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Eine Boeing 747-400 der Lufthansa auf dem Flughafen Berlin-Tegel. Die Fluggesellschaft setzt im November auf einem einstündigen Flug zwischen Frankfurt und Berlin ein Großraumflugzeug ein.
© Wolfgang Kumm/dpa

Flugstrecke Berlin-Frankfurt: Lufthansa setzt Jumbo-Jet für Berlin-Flüge ein

Die Lufthansa verbindet nach der Air Berlin-Pleite die Hauptstadt und Frankfurt mit dem zweitgrößten Flugzeug der Welt – aber nicht auf Dauer.

Komfortabel ist es sicher nicht. Vielleicht sogar ein bisschen angsteinflößend. Aber dafür ganz ungewöhnlich – der Flug mit dem zweitgrößten Flugzeug der Welt zwischen Berlin und Frankfurt (Main). Am Mittwochabend war Premiere; am Donnerstag begann dann schon der Alltag.

Für die Passagiere heißt dass erst mal: Weit laufen. Wer den Flug LH 185 um 11.45 Uhr nach Frankfurt gebucht hatte, musste im Terminalbereich B am Hauptgebäude einchecken, über die Fußgängerbrücke zum Terminal C laufen, in dem einst Air Berlin zu Hause war, und von dort nochmals gut hundert Meter über das Vorfeld zum Flugzeug, einer Boeing 747-400; Jumbo-Jet genannt. Und dort: Treppe hoch; mit vielen Stufen. Am „Finger“ des Abfertigungsgebäudes kann der Jumbo nicht andocken.

An der Maschine stand auch noch eine Heerschar von Feuerwehrleuten. Nichts für Flugangsthasen. Doch die Männer guckten sich den großen Vogel nur an, um zu lernen, wie sie bei einem Einsatz vorgehen müssten. So ausgiebig, dass die ersten Passagiere warten mussten, bis die letzten Feuerwehrleute von Bord gegangen waren.

Jumbo-Jet als Übergangslösung

Der seltene Gast erfordert eben einen besonderen Aufwand. Die Lufthansa setzt nach der Air-Berlin-Pleite zunächst in diesem Monat ihr Riesenflugzeug auf der Rennstrecke Berlin–Frankfurt ein. Mehr Maschinen fliegen zu lassen, ginge nicht, sagte Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber. In den Spitzenzeiten starten und landen die Kranich-Flugzeuge in Tegel schon im Halb-Stunden-Takt. Die Start- und Landerechte von Air Berlin, die Lufthansa erworben hat, dürfen noch nicht genutzt werden.

Auch auf größere Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge kann die Lufthansa nicht zurückgreifen. Zwischen Berlin und Frankfurt sowie München fliege bereits nur noch der Airbus A 321 mit rund 200 Plätzen. Früher reichte auch die A 320 mit etwa 50 Plätzen weniger. „Und täglich hunderte von Fluggästen am Boden lassen? Das wollten wir auch nicht“, sagte Weber.

Und so tüftelten die Lufthanseaten wochenlang, wie sie die Langstrecken-Maschine auf die Kurzstrecke bringen können. Der Flugplan ist kompliziert. An manchen Tagen fliegen sie einmal, an anderen bis zu fünf Mal – montags bis donnerstags. Die Maschine am Donnerstag war vor dem Start in Frankfurt aus Seoul gekommen, nach einem weiteren Gastspiel in Berlin sollte sie am Abend in Frankfurt gen Rio abheben.

Groß, laut und besonders

Flugkapitän Andreas Heyen, der vor zehn Jahren zum letzten Mal im Cockpit nach Berlin geflogen war, freute sich über den Kurztrip mit 346 Passagieren, die fast alle Plätze besetzt hatten. „Da hat man doch etwas zu tun.“ Und auch Alisan Elis strahlte. Der Berliner arbeitet in Frankfurt als Operation Agent, der sich um alle Abläufe rings um das Flugzeug kümmert. Jetzt macht er den Job in Tegel. Ansonsten hätte jedes Mal ein Kollege aus Frankfurt mitfliegen müssen. Die Vorgabe, zwischen Landung und Start nur 50 Minuten verstreichen zu lassen, wurde am Donnerstag fast geschafft. Dass es ein bisschen länger dauerte, habe an einem vergessenen Laptop gelegen, sagte Elis.

Viele Passagiere nahmen auch den langen Fußweg nicht krumm – und fotografierten den Jumbo. Innen hatten sie es dann auch bequemer als sonst in den kleineren Maschinen. Nur ins Oberdeck dürfen sie nicht. „Das würde das Ein- und Aussteigen verlängern, sagte Weber.

Anwohner freuen sich weniger, denn der Jumbo ist nicht nur groß, sondern auch laut. Etwas Besonderes eben. Zumindest in Berlin.

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