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Bald auf dem Trockenen? Naturschützer haben Angst, dass Tesla der Region das Wasser absaugt.
© Patrick Pleul/dpa

Mehr als 200 Einsprüche gegen Teslafabrik: Leibniz-Institut warnt vor Risiken für Spree und Müggelsee

Umweltverbände haben einen 109-Seiten-Einspruch gegen die Gigafactory in Grünheide eingereicht. Die Grüne Liga hält den Bau für „nicht genehmigungsfähig“.

Potsdam - Brandenburgs Umweltverbände warnen vor negativen Umweltauswirkungen der inzwischen fast fertigen Tesla Gigafactory in Grünheide, die nach dem aktuellen Zeitplan von Elon Musk noch 2021 in Betrieb gehen soll, möglichst schon im Oktober.

Im Hauptgenehmigungsverfahren für das Werk, das noch keine finale Genehmigung hat, haben Naturschutzbund, Grüne Liga, BUND, Naturfreunde und Verkehrsclub Deutschland eine weitere 109 Seiten umfassende Einwendung eingereicht. Am Freitag lief die Frist ab – in der Einsprüche gegen die jüngst ausgelegten 11 000 Seiten Tesla-Pläne zur nachträglichen Erweiterung um eine Batteriezellenfertigung und einer veränderten Konfiguration des Werkes geltend gemacht werden konnten – mehr als 200 gingen ein. Zugleich warnte das Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in einer jetzt veröffentlichten „wissenschaftlichen Einschätzung“ vor Risiken infolge des Werkes für die Spree und den Müggelsee, unter anderem durch zusätzliche Sulfatbelastungen.

„Wir wissen, dass sich so ziemlich alle Sorgen um das Wasser machen außer Elon Musk“, sagte dazu Christiane Schröder, Geschäftsführerin des Naturschutzbundes Brandenburg. Der Tesla-Chef hatte im Rahmen seines jüngsten Besuches die Befürchtungen zu Wasserverbrauch ins Lächerliche gezogen. Wie berichtet, hat auch der Wasserverband Strausberg-Erkner, der das Werk beliefert, massive Bedenken eingebracht. „Was da bis jetzt vorliegt, ist eigentlich nicht genehmigungsfähig“, sagte Michael Ganschow von der Grünen Liga als ein Fazit. „Es dürfen keine weiteren Vorab-Zulassungen erfolgen.“ Bei den Behörden liegen dazu drei weitere Anträge von Tesla vor. Wenn die genehmigt werden, wäre die Fabrik fertig, wenn die finale Genehmigung erteilt wird.

Die Verbände fordern dagegen eine erneute Auslegung der Pläne, es wäre die vierte, da geschwärzte Unterlagen keine umfassende Bewertung der Umweltauswirkungen zulassen würden. In der Stellungnahme weisen sie auf die aus ihrer Sicht nicht ausreichend geklärte Wasser- und Störfallproblematik hin, auf Mängel im veränderten Umgang mit Niederschlagswasser im Trinkwasserschutzgebiet, auf Risiken durch die 1100 neuen Pfahlbohrungen und zusätzliche Verkehrsbelastungen. Die Verbände zeigten sich enttäuscht, dass frühere Hinweise auch mit der dritten Auslegung kaum aufgegriffen worden seien. „Man hat das Gefühl, dass nur das getan wird, was Tesla nicht weh tut“, sagte Schröder.

Wie problematisch Schwärzungen in den Unterlagen sind, zeigt sich aus Sicht der Verbände besonders bei der Batteriezellfertigung, etwa bei der Thematik der dort entstehenden Produktionsabwässer. Die sollen auf dem Werksgelände vorgereinigt werden, damit das zum Berliner Klärwerk Münchehofe geleitete Abwasser den Standards der Berliner Wasserbetriebe entspricht. Doch eine Abwasserbehandlungsanlage im Trinkwasserschutzgebiet ist aus Sicht der Verbände nicht zulässig. Über die Produktionsabwässer der Batteriefabrik gebe es jedoch kaum Angaben: „Höchstfracht und Höchstkonzentration sind komplett geschwärzt“, heißt es in der Stellungnahme.

Und das Regenwasser soll – das war eine Forderung der Verbände – nun zwar in mehreren Becken (statt zentral) gesammelt werden, ehe es versickert. Die jetzige Lösung sei aber „nicht weniger kompliziert“, so Schröder. Ganschow wies darauf hin, dass die Becken in einen Grundwasserleiter ragen, und für Starkregenereignisse zu klein sind, mit denen man wegen des Klimawandels vermehrt rechnen muss.

Auch deshalb mahnt das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), bei solchen Großvorhaben wie der Gigafactory die Wasserauswirkungen vorerst umfassender zu untersuchen.IGB 2016] „Diese genaue Prüfung ist wichtig, weil die Ansiedlung industrieller Großprojekte die bereits kritische Wasserverfügbarkeit und Gewässerbelastung in wasser- und niederschlagsarmen Regionen wie Berlin-Brandenburg weiter verschärfen kann“, heißt es. /IGB 2016]Die Region sei „zwar gewässerreich, aber gleichzeitig sehr wasserarm.“ Das IGB wies darauf hin, dass Tesla die Einleitung von Sulfat über das Abwasser beantragt habe, LFU 2021]„was die Sulfatkonzentrationen in Spree und Müggelsee weiter erhöhen könnte.“

Die seien aber bereits hoch, was insbesondere auf die stillgelegten Braunkohletagebaue im Einzugsgebiet der Spree zurückzuführen sei. „Das Sulfat-Langzeitmonitoring des IGB entlang der Spree zeigt, dass die Sulfatkonzentrationen im Oberflächenwasser der Spree seit Jahren sehr hoch sind und häufig den Trinkwassergrenzwert von 250 mg/L erreichen“, heißt es. IGB 2016]„Deshalb sollte jede zusätzliche Sulfatbelastung der Spree vermieden werden.“ Thorsten Metzner

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