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Die Jungs von Kraftklub haben die Polohemden abgelegt, nun sind sie in schwarz. So heißt auch das neue Album.
© promo

Interview mit Kraftklub: „Lieber Bier als Koks“

Egal ob elendes Single-Dasein, misslungene Revolte oder ein geklautes Fahrrad- die Chemnitzer Jungs thematisieren ihre alltäglichen Probleme und bleiben sich trotz des Blitzerfolges ihres ersten Albums treu. Wir haben uns mit Leadsänger Felix unterhalten.

Weiße Polohemden, rote Hosenträger und Collegejacken - das war das markante Bühnenoutfit der deutschen Rockband „Kraftklub“. Natürlich hielten nicht nur ihrer Klamotten das Debütalbum „Mit K“ fast ein Jahr in den Albumcharts, sondern vor allem die Eingängigkeit der Musik. Nun sind die Jungs zurück - in schwarz. Sowohl was ihre Kleidung angeht, als den Titel des neuen Albums. In eine Schublade lassen sie sich nicht stecken. Den Hipster-Vorwürfen traten sie in „Mit K“ mit ihrem Song „Ich will nicht nach Berlin“ entgegen, in dem sie die Indieszene parodieren. Diejenigen, die sich jetzt beschweren, Kraftklub sei zu „Mainstream“, sollen sich mal das Lied „Unsere Fans“ anhören. „Unsere Fans haben sich verändert, unsere Fans haben sich verkauft“, singen sie darin, und drehen den Spieß so um. Kraftklubs Identität definiert sich seither durch ihre Herkunft aus Chemnitz, „der Stadt, die immer schläft,  (...) in der bis auf die ganzen Menschen nichts geht“ und durch das selbstgewählte Verliererimage, das sich auch trotz der Erfolgsgeschichte noch durch das zweite Album zieht.

Selbstfindung, Minderwertigkeitskomplexe, Einsamkeit und Melancholie geben den Titeln genau die Note an Orientierungslosigkeit, die der Generation der fünf Musiker zugeschrieben wird. „In Schwarz“ befindet sich bereits auf Platz 1 der Albumcharts. Musikalisch hat sich nicht viel verändert, die Verbindung aus Punkrock und Sprechgesang funktioniert immernoch.

Die Chance abzurocken, bekamen seit Mitte September die Fans in diversen Städten. Kraftklub startete die "Konvoi in Schwarz"-Tour, bei der Kraftklub in sieben Städten kostenlose Konzerte gab. Die offizielle „In-Schwarz-Tour“ beginnt im Februar 2015.

Die Zielgruppe bleibt jung, sicher auch dank Texten „Wenn trinken keine Lösung ist, hab ich auch kein Problem.“ In dem neuen Album rechnen sie mit einigem ab: Der koksende Promi-Szene, den türsteherbreiten Möchtegern-Gangs, die nur „darauf achten hart auszusehen“ und den RTL-Besessenen, die sich bei „Revolution oder Berlin Tag oder Nacht?“ für letzteres entscheiden. So werden Kraftklub mit „In Schwarz“ ihrem Anspruch gerecht: Sie zeigen,„dass wir nicht so eine Band sind, bei der man nach einem Durchlauf hört, dass da zwei, drei Hits sind, und der Rest Füllmaterial ist."

Wir haben uns mit Leadsänger Felix unterhalten. Ein Gespräch über das neue Album, Frida Gold und Promi-Partys

Die Jungs von Kraftklub haben die Polohemden abgelegt, nun sind sie in schwarz. So heißt auch das neue Album.
Die Jungs von Kraftklub haben die Polohemden abgelegt, nun sind sie in schwarz. So heißt auch das neue Album.
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Im Lied „Wie ich“ sagst du, dass du keinen Bock mehr hast, „Ich“ zu sein. Wer möchtest du sein?
Wenn ich mir eine Person aussuchen könnte, die ich sein will...Dann bleib ich lieber Ich.

Wann wurde euch klar, dass ihr von Hobbymusikern zu einer Erfolgsband geworden seid?
Das war genau zu dem Zeitpunkt, als Till aus seiner Berufsschule geschmissen wurde. Wo wir gemerkt haben: Okay, wir sind einfach zu viel unterwegs, als dass wir das noch unter einen Hut kriegen könnten mit Ausbildung oder Studium. Und dann waren wir mehr oder weniger gezwungen, alles auf eine Karte zu setzen, die Lehre von Till abzubrechen und einfach loszufahren. Das war aber noch bevor das Album kam.

Wie kam es zu der kostenlosen „Konvoi-In-Schwarz“-Tour?
Beim Bier. Wir kommen eigentlich auf die meisten von unseren Ideen, wenn wir einfach zusammensitzen, Bier trinken und quatschen

Und wie kommt man darauf, eine Exfreundin mit einem Fahrrad zu vergleichen, wie ihr es im Lied „Mein Rad“ macht?
Das sagst DU, dass das ein Vergleich mit der Exfreundin ist. Vielleicht habe ich auch einfach nur den Schmerz des Fahrradverlustes mit der emotionalen Sprache des Verlustes der Exfreundin verglichen.

In „Zwei Dosen Sprite“ zieht ihr über die Promi-Szene her und auch die sonstigen Texte eures neuen Albums sind eher melancholisch angehaucht. Ist es so schlimm, berühmt zu sein?
Nö, es ist nicht schlimm, berühmt zu sein. Im Gegenteil, wir haben damit eigentlich ganz gute Erfahrungen gemacht. Nur: wenn du berühmt bist, heißt das noch lange nicht, dass man auf diese komischen Kack-Parties gehen muss, auf die man dann so eingeladen wird. Manchmal haben wir das alles mit großen Augen angeguckt und standen dann da und dachten: „Boah, ist ja total toll auf so einer Promi-Party“ und dann haben wir gemerkt: Okay, wir wollen eigentlich gar nichts mit diesen vermeintlichen Prominenten zutun haben, das kotzt uns eigentlich eher alles ein bisschen an. Lieber Bier als Koks.

In einem Interview habt ihr gesagt, der Plan sei, ein „enttäuschendes zweites Album“ herauszubringen. Ist das zweite Album für euch nun „zufriedenstellend enttäuschend“?
Ich habe schon die ein oder andere Review gelesen, die genauso war, wie ich es erwartet hatte. So Dinge wie: „Ja, ganz gut gemacht, aber kommt natürlich nicht an das alte Album ran“. Was viele Leute vergessen ist, dass es bei dem ersten Album genau solche Reviews gab. Da gab es die Leute, die gesagt haben „Ja, die Demo, die war cool, aber jetzt das „Mit K“, das ist richtig scheiße“. Deswegen lass ich da lieber noch ein bisschen Zeit ins Land gehen und dann lese ich mir mal die ganzen Reviews durch. Wir sind sehr zufrieden mit dem Album. Wir freuen uns total, die Songs live zu spielen und die Leute, die auf die Konzerte gekommen sind, die haben die neuen Songs auch total abgefeiert. Das ist eigentlich für uns die Hauptsache.

Mit wem würdet ihr niemals auf eine Bühne gehen?
Hm, ja, da gibt es ein, zwei Leute aber die würde ich jetzt nicht sagen.

Okay, dann nenne ich mal das Stichwort Frida Gold. In "Alles wegen dir" singt ihr:„Sogar irgendwie ganz gut der neue Song von Beyoncé . Selbst die Frida Gold Single is' - nein, is' sie nich'“.
Joa, das hat einfach gut gepasst an der Stelle. Fanden wir lustig. Man lernt Backstage immer mal andere Künstler kennen. Und es gibt ganz oft Leute, die total gute Musik machen, wo man richtig Fan ist und dann stellt man fest: Mensch, die sind leider zu unsympathisch. Oder andersrum. Man sagt „Oh, die Musik gefällt mir überhaupt nicht, aber derjenige, der sie macht, ist so nett. Das ist so ein toller Typ. Irgendwie kann man das gar nicht blöd finden.“ Und ganz selten passt beides zusammen: Da findet man beides scheiße. 

Auf eurem ersten Album hieß ein Song „Ich will nicht nach Berlin“. Wie ist es für euch, gezwungener Maßen hier zu sein?
Echt sehr schön. Wir haben jetzt auch einen Großteil unseres Albums in Berlin aufgenommen. In den letzten Jahren waren wir eigentlich relativ oft da und wir haben unseren Frieden geschlossen.

David Fresen, Marlene Resch

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