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Ungewisse Zukunft. Das Max-Planck-Gymnasium in Mitte wird derzeit saniert; dennoch soll es nach den Plänen des Bezirks geschlossen werden.
© Doris Klaas-Spiekermann

Bildungspolitik in Berlin: Max-Planck-Gymnasium in Mitte soll geschlossen werden

Der Bezirk Mitte muss sparen. Jetzt gab er überraschend bekannt: Das Max-Planck-Gymnasium soll geschlossen werden. Die Lehrer kündigen Widerstand an.

Herbert Schkutek kann noch immer nicht recht glauben, womit ihn in dieser Woche das Bezirksamt überrascht hat. „Aus heiterem Himmel wurde mir gesagt, dass das Max-Planck-Gymnasium geschlossen werden soll“, sagt der Schulleiter und fasst damit das zusammen, was er am Freitagmorgen seinem ebenfalls ahnungslosen Kollegium mitteilen musste. „Aber hinnehmen wollen wir das nicht.“

Ausgedacht hat sich den unerwarteten Coup das Schulamt des Bezirks Mitte – auf Druck der Senatsverwaltung für Finanzen. Denn Mitte gehört zu den so genannten Konsolidierungsbezirken. Das heißt: Der Bezirk ist so stark im Minus, dass er nicht mehr allein über seine Geldmittel verfügen darf.

Einer der Hauptgründe für das Minus liegt im Schulbereich: Seit vielen Jahren leistet sich der Bezirk zu viele Schulen für zu wenige Schüler, und zwar im Oberschulbereich. Somit kommt er nicht mit dem Geld aus, das ihm das Land pro Schüler für die Gebäudebewirtschaftung überweist. „Im Schulbereich haben wir ein Minus von 5,5 Millionen Euro“, bestätigt Bildungsstadträtin Sabine Smentek (SPD). Ihr Ressort verursacht somit über die Hälfte des jährlichen Bezirksdefizits.

Dennoch wollte Smentek bislang keine Schule schließen, weil die Gesamtberliner Schülerzahlen in den nächsten Jahren erheblich wachsen werden. Das sieht auch die Bildungsverwaltung so. Sie hat an die Finanzverwaltung appelliert, von Schulschließungen in Mitte abzusehen.

Zu diesem Schuljahr wurden fünf siebte Klassen aufgemacht

Der Appell brachte kein Resultat, weshalb das Bezirksamt abwägen musste, welche Schule es zur Schließung vorschlagen sollte. Das Ergebnis lautete: das Max-Planck-Gymnasium in der Singerstraße. Überraschend ist dieses Votum, weil es Gymnasien und Sekundarschulen gibt, die viel weniger nachgefragt sind als die Max-Planck- Oberschule, die dieses Jahr 90 Anmeldungen hatte und weitere Schüler zugewiesen bekam, sodass fünf siebte Klassen aufgemacht werden konnten. Smentek bestätigt, dass das Französische Gymnasium viel weniger Anmeldungen hatte. Es komme aber aufgrund seines einzigartigen Profils und seiner Geschichte für eine Schließung nicht infrage. Auch das Diesterweg-Gymnasium hat weniger Nachfrage. „Es ist aber das einzige Gymnasium im Bezirk mit Ganztagsprofil“, verteidigt es Smentek. Dieses Argument überzeugt Kritiker aber kaum, weil auch das Planck-Gymnasium bereit wäre, auf Ganztagsbetrieb umzustellen.

Als Schließungskandidaten kämen auch Sekundarschulen wie die Willy-Brandt- und die Hedwig-Dohm-Schule infrage. Sie haben die geringste Nachfrage im Bezirk, gelten seit langem als Sorgenkinder. Smentek weist eine Schließung dieser Schulen dennoch von sich. „Das wäre im Hinblick auf deren soziales Umfeld nicht opportun.“ Die Schulen hätten eine „stabilisierende Wirkung im Kiez“. Im Übrigen sei es eine „bildungspolitische Schwerpunktsetzung“, die Sekundarschulen zu verschonen.

Ab 2015 soll die Schule keine Schüler mehr aufnehmen dürfen

Der derzeitige Schließungsplan für das Max-Planck-Gymnasium sieht vor, dass es ab 2015 keine neuen Schüler mehr aufnehmen darf und dadurch nach und nach aufgelöst wird. Ob es dabei bleibt, ist aber noch lange nicht entschieden: Das letzte Wort hat die Bezirksverordnetenversammlung. Zuvor müssen die Schulkonferenz und der Bezirkselternausschuss gehört werden. „Wir unterrichten Kinder aus 46 Nationen“, hält Schulleiter Schkutek der Schulstadträtin entgegen. „Unsere Arbeit ist unverzichtbar“. Kommende Woche wird sich der Schulausschuss mit der Frage beschäftigen.

Die Linksfraktion in der BVV ist pessimistisch. Sie fürchtet, „dass sich die Abwicklung des Gymnasiums kaum mehr aufhalten lässt, wenn das Vorhaben erst einmal zur Haushaltskonsolidierung vorgesehen ist.“ Außerdem halten Kritiker den Plan für kurzsichtig. Zur Zeit verjünge sich das Wohnviertel rund ums Max- Planck-Gymnasium. Kindern wachsen heran. „Schon in einigen Jahren werden dort dringend Gymnasialplätze benötigt.“

Susanne Vieth-Entus, Christoph Stollowsky

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