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Der Neue. Andreas Knieriem ist seit 1. April der Chef in Berlins Zoo und Tierpark.
© dpa

Neuer Zoo-Chef in Berlin: Künftig Nacht-Golf beim Tierpark-Wolf

Der Chef von Zoo und Tierpark Andreas Knieriem hat am 1. April sein Amt angetreten - und offenbar große Pläne. Ein Geheimpapier ist jetzt durchgesickert - mit spektakulären Ideen.

Der neue Zoo-Chef Andreas Knieriem hat vor Amtsantritt nur wenig über seine Pläne durchsickern lassen. Das ist auch verständlich, denn diese Pläne stecken voller brisanter Ideen – einige davon stehen in einem Referentenpapier, das dem Tagesspiegel bereits vorliegt. Nur eine dieser Ideen ist bereits seit Längerem bekannt: In Friedrichsfelde soll durch die Bäder-Betriebe ein Spaßbad realisiert werden, in dem die Besucher, nur durch Glas getrennt, Seite an Seite mit zum Teil gefährlichen Wildtieren schwimmen können. Erwogen wird aber auch – und das ist neu –, den Badenden nach floridianischem Vorbild direkte Tuchfühlung mit Seekühen zu ermöglichen; diese Tiere gelten als Wellness-Symbole, ihren Gesängen wird Heilkraft zugeschrieben.

Aber Zoo und Tierpark wollen auch aus eigener Kraft rentabler wirtschaften. Zu diesem Zweck soll ein neues, bei Bahn- und Flugverkehr abgegucktes Preissystem eingeführt werden, zu dem ein Frühbucherrabatt gehört. Neu sind beispielsweise auch Premium-Tickets, deren Inhaber ausgewählte Tiere füttern dürfen. Täglich wird unter ihnen außerdem ein Tier zur Mitnahme nach Hause verlost – das können überzählige Meerschweinchen oder Ziegen, aber auch Vogelspinnen oder Biber sein. „Giraffen eignen sich vermutlich nicht als Give-away“, heißt es vorsichtig in dem Papier.

Auch die Zoo-Pädagogik wird demnächst in Berlin neue Wege gehen. Um die Perspektive der eingesperrten Tiere besser erläutern zu können, will man versuchshalber die Besucher in Käfige einschließen, während die Tiere draußen frei herumlaufen. Ein für den Tierpark Friedrichsfelde besonders lukratives Angebot ist das Nachtgolf nach Singapurer Vorbild. Auf einem Freigelände mit neun Löchern, das von zahlreichen Tieren besiedelt ist, können Golfer mit Nachtsichtgerät ihren Sport ausüben, immer in der Ungewissheit, ob eventuell ein gestörter Coyote oder Komodowaran den Ablauf durcheinanderbringt.

Ein besonders heikles Thema will der Zoo laut Referentenentwurf ab 2015 anpacken: die umweltverträgliche Nutzung der Tiere, die aus züchterischen Erwägungen getötet werden müssen. Anders als die Kopenhagener Kollegen will man auf öffentliche Schlachtungen verzichten, möchte das Fleisch aber, wenn möglich, den Berliner Feinschmeckern zugänglich machen. Zu diesem Zweck soll ein Outlet-Store am Elefantentor eingerichtet werden, der Spezialitäten wie „Rib-Eye vom jungen Königstiger“ anbietet, Raritäten wie den fast ausgestorbenen Hertha-Frosch oder normale Schollenfilets aus dem Aquarium. Alle Produkte sollen eine tierärztliche Unbedenklichkeitsbescheinigung tragen und Fair-Trade- sowie MSC-zertifiziert sein.

Ergänzt werden soll dieses Angebot durch ein Gourmet-Restaurant im Schloss Friedrichsfelde. Es steht – soviel ist schon vereinbart – unter der Leitung des britischen Küchenstars Heston Blumenthal („The Fat Duck“), der vor allem mit raffinierten Wildgerichten wie dem „Dekonstruierten Wasserschwein im eigenen Saft“ oder dem „Confierten Kängurubeutel mit Tequila und Petersilie“ berühmt wurde. Schlechte Nachricht für Berlins Feinschmecker: Am Abend bleibt dieser Gourmettempel als Club-Restaurant exklusiv den Zoo-Aktionären vorbehalten.

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