1000 Stockschläge: Mahnwache vor Botschaft: „Stoppt die Folter an Raif Badawi“
Empörte Demonstranten forderten vor der Botschaft von Saudi-Arabien in Berlin die Freilassung von Raif Badawi. Der Blogger wurde wegen vermeintlich islamkritischer Äußerungen zu einer harten Strafe verurteilt.
Stolz weht die grüne Flagge Saudi-Arabiens auf dem Botschaftsgelände im Wind. Auf ihr prangt das islamische Glaubensbekenntnis, darunter ein Schwert. Ihr gegenüber stehen die Teilnehmer der Mahnwache für den saudischen Blogger Raif Badawi.
Der regimekritische Journalist war wegen „Beleidigung des Islam“ im vergangenen Jahr zu einer martialischen Strafe verurteilt worden: Zehn Jahre Haft, 194.000 Euro Geldstrafe und 1000 Stockschläge. Saudi-Arabien, mit dem Deutschland diplomatisch und wirtschaftlich gute Beziehungen pflegt, wirft ihm vor, Muslime, Juden, Christen und Atheisten als gleichwertig bezeichnet zu haben. 50 Stockschläge hat Badawi bislang bekommen, Experten schätzen die Bestrafung als lebensgefährlich ein (Lesen sie hier das Tagesspiegel-Interview mit Badawis Ehefrau).
„Wir befürchten, dass es morgen weitergeht“, sagt Florian Oswald. Der 26-Jährige ist Mitglied in der Menschenrechtsorganisation Amnesty International und hat die Mahnwache gegenüber der saudischen Botschaft in Berlin Mitte angemeldet. In den vergangenen Wochen habe seine Organisation versucht, der Botschaft Petitionen zur Freilassung des Bloggers zukommen zu lassen.
Rund 50 Menschen sind gekommen
Zu dem Protest sind rund 50 Menschen gekommen. „Stoppt die Folter an Raif Badawi“, skandieren sie. Vorbeifahrende Autos hupen aus Solidarität. Unter den Demonstranten ist auch die 26-Jährige Mona Kebe. Sie sei vor allem hier, um die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam zu machen, sagt sie dem Tagesspiegel. „Ich wünsche mir eine Stellungnahme der Botschaft und vor allem der Bundesregierung dazu, wie sie sich zu Folter verhalten“, so Kebe.
Dem schließt sich auch Elfriede Fetke, 76, an. Sie ist seit 27 Jahren bei Amnesty International aktiv. „Dieser Fall hat zum Glück mehr Gehör gefunden als so manche andere Aktion von uns“, sagt sie. Die nächsten 50 Stockschläge sind vorerst verschoben worden, da Badawis Wunden noch nicht ausreichen verheilt sind. „Wir machen solange weiter, bis Badawi freikommt!“ ruft Florian Oswald ins Megaphon.