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Manfred Fischer.
© epd

Gedenkstätte Bernauer Straße: "Mauerpfarrer" Manfred Fischer gestorben

Er war der Spiritus Rector der Gedenkstätte Bernauer Straße in Berlin: Pfarrer Manfred Fischer steht wie kein anderer Theologe für das Bemühen um Versöhnung und Aufarbeitung im einstigen Mauerstreifen. Bereits am Freitag starb Fischer mit 65 Jahren.

Der Berliner „Mauerpfarrer“ Manfred Fischer ist tot. Der erst im April in den Ruhestand verabschiedete Pfarrer der Weddinger Versöhnungsgemeinde starb bereits am Freitag im Berliner Herzzentrum, wie die Familie nach Angaben von Gemeindemitgliedern am Wochenende mitteilte. Fischer hatte im Frühjahr für seinen jahrelangen Einsatz rund um die Mauergedenkstätte in der Bernauer Straße das Bundesverdienstkreuz erhalten. Die Auszeichnung war dem 65-jährigen Theologen vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) im Roten Rathaus überreicht worden. Fischer war seit 1977 Pfarrer der Weddinger Versöhnungsgemeinde, deren Gebiet seit 1961 durch die Mauer zerschnitten wurde.

Nach dem Mauerfall 1989 gehörte der Pfarrer Manfred Fischer zu den maßgeblichen Wegbereitern für eine Gedenkstätte an der Bernauer Straße. Mit der Einweihung der „Kapelle der Versöhnung“ am Ort der von den DDR-Behörden 1985 im Todesstreifen gesprengten Versöhnungskirche schufen Fischer und seine Mitstreiter eine Stelle, an der Menschen über erlittenes Unrecht sprechen und um Angehörige trauern können.

Fischer war mehrfach am Herzen operiert worden

Fischers Nachfolger als Pfarrer der Versöhnungskirchengemeinde, Thomas Jeutner, äußerte sich am Montag bestürzt über die Todesnachricht. Fischer habe sich nach seinem Eintritt in den Ruhestand zuletzt mehreren Herzoperationen unterziehen müssen. Nach der letzten Operation sei er nach Angaben der Familie nicht mehr aufgewacht. „Wir nehmen die Todesnachricht mit großem Erschrecken, Bedauern und Betroffenheit zur Kenntnis und sind erst dabei, das zu begreifen“, sagte Jeutner. Wann Fischer beigesetzt werden solle, sei noch unklar. Der Superintendent des Kirchenkreises Berlin Nord-Ost, Martin Kirchner, äußerte sich ebenfalls bestürzt. Fischer sei vor wenigen Monaten überglücklich über die Ehrungen gewesen, die ihm anlässlich seines Eintritts in den Ruhestand zuteil wurden. „Wir trauern um den Amtsbruder Manfred Fischer, der mit unglaublicher Kreativität und Kraft gegründet in festem Glauben seiner Gemeinde, unserer Kirche, unserer Stadt, unserem Land gedient hat“, unterstrich Kirchner.

Fischer wurde 1948 in Frankfurt am Main geboren. Nach dem Studium in seiner Heimatstadt und an der Kirchlichen Hochschule Berlin kam er im Dezember 1975 zur evangelischen Versöhnungsgemeinde. Seit 1977 war er Pfarrer der Gemeinde, die durch den Mauerbau von ihrer Kirche getrennt wurde. Die Versöhnungskirche stand im Grenzstreifen, während der Großteil der Gemeinde zum West-Berliner Bezirk Wedding gehörte.

Wowereit würdigt Verdienste Fischers

Im Januar 1985 wurde die Kirche durch DDR-Grenztruppen gesprengt. In der im Jahr 2000 eingeweihten „Kapelle der Versöhnung“, die auf den Fundamenten der gesprengten Kirche errichtet wurde, finden regelmäßig Andachten im Gedenken an die Todesopfer an der Berliner Mauer statt.

Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit würdigte die Verdienste Manfred Fischers um das Mauergedenken. Zugleich brachte Wowereit am Montag in einer Erklärung seine Betroffenheit über den Tod des „Mauerpfarrers“ zum Ausdruck. Wowereit hatte Fischer erst vor wenigen Monaten im Roten Rathaus das Bundesverdienstkreuz überreicht. „Nur wenige haben mit so viel Engagement für das Gedenken an die Mauer gekämpft“, sagte Wowereit. Als Pfarrer der Versöhnungskirche habe er mit ansehen müssen, wie das Gotteshaus jenseits der Mauer gesprengt wurde. „Nach ihrem Fall hat er alles daran gesetzt, das Erinnern an die Zeit der Teilung wachzuhalten“. (epd)

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