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Feger und Sammler: Laubsäcke voll Gold

Die Straßen sind verstopft mit Laub. Viele Berliner fegen das goldene Gut zusammen und verschnüren es in Säcken. Eifrige Sammler verdienen dieser Tage mit Laubsäcken anderer Leute ihr Geld.

Der Transport von Laubsäcken entwickelt sich für manche Privatleute zu einer einträglichen Einnahmequelle, wie die Berliner Stadtreinigung (BSR) am Donnerstag bestätigte. Insbesondere nach dem Wochenende würden die mit bis zu 25 Kilogramm Biomasse gefüllten Plastiksäcke in die Recyclinghöfe gekarrt, um sie gegen den Lohn von einem Euro je Sack abzugeben – oft von Leuten, die die gefüllten Säcke vor den Grundstücken anderer Menschen eingesammelt haben.

Bisher sei die entgeltliche Rückgabe vor allem von Kleingartenvereinen genutzt worden, so Sabine Thümler, Sprecherin der BSR. Diese könnten mit dem gesammelten Laub ihrer Gartenkolonie ein paar Euro unter sich aufteilen. Auch Hausmeister oder Handwerker würden gerne Laubsäcke einsammeln, die sie während ihrer Arbeit antreffen. Und sogar Fußballvereine gingen auf Laubsackjagd, um ihre Vereinskasse aufzufüllen. Für diejenigen, die die Säcke kaufen, lohne sich die persönliche Abgabe oft nicht. Oft stellen Hausbesitzer die gefüllten BSR-Säcke vor das eigene Grundstück, um den Rest kümmert sich die Stadtreinigung. Der Konkurrenz durch eifrige Privatleute steht die BSR gelassen gegenüber. Sie sammelt die Säcke während ihrer regulären Fahrten ein, feste Termine zur Abholung gebe es nicht. Ein Versuch in Buckow mit vorgegebenen Abholzeiten habe sich nach Angaben der BSR-Sprecherin nicht bewährt. „Die Leute hielten sich nicht daran.“

Auch habe es bisher keine Beschwerden von Hausbesitzern gegeben, dass andere mit ihren Laubsäcken Geld verdienen. „Wer seinen Laubsack auf die Straße stellt, gibt damit sein Einverständnis dazu, dass er entsorgt wird. Durch wen, spielt dabei keine Rolle“, so Thümler.

BSR-Laubsäcke können an allen Berliner Recyclinghöfen für drei Euro erworben werden. Die Entsorgung vor der Haustür ist im Preis inbegriffen. Wer das Laub selber in die Höfe bringt, bekommt für jeden Sack einen Euro. Mehr als fünf auf einmal werden nur an den Höfen in der Neuköllner Gradestraße und in der Lengeder Straße in Reinickendorf entgegengenommen.

Vor fünf Jahren wurde dieses System in Berlin eingeführt. Inzwischen verkauft die Stadtreinigung nach eigenen Angaben etwa 850 000 Laubsäcke pro Jahr. Bis zu 90 Prozent davon würden zurückgebracht. Die BSR selbst entfernte im letzten Jahr 90 000 Kubikmeter an Laub von den Straßen Berlins, so viel wie 1600 Zugwaggons Ladung fassen. Hier muss sie aber keine Konkurrenz fürchten. Den Euro gibt es nur für die BSR-Säcke, nicht für das Laub selbst. bkr

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