Bildung in Berlin: Lehrermangel? Was Eltern jetzt fordern
Der Landeselternausschuss hat zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels in der Hauptstadt 17 Forderungen aufgestellt. Wir haben sie zusammengefasst
Der Landeselternausschuss (LEA) hat zur Bekämpfung des Lehrermangels 17 Forderungen aufgestellt. Die Elternvertreter sorgen sich angesichts einer Versorgungslücke von rund 1000 Lehrkräften besonders um die Qualität des Unterrichts. Maßnahmen wie etwa die Streichung von Förder- und Teilungsunterricht oder das Heranziehen von Studierenden lehnt der LEA ab. „Das bringt eine unverantwortliche Abwärtsspirale in Gang“, sagt Landeselternsprecher Norman Heise. Die Forderungen kompakt:
Besseres Krisenmanagement
Die Eltern wollen, dass ein Krisenstab eingerichtet wird, unter Beteiligung der Elternvertreter und der Lehrerverbände. Außerdem müsse in der Senatsbildungsverwaltung ein professionelles und strategisches Personalmanagement eingeführt werden, das von einer externen Unternehmensberatung unterstützt werden sollte. Trotz jährlicher Prognosen zum Lehrkräftebedarf fehlten durch Fehlplanungen und Mangelverwaltung seit Jahren Pädagogen.
Zu dieser Kritik passt es, dass in der Online-Jobbörse (www.bildung.berlin.de/stellenausschreibungen) zurzeit kein einziges Lehrerstellenangebot angezeigt wird, wie der LEA anmerkt. Er regt zudem einen wissenschaftlichen Beirat unter Beteiligung der Universitäten an, um die Qualität des Schulsystems zu verbessern.
Weniger Prüfungen
An Gymnasien sollen die zeitaufwändigen Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss (MSA) abgeschafft werden. „Weniger Prüfzeit bringt mehr Unterrichtszeit“, argumentiert der LEA. Zum Erreichen des MSA sollte die Versetzung in die 11. Klasse ausreichen. Auch für Schulabschlüsse an Sekundarschulen sollten Alternativen aus anderen Bundesländern geprüft werden.
Entlastung von Lehrkräften
Lehrkräfte müssen von zeitaufwändigen bürokratischen Aufgaben entlastet werden. Um Lehrerstunden zu sparen, sollten Lehrkräfte keine Pausenaufsichten führen müssen, dies könnten Schulsozialarbeiter übernehmen. An allen Schulen sollten sofort Verwaltungskräfte eingestellt werden.
Anreize schaffen
Für Teilzeitlehrkräfte sollten Anreize zur Stundenerhöhung geschaffen werden. Zum Beispiel die Möglichkeit, diese Stunden auf ein Lebensarbeitszeitkonto anzusparen und dann für ein Sabbatical zu nutzen. Eine weiterer Vorschlag: Bei freiwilliger Stundenerhöhung soll es 20 Prozent mehr Gehalt pro Zusatzstunde geben. Schulen sollten zudem ein Budget bekommen, um Leistungsprämien vergeben zu können.
Quereinsteiger steuern
Jedes Lehrerkollegium dürfe höchstens zu einem Achtel aus Quereinsteigern oder anderen nicht voll ausgebildeten Lehrkräften bestehen. Dazu soll die Schulverwaltung die ausgebildeten Lehrer auf die Schulen verteilen. Diese Lehrkräfte sollten im Gegenzug die Garantie bekommen, sich nach einer bestimmten Zeit wieder frei an jeder Schule bewerben zu können.
Quereinsteiger müssen außerdem besser qualifiziert werden, fordert der LEA. Sie sollen eine dreimonatige Einstiegsfortbildung absolvieren, bevor sie vor der Klasse stehen. Kein Quereinsteiger dürfe als Klassenlehrer und in der Schulanfangsphase arbeiten. Zudem sollten Quereinsteiger jederzeit eingestellt werden dürfen, und nicht wie bisher nur zu starren Einstellungsterminen.
Weitere Forderungen
Lehramtsstudienplätze sollen massiv ausgebaut und der NC herabgesetzt werden. Die Senatsbildungsverwaltung sollte zehn Prozent ihrer abgeordneten Lehrkräfte befristet an Schulen versetzen. Die Schulen müssten attraktiver werden: Noch immer gebe es Standorte ohne ausreichende Personaltoiletten, Arbeitsplätze im Lehrerzimmer oder Ruhezonen. Und nicht zuletzt müssten die Berliner Schulen positiver dargestellt werden. Die Außendarstellung bestehe fast nur aus „Katastrophennachrichten“. Eine ernsthafte Vision für die öffentlichen Schulen fehle.
Und ein Dank an die Lehrkräfte
In einem separaten Schreiben bedankt sich der Landeselternausschuss ausdrücklich bei allen Lehrkräften „am Ende eines langen und anstrengenden Schuljahres“.
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