Estrel-Hotel in Berlin-Neukölln: Las Vegas an der Sonnenallee
Die Spielhölle in der Wüste von Nevada ist die Blaupause für das Berliner Megahotel. Für noch mehr Kongresse, großes Entertainment und Messen wird jetzt angebaut.
Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) sieht Neukölln bald in einer Liga mit Barcelona, Wien und Rom. „Da geht jedem Kommunalpolitiker das Herz auf.“ Und Tourismusmanager Burkhard Kieker erklärt enthusiastisch: „Willkommen im Las Vegas Berlins.“ Grund ist die Erweiterung des Estrel-Hotels an der Sonnenallee, die am Donnerstag vorgestellt wurde. Im Sommer 2015 soll eine weitere große Kongresshalle eingeweiht werden, die „Convention Hall II“ mit insgesamt 10 000 Quadratmetern und 80 zusätzlichen Arbeitsplätzen. Investiert werden rund 30 Millionen Euro. Damit wächst der Kongress-, Messe- und Entertainmentbereich des Hotels (Stars in Concert) auf 25 000 Quadratmeter. Der neue City Cube an der Messe hat nur 22 000 Quadratmeter.
Die Estrel-Manager und Visit-Berlin-Chef Burkhard Kieker betonen, dass das neue Estrel der Messe keine Konkurrenz machen soll. Die Nachfrage wachse einfach immer weiter, und deshalb sei es gut, wenn die „Lücke“ nach der Schließung des ICC durch neue Angebote gefüllt werde. Die neue Estrel-Halle helfe, einen „drohenden Engpass“ im Messegeschäft zu vermeiden, sagte Kieker. Der größe Fauxpas sei, eine Anfrage für eine größere Messe ablehnen zu müssen. Die Veranstalter wichen dann nach Wien, Rom oder Barcelona aus.
Der Fauxpas ist den Estrel-Managern immer mal wieder passiert, deshalb bauen sie jetzt an. Und weil für die vielen Kongressteilnehmer schon jetzt genügend Zimmer im eigenen Hotel fehlen, plant Eigentümer Ekkehard Streletzki weiter einen 175-Meter-Hotelturm auf der anderen Seite der Sonnenallee zusammen mit einer dritten Kongresshalle.
Dann wird das Estrel-Hotel endgültig zum Megakongresszentrum mutiert sein und womöglich tatsächlich in einer Liga mit Rom und Barcelona spielen. Weil der Bebauungsplan noch geändert werden muss, wird der Turmbau wohl erst 2016 starten. Dennoch läuft derzeit schon die Planung. Allein 17 Gutachten müssten vorgelegt werden, sagte Hoteldirektor Thomas Brückner, eines davon befasst sich mit den Auswirkungen auf die Radarüberwachung des Berliner Luftraums durch die Bundeswehr.
Heinz Buschkowsky würdigte Hotelier Streletzki und sein Estrel als „eierlegende Wollmilchsau“. Aus dem Nichts habe er einen florierenden Großbetrieb geschaffen. „Das war hier mal ein öder Schrottplatz.“