Mülltrennung in Berlin: "Kunststoffe könnte man aussortieren"
Rüdiger Oetjen-Dehne ist Gutachter bei der Umwelt- und Energie-Consult. Er hat eine Expertise zur schlechten Qualität des Berliner Altglases erstellt und nach Ursachen geforscht.
Rüdiger Oetjen-Dehne ist Gutachter bei der Umwelt- und Energie-Consult. Er hat eine Expertise zur schlechten Qualität des Berliner Altglases erstellt und nach Ursachen geforscht.
Herr Oetjen-Dehne, in drei Berliner Bezirken werden die Glastonnen aus den Berliner Höfen durch Sammelcontainer im Quartier ersetzt. Einige fordern sogar, die Trennung von Müll komplett abzuschaffen. Warum eigentlich nicht?
Weil es ein Verstoß gegen das Kreislaufwirtschaftsgesetz wäre. Außerdem geht es technisch nicht.
Wieso nicht?
Papier, Glas und Biomüll müssen Haushalte getrennt sammeln, denn das können nicht mal die modernsten Sortieranlagen. Allenfalls Kunststoffe könnten aussortiert werden. Aber dazu müssten die Müllentsorger viele neue Sortieranlagen bauen. Das würde Millionen kosten, denn die Technik ist teuer. Und die Rechnung dafür müssten die Haushalte bezahlen. Denn über die Erhöhung der Müllgebühren würden die Entsorger die erforderlichen Investitionen wieder hereinholen.
Müllgebühren zahlen alle ja schon heute.
Ja, aber die Müllgebühren der BSR zählen zurzeit zu den niedrigsten in Deutschland. Für Verpackungen zahlen wir alle extra. Rein statistisch sind es zehn Euro pro Person im Jahr. Dieses Geld wird von den Herstellern der verpackten Waren eingesammelt, die es selbst auf den Preis der Produkte draufschlagen. Dieses System ist im Großen und Ganzen gerecht, weil jeder Verbraucher immer nur für die einzelne Packung bezahlt, die er kauft und die entsorgt werden muss.
Die Hoftonne fürs Altglas ist offenbar ein Hauptstadtbonus. Gehört der nicht auch mal entsorgt?
Nein, weil die Bürger am Anfang der Kette stehen und durch ihren Einsatz bei der Mülltrennung viel für die Umwelt tun. Wenn man das gewohnte System abschafft, dann ist das ein falsches Signal. Wenn die Leute keinen Sinn mehr in dem System sehen, hören sie auch auf, das Altpapier vom Rest zu trennen und ihren Biomüll.
Die Fragen stellten Eva Riedmann und Ralf Schönball.
Ralf Schönball
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