Wie man Einbrüche verhindert: Leben in der Bude hilft
Die Zahl der Einbrüche nimmt zu. Die Polizei rät: Urlaubspläne auch nicht bei Facebook ausplaudern.
Kriminalhauptkommissar Bernd Bories holt einen Schraubenzieher aus der Tasche. 35 Zentimeter lang, stabiler Holzgriff. Er schiebt das Werkzeug zwischen Flügel und Rahmen eines verschlossenen Fensters, drückt kurz – und schon ist das Fenster einen Spaltbreit geöffnet. „Alleine dieser Schraubenzieher“, sagt Bories, „gibt mir eine Hebelkraft von 650 Kilogramm.“ Der Fachmann der Polizei macht so anschaulich, was Polizeipräsidentin Margarete Koppers gerade erst bemängelt hat: Viele Wohnungen seien schlecht gesichert. Anlass war die starke Zunahme von Einbrüchen in diesem Jahr. Wie berichtet, beträgt der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr 24 Prozent.
Dieser Trend bei Einbrüchen in Wohnungen und Villen hält seit 2005 an. Damals wurden 6000 Einbruchsdelikte gezählt, 2009 waren es 9000 und von Januar bis November 2011 verzeichnete die Polizei 9730 Einbrüche. Viele Berliner scheint das aber kaum zu beunruhigen. „Die meisten Kunden kommen erst, wenn schon eingebrochen worden ist“, heißt es beim „Berliner Schlüsseldienst“ am Spandauer Damm in Charlottenburg. Eine Erfahrung, die Kriminalhauptkommissar Bories bestätigt. „Kommen Sie zu uns, bevor die Ganoven zu Ihnen kommen“, sagt er. „Besonders vor Neu- und Umbauten und Sanierungen.“
Im Beratungsladen der Polizei sind Terrassentüren, Hauseingänge und Fenster in allen Varianten aufgebaut. Hier erläutern Experten Stangenschlösser für Flügeltüren, Panzerriegel, Zylinder, Fenstersicherungen oder durchsichtige Folien, die ein Einschlagen der Scheibe verhindern. „Stehlen Sie den Einbrechern Zeit, bevor Sie bestohlen werden“, fasst Bernd Bories den Sinn all dieser Technik zusammen. Die meisten Täter hätten es „ganz eilig“. Höchstens zehn Minuten dürfe der Bruch dauern inklusive Herumstöbern. Ist das Eindringen erschwert, geben die Täter eher auf – was in Berlin nur bei jedem dritten Einbruchsversuch der Fall ist.
„Terrassentür aufgehebelt, Parterrewohnung durchwühlt“, mit diesem Fall aus Steglitz waren die Kripo-Berater am Dienstag konfrontiert. Die geschädigte Familie will ihr Zuhause nun besser absichern. Ein Tipp dabei: „Sicherungen sollen von außen gut erkennbar sein.“ Auch das schrecke die Einbrecher ab. Gesichert werden sollten vor allem Terrassentür oder Fenster – gegebenenfalls soll die Jalousie auch tagsüber heruntergefahren werden. Das Haus solle belebt wirken: Zeitschaltuhren an Radiogeräten, Lampen und Jalousien sind hilfreich. Auf Anrufbeantwortern und in Netzwerken wie Facebook sollten keine Hinweise hinterlassen werden, dass man im Urlaub sei. Auch sollte der Postbote nicht über die Abwesenheit informiert werden. Polizist Bories sagt: „Aufmerksame Nachbarn sind Gold wert“ – allerdings muss nicht die gesamte Nachbarschaft von den Urlaubsplänen wissen. Die meisten Täter sind laut Polizei schwer zu fassen. Sie agieren in Banden, sind gut trainiert, reisen für ihre Taten kurzfristig an – häufig aus Osteuropa. Bislang wird nur jeder vierte Einbruch aufgeklärt. Christoph Stollowsky
Polizeiliche Beratungsstelle, Platz der Luftbrücke 5, Tel.: 4664-979999, www.berlin.de/polizei/praevention/eigentum
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