Wohnungsbau in Berlin: Landeseigene Gewobag kauft NKZ am Kotti
Der private Investor hat das Nachsehen. Die öffentliche Berliner Wohnungsbaugesellschaft Gewobag bekommt das NKZ am Kottbusser Tor für 56,5 Millionen Euro.
Die Würfel sind gefallen: Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Gewobag bekommt das begehrte Neue Kreuzberger Zentrum (NKZ) am Kottbusser Tor. Dazu ist an diesem Nachmittag ein Termin beim Notar vereinbart zur Unterzeichnung des Kaufvertrages über das Ensemble mit 295 Wohnungen und 90 Läden. Der meistbietende private Investor kommt nicht zum Zuge. Dieser hatte die Frist verstreichen lassen, die mit der NKZ-Gesellschaft zur Bereitstellung des angebotenen Kaufpreises in Höhe von 57,5 Millionen Euro vereinbart hatte.
Half der Druck aus dem Bezirk?
Der Vorsitzender des Gesellschafterbeirats der NKZ Peter Ackermann teilte auf Anfrage diesen überraschenden Ausgang des Vergabeverfahrens mit. Nachdem bekannt worden war, dass der Gebäude-Komplex mit Sozialwohnungen an einen Privatinvestor verkauft werden sollte, war es zu Protesten unter Mieteraktivisten gekommen. Der Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg Florian Schmidt hatte angekündigt, das Vorkaufsrecht des Bezirks ausüben zu wollen und den Verkauf an die private Firma notfalls vor Gericht und mit einem Gang durch alle Instanzen zu blockieren. Schmidt erklärte das NKZ zum Fanal für den Kampf um bezahlbaren Wohnraum im Bezirk.
Käufer Gewobag zahlt viel und muss sich bei Mieterhöhungen zurückhalten
Die landeseigene Wohnungsfirma Gewobag hatte 56,5 Millionen Euro geboten. Zu der überraschenden Wende im Bieterwettbewerb wollte sich niemand äußern. Der hohe Kaufpreis dürfte eine rentable Bewirtschaftung des Ensembles nicht unbedingt einfach machen. Zumal die öffentlichen Wohnungsunternehmen auf Drängen von Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) auf einen Teil der gesetzlich zulässigen Mieterhöhungen verzichten. Auch der Spielraum für die Umlage von Sanierungskosten auf die Mieten schränkt die Vereinbarung ein.
Das NKZ ist ein typisches Beispiel für die brachiale "Stadterneuerung"
Der Kreuzberger Wohnblock ist ein typisches Beispiel für den brachialen Umbau der Stadt mit der Stadterneuerung der 1960er Jahre und die absurde öffentlichen Förderungspolitik im Sozialen Wohnungsbau im West-Berlin der 1960er Jahre. Die Planer rissen ganze Wohnblöcke aus der Gründerzeit ab, um auf den Flächen Neubauten zu errichten. Die besseren Renditen trieben diese „Kahlschlagsanierung“ an, wie Gegner sie nannten. Denn zur Errichtung neuer Quartiere in der Vorstadt mussten Straßen, Netze und Schulen erst gebaut werden, was die Gewinne der Bauträger schmälert.
Altlast verfehlter Förderungspolitik
Das NKZ ist aber auch ein Beispiel für die absurde Förderpolitik im Wohnungsbau. Die Stadt zahlte Subventionen in rauen Mengen, indem sie Zuschüsse in Höhe der Erstellungskosten gewährte und dadurch schon damals „Kostenmieten“ in Höhe von 15 Euro je Quadratmeter im Monat entstanden. Und weil nach Ablauf der Förderperiode von bis zu 30 Jahren die teuer gebauten und geförderten Wohnungen den Bauträgern zur freien Verfügung zufällt, schrumpft seit Jahren der Bestand an Sozialwohnungen für Haushalte mit geringen Einkünften in Berlin.