Internationale Gartenausstellung Berlin: "Marzahn soll negatives Image abstreifen durch die IGA"
Aus verschiedenen Töpfen fließen laut Geschäftsführer Schmidt fast 100 Millionen Euro in die erste IGA in Berlin. Davon wurden 50 Millionen Euro für die dauerhafte touristische Infrastruktur eingeplant.
In Marzahn wächst jetzt Wein. Die Rebstöcke wurden extra für die Internationale Gartenausstellung (IGA) in dem östlichen Stadtbezirk gepflanzt. Der Hang mit der Rotweinsorte „Regent“ ist nur eine der Überraschungen, die die Schau den Besuchern auf rund 100 Hektar präsentieren will. Umgeben von Plattenbauten soll das Gartenfestival am 13. April unter dem Motto „Ein Mehr an Farben“ eröffnet werden. Erwartet werde auch der neue Bundespräsident, sagte IGA-Geschäftsführer Christoph Schmidt der Deutschen Presse-Agentur. Rund drei Monate vor dem Start liegen die Vorbereitungen für das Riesenprojekt laut Schmidt im Plan - sowohl bei den Kosten als auch der Zeit. Nun gehe es an den Feinschliff. „Die großen Brocken sind geschafft. Jetzt werden das Besucherzentrum eingerichtet, gastronomische Einrichtungen bestückt und Ausstellungen vorbereitet.“ Bis zum 15. Oktober wird mit knapp zwei Millionen Besuchern gerechnet. Seit Oktober ist das Gelände geschlossen.
WAS BEKOMMEN DIE GARTENFANS ZU SEHEN?
Neben den Gärten der Welt, die schon zu DDR-Zeiten angelegt wurden, entstand auf freien Flächen eine hügelig modellierte Landschaft mit neuen Bauten und frisch gepflanzten Bäumen und Sträuchern. Besucher können durch eine neue Tropenhalle wandeln oder von der Plattform „Wolkenhain“ auf dem Kienberg bis zum Fernsehturm schauen. Auf einer Metallkonstruktion wurde eine Bespannung montiert, die an eine Wolke erinnern soll.
Zudem wurden eine Art Amphitheater mit begrüntem Dach für Konzerte, eine große Ausstellungshalle sowie ein Besucherzentrum gebaut. In einer Seilbahn können Gäste über das Ausstellungsgelände schweben. Die Bahn hält auch auf dem rund 100 Meter hohen Kienberg.
WAS KOSTET DAS PROJEKT?
Aus verschiedenen Töpfen fließen laut Geschäftsführer Schmidt fast 100 Millionen Euro in die erste IGA in Berlin. Davon wurden 50 Millionen Euro für die dauerhafte touristische Infrastruktur eingeplant. Das Land Berlin gibt einen Zuschuss von knapp 10 Millionen Euro für das wichtige Projekt der Stadtentwicklung.
WAS ZAHLEN BESUCHER?
Das Tagesticket kostet 20 Euro, beliebig viele Fahrten mit der Seilbahn sind einbegriffen. Eine normale Dauerkarte ist für 90 Euro zu haben. Es gibt auch Ermäßigungen. Der Vorverkauf laufe gut, so der Geschäftsführer. Er rechne auch mit „gartenaffinen Touristen“ gerade aus den Niederlanden und England. Einen finanziellen Flopp wie bei der Bundesgartenschau in der Havelregion befürchten die Macher nicht.
IST EINE GARTENSCHAU NICHT LANGWEILIG FÜR KINDER?
Planschen unter Wasserkaskaden, Sommerrodelbahn und zahlreiche Spielplätze sollen laut IGA-Konzept Familien animieren, mit ihren Sprösslingen zu kommen. Sie könnten auch vom Aussterben bedrohte Hochlandrinder oder Schafe aus nächster Nähe beobachten. Es wird damit gerechnet, dass Besucher im Schnitt fünf bis sechs Stunden bleiben.
WO IST DER INTERNATIONALE ASPEKT DER SCHAU?
Neun Gartenkabinette wurden angelegt, sie sollen Traditionelles und Zeitgenössisches aus aller Welt präsentieren. Gestalter aus Thailand, Australien, Libanon und Südafrika geben Einblicke in fremde Welten. Auch der Chinesische Garten, im Jahr 2000 als erste Erweiterung der Gärten der Welt eröffnet, mache dies möglich.
BEKOMMT MARZAHN EIN GRÜNES IMAGE?
„Ich hoffe, dass die Ausstellung hilft, das Negativ-Image des Bezirkes abzustreifen“, sagt Geschäftsführer Schmidt. Marzahn gilt als größte deutsche Plattenbausiedlung. Schmidt schwärmt von einem neuen touristischen Ziel. „Das ist ein ganz neuer Blick auf die Stadt.“ Viele Anwohner seien schon jetzt stolz und würden neue Chancen für den Bezirk Marzahn-Hellersdorf sehen. Die IGA sei nachhaltig konzipiert. „Wir übergeben nach der IGA den Kienberg als neuen Volkspark an die Öffentlichkeit - ohne Eintritt.“
WAS VERSCHWINDET NACH DEN 186 AUSSTELLUNGSTAGEN?
Kioske und Toilettenhäuschen werden laut Schmidt abgebaut. Auch die Blumenhalle wird demontiert, soll aber später woanders neu genutzt werden. Das meiste aber bleibe. 60 Hektar der Fläche werden dann ohne Kosten zugänglich sein, für die erweiterten Gärten der Welt muss wie bisher ein Ticket gekauft werden. Mit dem Bezirk sei vereinbart, dass die Grün GmbH die Flächen nach dem Ausstellungsende pflegt. Auf Dauer bleibt auch das neue Umwelt-Bildungszentrum direkt an einem Teich. dpa