Berlin-Mitte: Leipziger Platz bekommt Neubau ohne Wohnraum
Lange wurde gestritten, nun beginnt der Bau des Bürogebäudes in der letzten Baulücke am Leipziger Platz - ohne Wohnungen. Das Bezirksamt hat die Baugenehmigung erteilt.
Über die Nutzung der letzten Baulücke am Leipziger Platz 18-19 wurde im vergangenen Jahr heftig debattiert, nun hat das Bezirksamt Mitte den umstrittenen Neubau genehmigt: Eine Firma mit Sitz in Luxemburg lässt dort ein Büro-und Geschäftshaus errichten – ohne den für das Gebiet eigentlich vorgesehenen Anteil an Wohnungen.
Der Bebauungsplan sieht für das Grundstück am Leipziger Platz einen Wohnungsbestand von mindestens 20 Prozent der Bruttogeschossfläche vor. Weil der Investor, die F100 Investment AG, das in seinen Plänen nicht berücksichtigte, hatte das Bezirksamt in Mitte die Bauvoranfrage Anfang 2016 abgelehnt.
Diese Entscheidung wurde jedoch vom damaligen Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) kassiert. Die Begründung: Der Verkehrslärm sei bei Wohnräumen direkt am Leipziger Platz zu hoch. Linke, Grüne wie auch der Koalitionspartner CDU griffen Geisel wegen dieser Ausnahmegenehmigung scharf an, zumal es kein Lärmgutachten gab und auch bekannt wurde, dass Ex-Senator und SPD-Mitglied Peter Strieder das luxemburgische Unternehmen berät.
Mittes Baustadtrat findet Entscheidung gegen Wohnungen "bedauerlich"
Dass nun keine neuen Wohnungen am Leipziger Platz entstehen, findet Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) „bedauerlich“. Die Entscheidung, auf den Wohnanteil im Neubau zu verzichten, sei „ohne Not“ gefällt worden. Er habe sich mit den Investoren an einen Tisch gesetzt und versucht, diese doch noch davon zu überzeugen, einen Teil der Fläche zu Wohnungen zu machen – erfolglos.
Jetzt entstehen in dem zehnstöckigen Neubau knapp 2000 Quadratmeter Handelsfläche im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss. Im zweiten bis neunten Obergeschoss werden auf rund 6500 Quadratmeter Büros einziehen.
Die Berliner Architekten Léonwohlhage wollen noch 2017 mit dem Bau beginnen und ihn 2019 abschließen. Die geplante Fassade aus Glas und Kunststein, die von der BVV als zu düster kritisiert worden war, soll heller werden. Außerdem sollen Gothe und Senatsbaudirektorin Regula Lüscher in die Gestaltung miteinbezogen werden.