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"Schlüssel zu Stadt" nennen die Künstler ihre Aktion. Sie schließen U-Bahnhöfe für Obdachlose auf.
© Vimeo

Für Obdachlose im Winter: Künstler schließen U-Bahnhöfe auf - BVG verärgert

Mit Schlüsseln verschafften sich Aktivisten Zugang zum U-Bahnhof Leopoldplatz und Kottbusser Tor - damit Obdachlose dort schlafen können.

Verwackelte Videoaufnahmen von BVG-Mitarbeitern, die Gittertüren zu U-Bahnhöfen abschließen. Danach Sequenzen, in denen verhüllte Gestalten eben jene wieder öffnen. "Menschen erfrieren im Freien, unter Brücken, auf Parkbänken, in Hauseingängen in Abrisshäusern", sagt eine Frauenstimme.

Jedes Jahr steige die Zahl der Kältetoten und nun dürften sie nicht mal mehr in den U-Bahnhöfen schlafen, heißt es im Video des Künstlerkollektivs "Rocco und seine Brüder", dass Sonntagabend auf der Videoplattform "Vimeo" veröffentlicht wurde. Es trägt den Titel "Schlüssel zur Stadt".

Wegen "vermeintlicher Sicherheitsgründe" seien die Bahnhöfe nachts geschlossen, der mühsam ausgehandelte Kompromiss zwischen Senat und BVG, zwei Stationen als Kältebahnhöfe offen zu halten (Lichtenberg und Moritzplatz), wird als "armselig" bezeichnet.

Die Aktivisten haben sich darum wohl Schlüssel für die U-Bahnhöfe nachmachen lassen, die Türen geöffnet und Pakete mit Decken, Brötchen, Kaffee-Gutscheinen und Warnwesten für Obdachlose hinterlassen. Unter anderem am U-Bahnhof Leopoldplatz in Wedding, am Kottbusser Tor und am Hermannplatz, Boddinstraße, Hansaplatz und Schönleinstraße. Insgesamt habe man 50 Bahnhöfe geöffnet, manche auch mehrmals, über den Zeitraum von etwa einer Woche, heißt es vom Künstlerkollektiv. Gegen die BVG habe sich die Aktion aber nicht in erster Linie gerichtet, auch wenn man die Haltung zu dem Thema kritisieren würde.

An die Schlüssel kommt man leicht

Das beruhigte BVG-Sprecherin Petra Nelken allerdings nicht. Sie ist hörbar sauer, als sie über die Aktion spricht. Es sei eine "eitle Selbstdarstellung" und habe nichts mit Hilfe für Obdachlose zu tun. Stattdessen hätten die Aktivisten lieber an den Kältebahnhöfen Lichtenberg und Moritzplatz helfen sollen, sagt Nelken. Und auch das sei nur eine Notlösung, denn niemand wolle auf einem U-Bahnhof schlafen meint Nelken. "Aber wenn die denken, dass ist so toll, ermögliche ich ihnen das gerne mal", sagt sie.

Da der Starkstrom auf den Gleisen auch nachts nicht abgeschaltet werde, sei es gefährlich in U-Bahnhöfen zu schlafen. "Und eine Warnweste hilft auch nicht gegen Starkstrom", sagt Nelken.

Darauf, dass die Leute von "Rocco und seine Brüder" Schlüssel hatten, reagiert Nelken wenig überrascht. "An so einen Schlüssel zu kommen ist nicht schwer", sagt sie. Viele Menschen bräuchten nachts Zugang zu den Bahnhöfen. Etwa um sauber zu machen oder Züge zu rangieren.

"Rocco und seine Brüder" sind vor drei Jahren schon mit einer Aktion aufgefallen. Zu Jahresbeginn 2016 richteten sie ein möbliertes Zimmer in einem U-Bahnhof ein.

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