Kolonialismus in Berlin-Wilmersdorf: Linke fordern Umbenennung des Hohenzollernplatzes
Der Grund liegt in der kolonialen Vergangenheit des Hauses Hohenzollern, sogar von "Nazi-Schergen" ist die Rede.
Seit 1901 trägt der Hohenzollernplatz in Wilmersdorf seinen Namen, nun soll er ihn wieder verlieren – das fordern zumindest die Linken in einem der bemerkenswertesten Anträge für die erste Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Charlottenburg-Wilmersdorf nach der Sommerpause am 22. August. Der Zeitpunkt des Vorstoßes hängt zusammen mit Ansprüchen des Hauses Hohenzollern auf viele Kunstwerke, die in Museen in Berlin und Brandenburg gezeigt werden.
Die Begründung der Linksfraktion zielt allerdings hauptsächlich auf die Vergangenheit ab. Das deutsche Kaiserreich habe "Kolonien in Afrika errichtet und dort Völkermorde begangen" und trage "die Hauptschuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs".
Außerdem hätten sich "Teile der Hohenzollern" wie Kronprinz Wilhelm Prinz von Preußen dem Nationalsozialismus "symbolschwer zur Verfügung gestellt" und so zu dessen Aufstieg beigetragen. In einer Presseerklärung schreibt Fraktionschef Niklas Schenker sogar von "Nazi-Schergen".
Der Platz liegt am Hohenzollerndamm zwischen der Uhland- und der Fasanenstraße. Die Linken wünschen die Umbenennung "nach einer Person, die sich in besonderem Maße für Demokratie, soziale Gleichheit und die Republik eingesetzt hat" und streben eine breite Bürgerbeteiligung an.
Anschließend solle die BVG auch die Namen des U-Bahnhofs und der Bushaltestelle ändern. Gegen den Namen des Hohenzollerndamms wolle man "zunächst" nicht vorgehen, sagte Schenker auf Nachfrage.
In einem zweiten Antrag der Linken geht es direkt um die Besitzansprüche der Nachfahren der Preußenkönige. Das Bezirksamt soll sich dafür einsetzen, dass "keine Gegenstände und Artefakte aus dem Jagdschloss Grunewald und aus dem Schloss Charlottenburg" an den "Gier-Adel ohne Anstand" ausgeliefert werden. Hinsichtlich des Jagdschlosses wird die Charlottenburg-Wilmersdorfer Verwaltung allerdings wohl kaum tätig werden – denn dieses liegt hinter der Bezirksgrenze in Zehlendorf.