker Arne Herz sagte, man habe Anfragen von Bürgern erhalten, aber bisher nicht beantworten dürfen. Die Mieter seien „nicht mitgenommen worden“, kritisierten auch Redner der SPD und der Grünen.

Unternehmensvertreter argumentierten, man stehe „noch ganz am Anfang“. Bis jetzt sei unklar gewesen, ob überhaupt gebaut werden soll. Man habe die Bewohner in diesem Stadium nicht verunsichern wollen. Eigentlich sei die Mieterversammlung vor der Ausschusssitzung geplant gewesen, die Suche nach Räumen habe aber länger gedauert.

Der Bestand. Eines der Häuser, die in den 50er Jahren in Westend für britische Soldatenfamilien gebaut worden waren.
Der Bestand. Eines der Häuser, die in den 50er Jahren in Westend für britische Soldatenfamilien gebaut worden waren.
© Deutsche Wohnen

Die billig errichteten alten Wohnungen gehören der Firma seit 2007. Laut dem Architekten Klaus Zahn sind sie praktisch unsanierbar. Es gebe viele Probleme wie Schimmelbildung und fehlende Wärmedämmungen.

Genehmigt ist noch nichts. Laut Stadrat Schulte ist erst einmal ein Bebauungsplanverfahren nötig, der Bezirk wolle „die Entscheidung im Dialog mit den Mietern“ treffen. Grundsätzlich befürwortet Schulte das Projekt, weil es dringend benötigten Wohnraum schaffe.

Frühestens ab 2017 solle gebaut werden, sagte Unternehmenssprecherin Manuela Damianakis. Mietern werde Ersatz angeboten. Die aus der Gehag hervorgegangene Firma, zu der auch die Wohnungsbaugesellschaft GSW gehört, habe mehr als 100 000 Wohnungen in Berlin, darunter viele in Charlottenburg-Wilmersdorf und Zehlendorf.

Auch eine spätere Rückkehr der Mieter sei möglich, vielleicht ab 2019. Einige Bewohner könnten voraussichtlich innerhalb der Siedlung umziehen, da das Projekt nacheinander in vier Abschnitten realisiert werden solle.

Der Architektenentwurf sieht vor, die drei- bis vierstöckigen Häuser ganz oder überwiegend nur auf den bereits bebauten Flächen zu errichten, um den alten Baumbestand zu schonen.

Man plane „keine Luxussiedlung“ und lediglich einen kleinen Anteil von Eigentumswohnungen, sagte Damianakis. Im Bestand des Unternehmens liege die Monatsmiete durchschnittlich bei unter sechs Euro pro Quadratmeter. Der Preis in den Neubauten sei noch nicht absehbar. Die Kaltmiete werde sicher höher liegen als bisher, dafür sei mit geringeren Nebenkosten zu rechnen.

- Auf der Webseite www.siedlung-westend.de informiert die Deutsche Wohnen seit Donnerstag über ihr Projekt.

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