In der Taxi-Falle: Mannometer, Taxameter
Es sind wenige, aber deren Preise haben es in sich: Betrüger, die Fahrgäste abzocken. Der Verband fordert: Justiz muss härter und schneller durchgreifen.
Erst kürzlich ist es wieder passiert: Ein ahnungsloser älterer Berlin-Besucher stieg am Flughafen Tegel in ein vermeintliches Taxi. Das stand allerdings nicht am offiziellen Wartebereich vor den Gates 6 bis 9, sondern am Gate 13. Hier halten jene gern, die ihren Fahrgästen für den Transport in die City oft um die 100 Euro – einmal waren es sogar 400 Euro – abnehmen. Und sie im schlimmsten Fall einschüchtern und bedrohen.
Dieses Mal hatte der ältere Berlin-Besucher noch Glück. Ein Fahrer, der sich aktiv im Taxiverband Berlin-Brandenburg engagiert, machte ihn darauf aufmerksam, dass die richtigen Taxen anderswo stehen, und der Tourist stieg wieder aus.
Der Betrüger, der mit seinem Fahrgast auch ein lukratives Geschäft verschwinden sah, baute sich daraufhin drohend vor dem Mann vom Taxiverband auf – bis dieser aus seinem Auto stieg: Mit durchtrainierten 120 Kilo auf einer Größe von 1,80 Meter wollte sich der Taxibetrüger dann offenbar doch nicht anlegen, jedenfalls nicht offen. Leider komme es häufig vor, dass anständige Taxifahrer, die sich Betrügern in den Weg stellen, beschimpft oder bedroht werden, heißt es beim Taxiverband.
Seit sich eine Sonderkommission beim Landeskriminalamt mit den Taxibetrügern beschäftigt und auch viele Medien darüber berichtet haben, scheint die Situation etwas besser geworden zu sein, sagt der Vorsitzende des Taxiverbands Berlin-Brandenburg, Detlev Freutel: „Die Betrüger sind nicht mehr ganz so dreist. Aber jene, die zum harten Kern gehören, lassen sich von Bußgeldern, die das zuständige Labo, das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, verhängt, nicht beeindrucken. Die müssten endlich mal von einem richtigen Strafgericht verurteilt werden.“
Freutels Wunsch wird wohl kaum in Erfüllung gehen. Denn selbst ein seit längerem bekannter 47-jähriger Fahrer, gegen den Monate lang wegen zahlreicher Taxibetrügereien ermittelt wurde (der Tagesspiegel berichtete), ist nach Aussagen der Staatsanwaltschaft noch nicht einmal angeklagt. Dabei soll er nicht nur Touristen in Tegel illegal aufgenommen, sondern ihnen auch falsche Tarife berechnet und sie beim Wechseln betrogen haben. Weigerte sich ein Kunde, überhöhte Preise zu zahlen, soll der 47-Jährige sich ihm drohend genähert oder das Gepäck nicht aus dem Kofferraum herausgegeben haben.
Die Polizei hat das Verfahren längst an die Staatsanwaltschaft abgegeben, dort aber dauern die Ermittlungen noch an, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel: „Sie werden sicher zu einer Anklage führen, schließlich wurde bereits Ende vergangenen Jahres sein Taxi, also sozusagen die Tatwaffe, beschlagnahmt.“
Bei anderen Taxibetrügern – viele von ihnen sind mehrfach aufgefallen – lässt sich zumindest für die Öffentlichkeit nicht nachverfolgen, was aus den Ermittlungen wurde. 260 Verfahren hat die Sonderkommission der Polizei allein im vergangenen Jahr bearbeitet. Doch damit endet die Statistik. „Wir können Taxibetrug nicht extra erfassen“, heißt es unisono aus der Staatsanwaltschaft und den Gerichten. Das heißt, die Taxistraftaten fallen unter allgemeine Betrugsfälle – und davon gibt es zigtausende pro Jahr.
Die von den zuständigen Behörden mit Verweis auf den Datenschutz begründete mangelnde Information über den weiteren Verlauf der Ermittlungsverfahren verstärkt aber natürlich den Frust: bei den Polizisten ebenso wie bei den Kontrolleuren vom Labo. Die sind ohnehin personell am Limit – wie mehrfach berichtet, müssen sich sechs Mitarbeiter um rund 7400 Taxen kümmern.
Aber auch viele ehrliche Fahrer sind sauer über die Trägheit der Justiz, auch Detlev Freutel vom Taxiverband: „Der Spuk ist noch lange nicht vorbei“, sagt er. „Ich erwarte klare Ergebnisse von den Behörden und der Justiz.“
Um ehrliche Fahrer, vor allem aber unwissende Berlin-Touristen zu schützen, hat der Taxiverband mit Unterstützung durch andere Verbände und das Labo erst einmal Infozettel zur Handreichung in Tegel drucken lassen. Darauf stehen viele Hinweise und auch die ungefähren Fahrpreise. Danach kostet eine Fahrt selbst ins entlegene Marzahn nur knapp mehr als 35 Euro. Für 100 Euro käme man schon fast bis Frankfurt (Oder).
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