Weder Berlin noch Hamburg: Linke lehnt Olympia-Bewerbung ab
Sportexperten der Linken aus Berlin und Hamburg trafen sich in der Hauptstadt und sammeln Argumente gegen die Olympia-Bewerbungen.
Die Linke versucht es humorvoll: Als die Sportexperten der Partei am Dienstag über die Olympischen Spiele sprechen wollten, luden sie dazu in die „Turnhalle“, ein Café in einer Ex-Schulsportstätte in Friedrichshain. Und weil sich Berliner und Hamburger Senat gleichermaßen um die Spiele bewerben wollen, gab es Berliner (die in Berlin allerdings Pfannkuchen heißen) und Hamburger. Die Sportexperten der Linksfraktionen im Berliner Abgeordnetenhaus und der Hamburger Bürgerschaft, Gabriele Hiller und Mehmet Yildiz, aßen aber nichts – sie hatten viel zu erzählen: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) sei kaum zu reformieren, die autoritäre Vergabe und das undurchsichtige Sponsoring bleibe, Anwohnerbeteiligung und Transparenz de facto ausgeschlossen.
Hamburger Linke: Was nützt Olympia, wenn Grundschüler nicht schwimmen können?
Die Annahme, sagte Yildiz, das IOC würde wie in Hamburg und Berlin gewünscht Verträge offenlegen, sei illusorisch: „IOC-Verträge wurden nie veröffentlicht.“ Baufirmen, Hotels, Werbewirtschaft wollten sichere Gewinne machen. Allein die Bewerbung in Berlin würde 50 Millionen Euro kosten – schon davon profitierten PR-Agenturen und Hotelbetreiber, die Orte vorstellen, Kontakte knüpfen und Funktionäre beherbergen. Amateurvereine und der Breiten- und Schulsport bekämen vom vielen Geld nichts ab, sagte Yildiz, vielmehr zahlten die Anwohner durch Steuermilliarden dazu.
„Was helfen 16 Tage Olympische Spiele, wenn in Hamburg-Billstedt nur jedes zehnte Grundschulkind schwimmen kann?“ Hiller verwies ebenfalls auf marode Sport- und Schwimmhallen, wenn gleich die Nichtschwimmerquote unter Berliner Schülern geringer sein dürfte: 40 Prozent in Neukölln etwa.
Schon Bewerbung für Olympia 2000 hat mehr gekostet
Das Haus von Innen- und Sportsenator Frank Henkel (CDU) beantwortete kürzlich eine Anfrage: Welche Investitionskosten seien Berlin für die Max-Schmeling-Halle, Velodrom und die Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark entstanden, die zur Bewerbung Berlins für die Olympische Spiele im Jahr 2000 errichtet worden waren. Das wollte Linken-Haushaltsexperte Steffen Zillich wissen. Antwort: Fast 414 Millionen Euro - 3,7 Millionen Euro mehr als geplant. Yildiz übrigens geht davon aus, dass sich Berlin im innerdeutschen Wettbewerb durchsetzen werde – schon wegen des Hauptstadtstatus’. Wie die Berliner dazu stehen? Hälfte-Hälfte, schätzt Hiller, noch aber habe es ja keine Diskussion darüber gegeben.
Hannes Heine