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Ismael Duá (r.) started "Le Salon", a regular culture club in the bar "Das Kapital".
© Felix Rodewaldt

Berlin-Neukölln: Kunst im Kiez

Ein Neuköllner Kulturverein bringt am Karl-Marx-Platz Kreative und Alteingesessene zusammen.

Es ist Montagabend am Karl-Marx-Platz in Neukölln. Der 61-jährige Erich Segmüller geht von seiner Fahrschule rüber zur Bar „Das Kapital“. Hier hat der gemeinnützige Verein „Le Salon“ zum Gespräch mit Künstler Safak Velioglu eingeladen. Ein- bis zweimal pro Woche finden hier solche Abende statt, der Senat und das Bezirksamt fördern das Projekt. Fahrlehrer Segmüller kommt gern vorbei. „Da wird über Bilder und Videos aus aller Welt gesprochen. Manchmal gibt es Musik. Das ist für mich ein guter Ausgleich.“

Im „Kapital“ dampft ein Gemüseeintopf auf dem Herd hinter dem Tresen. Im kleinen Schankraum gibt es eine Bühne, im Raum sind Weinkisten gestapelt, die als Bücherregale dienen. Rund 20 Menschen – junge und ältere, solche, die schon immer hier gelebt haben und Zugezogene – sitzen auf Kisten und Barhockern. Safak Velioglu ist aus Istanbul angereist und zeigt seinen Dokumentarfilm „Social Art for Social Change“. Es geht um einen Vergleich zwischen deutscher und türkischer Kulturfinanzierung.

„Man kommt hier mit Fremden leicht ins Gespräch.“

„Mich interessiert, wie die Künstler über die Runden kommen“, sagt Erich Segmüller. Er kennt den Karl-Marx-Platz seit 2003, da ist er mit seiner Fahrschule hergezogen und hat miterlebt, wie Ismael Duá, Initiator des Vereins „Le Salon“ und gebürtiger Pankower, vor drei Jahren das Lokal zum Leben erweckt hat.

Früher war hier mal eine Dönerbude, erzählt der 36-jährige Duá. „Der Laden stand 16 Jahre lang leer“, sagt Duá. „Strom- und Wasserleitungen mussten neu gelegt werden.“ Während er redet, begrüßt er Gäste, darunter Tommy Metz, Webdesigner aus dem US-Bundesstaat Colorado. „Alle paar Monate bin ich in Berlin und komme an dieser Bar vorbei. Heute bin ich zum ersten Mal reingegangen.“ Er schätzt die intime Atmosphäre des „Kapitals“. „Man kommt hier mit Fremden leicht ins Gespräch.“

Gelebte Demokratie

Mehr als 200 Künstlergespräche gab es schon. Von Donnerstag bis Sonntag kommen außerdem Kiezbewohner vorbei, um zu zeichnen, Schach zu spielen oder Sprachen zu lernen. „Die meisten Kulturräume richten sich eher an Fachpublikum. Orte wie diesen, an dem Künstler mit Berlinern und Touristen zusammenkommen, gibt es kaum“, sagt Duá. „Für mich ist das gelebte Demokratie,“ sagte seine Vereinskollegin Jasmin Grimm. „Jeder kann mitreden und sich einbringen.“

Am Ende des Abends spielt Safak Velioglu noch ein paar Lieder auf einer kleinen türkischen Gitarre. Und Ismael Duá stößt mit Erich Segmüller auf mindestens drei weitere Jahre Nachbarschaft an.

Milan Ziebula

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