Infektionen in Berlin: Masern kehren zurück
Jeden Tag steckt sich jemand in Berlin an. Ein Tourist aus Asien schleppte das Virus wohl ein - verbreiten können sich Masern aber nur, weil sich viele Berliner nicht impfen lassen.
Die jüngste Masernwelle ist erst einige Monate her – damals berichteten Medien bundesweit vom Tod eines Kleinkindes aus Reinickendorf, das an den Folgen der Infektion gestorben war. Dieser Tage stecken sich Berliner wieder zunehmend mit Masern an. Aktuelle Zahlen des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) bestätigte eine Sprecherin von Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) am Mittwoch: „Wir sprechen nicht von einer Epidemie, aber wir registrieren wieder mehr Infektionen – im Schnitt steckt sich jeden Tag jemand Neues an.“ In diesem Jahr gab es 51 Infektionen.
Unklar wie viele Berliner noch infiziert sind
Masern sind meldepflichtig, Ärzte müssen über alle Fälle die Gesundheitsämter benachrichtigen, die schicken die Zahlen an das Lageso. Doch nicht alle Betroffenen gehen sofort zum Arzt, weshalb von mehr als 50 Fällen ausgegangen werden kann. Wie viele davon noch ansteckend sind, ist kaum auszumachen. Bislang wurden 16 Masernpatienten in einem Krankenhaus versorgt. Die meisten Betroffenen sind, wie im Vorjahr, junge Erwachsene. Im Zuge der letzten Masernwelle hatten sich zwischen Oktober 2014 und September 2015 mehr als 1400 Männer, Frauen und Kinder infiziert. Damals war das Virus in einer Flüchtlingsunterkunft ausgebrochen. Aktuell ist wohl ein Tourist aus Asien der Auslöser gewesen.
Senator Czaja plädierte für eine Impfpflicht
Dass sich das Virus aber so weit in der Stadt verbreiten konnte, liegt an den vielen mobilen jungen Erwachsenen, die zuvor nie masernkrank waren oder nie geimpft worden sind – und die deshalb gegen das Virus nicht immun sind. Hinzu kommen Impfgegner, die vor allem das Impfen ihrer Kinder ablehnen. Senator Czaja plädierte für eine Impfpflicht, viele Experten wollen eine Immunisierung zumindest für Arbeitsstellen wie Kitas oder Schulen vorschreiben.
Masern übertragen sich durch eine Tröpfcheninfektion. Sie schwächen das Immunsystem und können zu Gehirnentzündungen führen. In Berlin gelten die Bewohner sozial schwacher Kiez als deutlich besser geimpft als diejenigen in wohlhabenden Vierteln. Unklar ist, wie viele Berliner nicht oder nur unzureichend geimpft sind: Schätzungen gehen von 25 Prozent aus. Auf der Nationalen Impfkonferenz in Berlin wurde 2015 erklärt, Masern bis 2020 eliminieren zu wollen. Dafür müssten 95 Prozent der Bevölkerung die empfohlene Zweifachimpfung erhalten haben. Bundesweit liegt die Impfquote bei 92 Prozent.
Auch Legionellen und Schwermetalle in Wasser gefunden
Unabhängig davon überprüft das landeseigene Berliner Immobilienmanagement (BIM) derzeit die 446 Warmwasseranlagen, die sich in BIM-Gebäuden befinden. Bislang wurde in 97 von ihnen ein zu hoher Legionellenwert festgestellt. In fünf Gebäuden waren zudem zu viele Schwermetalle im Wasser. Betroffen ist auch die Staatsanwaltschaft in Moabit. Das Leitungswasser dort ist nicht trinkbar, deshalb wurden Flaschen in die Behörde geliefert. Mit der Trinkwasserverordnung 2011 wurde der Grenzwert etwa für Blei von 0,025 auf 0,01 Milligramm pro Liter gesenkt.