Beleuchtete Bahnbrücken in Berlin-Charlottenburg: Licht an, Spot an
Unter der einst düsteren Bahnbrücke in der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg wurde eine neue Beleuchtung eingeschaltet. Ende nächster Woche startet eine künstlerische Installation in der Bleibtreustraße – und weitere Projekte folgen.
Seit vielen Jahren ärgerten sich Anrainer in der Wilmersdorfer Straße über die dunkle Brücke am S-Bahnhof Charlottenburg und beklagten, diese wirke auf Passanten wie eine Barriere zwischen der Fußgängerzone und dem südlichen Straßenteil in Richtung Kurfürstendamm. Seit Freitagabend gibt es nun mehr Licht: Mitglieder der AG Wilmersdorfer Straße, der Lichtdesigner Andreas Boehlke sowie Vertreter der Firma Selux und des Bezirksamts nahmen die neue Beleuchtung in Betrieb.
Bei trübem Wetter wird sich diese bereits vor der Dämmerung einschalten. Andreas Boehlke ist als Lichtkünstler bekannt, doch diesmal hat er die Installation einfach und die Kosten niedrig gehalten. Und er stellte den Kontakt zum Hersteller Selux (früher: Semperlux) her, der die Leuchten gespendet hat. Der Bezirk bezahlt rund 10 000 Euro für die Montage und jährlich voraussichtlich um 2000 Euro für den Strom. Die Straßen-AG finanziert Wartungen und Reinigungen.
Bis vor etwa eineinhalb Jahren war es sehr dunkel unter der Brücke, danach brachten ein paar vom Land Berlin finanzierte Laternen etwas mehr Licht. Jetzt gibt es zusätzlich eine Reihe von Strahlern. Dies soll nicht die einzige Verbesserung bleiben: Nebenan will die BVG bald den Eingang des U-Bahnhofs Wilmersdorfer Straße neu gestalten.
Weniger begeistert waren Politiker wie der Charlottenburg-Wilmersdorfer Vize-Bürgermeister Klaus-Dieter Gröhler ( CDU) und Baustadtrat Marc Schulte (SPD) darüber, dass die Deutsche Bahn die vielen Schmierereien an den Wänden unter der Brücke noch nicht beseitigt hat. Im hellen Licht fallen diese jetzt noch mehr auf.
Für acht weitere Brücken in der City West gibt es ein Lichtkunstkonzept: Die Berliner Stadtentwicklungsverwaltung, das Regionalmanagement City West und weitere Beteiligte planen eine „Perlenkette“ aus Licht. Am kommenden Freitag geht es in der Bleibtreustraße am S-Bahnhof Savignyplatz los: Eine „interaktive Beleuchtung in Kreisform“ soll über Bewegungsmelder auf die Passanten, fahrende Autos und den Bahnverkehr reagieren.
Eine Illumination der Brücke in der Kantstraße, zwischen Bahnhof Zoo und Theater des Westens, soll im Spätherbst folgen. Voraussichtlich im Frühjahr geht es am Bahnhof Zoo weiter mit der Brücke über der Hardenbergstraße.
Das Geld stammt aus dem Bund-Länder-Programm „Aktive Zentren“ und von der Stiftung „Lebendige Stadt“, deren Kuratorium der Versandhaus-Erbe und Manager Alexander Otto leitet. Für Strom und Wartung kommen Anrainer unter Federführung der AG City auf.
Passanten sollen sich nicht nur an schöneren Anblicken erfreuen, sondern sich auch sicherer fühlen. Außerdem glauben die Initiatoren, Probleme wie Vermüllung, Graffiti oder Drogenhandel durch die Aufhellung dunkler Ecken zu vermindern.
Cay Dobberke