Berliner Sparkasse: Kundencenter für Flüchtlinge eröffnet
Die Sparkasse eröffnet zwei Kundencenter für Flüchtlinge. Dort werden sie beraten, auch auf Arabisch. Die Eröffnung eines Kontos ist erheblich erleichtert worden – wenn die Behörden mitmachen.
Die beiden Wachleute, die am Eingang stehen, sprechen Arabisch. Das trifft sich gut, dann können die Männer mit dem strengen Blick bei Bedarf gleich mal dolmetschen. Denn die Menschen, die an ihnen vorbei ins Kundencenter der Berliner Sparkasse in Wilmersdorf, genauer: Berliner Straße 40 - 41, marschieren, sind vorwiegend Flüchtlinge. Für sie ist dieses Center eingerichtet worden. Als Anlaufstelle für Asylsuchende, die in Ruhe und ohne Sprachbarrieren ein Girokonto eröffnen wollen.
Am Montag wurde das Kundencenter für Flüchtlinge eröffnet, am Mittwoch offiziell vorgestellt. Johannes Evers, der Vorstandsvorsitzende der Berliner Sparkasse, erklärte die Gründe zur Einrichtung dieses Centers: „Es gab eine sehr kritische Situation in anderen Filialen.“
Flüchtlinge hatten viele Fragen, stießen auf Sprachprobleme, normale Kunden mussten warten, vielleicht waren sie auch noch verärgert über die Verzögerung. Auf jeden Fall gibt es jetzt zwei zentrale Anlaufstellen der Berliner Sparkasse für Flüchtlinge, neben Wilmersdorf auch noch in der Frankfurter Allee 147 in Lichtenberg. Dort werden sie mit viel Zeitaufwand beraten, dort sind auch die Sprachbarrieren nach Möglichkeit beseitigt.
Polizeiliche Meldebestätigung muss vorliegen
Flüchtlinge und Girokonten, das ist ein komplexes Thema. Seit 9. September hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (Bafin) die Einrichtung eines Kontos für Flüchtlinge erleichtert. Hintergrund ist die große Zahl von Menschen, die ins Land strömen. Bislang war das Verfahren sehr bürokratisch; viele Unterlagen mussten vorgelegt werden. Für die Betroffenen oft eine unüberwindliche Hürde.
Nun gilt eine Übergangsregelung. Flüchtlinge müssen nur noch Folgendes vorlegen: ein Dokument, das den Briefkopf und das Siegel einer deutschen Ausländerbehörde trägt, ein Dokument mit Identitätsangaben (Name, Geburtsort und - datum, Staatsangehörigkeit und Anschrift), ein Dokument mit Passfoto, zudem muss die Unterschrift des Bearbeiters der Ausländerbehörde vorliegen.
Allerdings gibt es noch einen weiteren Punkt, der eine Rolle spielt. Wer zum Beispiel in Berlin ein Girokonto eröffnen will, muss eine polizeiliche Meldebestätigung vorlegen. Sonst hat er Pech. Die Bank in Berlin will ja keinen Kunden haben, der drei Tage später in eine andere Stadt geschickt wird.
Minderjährige erhalten kein Konto
Pech haben auch Menschen, die schon längere Zeit in Deutschland leben, deren Asylantrag aber abgelehnt wurde und die derzeit nur geduldet sind. Das lässt sich leicht an den Dokumenten sehen, die sie vorlegen. Wenn jemand jahrelang in Berlin wohnt, aber lediglich eine Duldung vorzeigen kann, bei dem muss man damit rechnen, dass er früher oder später abgeschoben wird.
Und so jemandem wird kein Girokonto eingeräumt. Wer kein Girokonto besitzt, der erhält in der Regel seine finanzielle Unterstützung bar ausgezahlt. Auch Minderjährige erhalten kein Girokonto. Flüchtlinge, die ein Girokonto erhalten, können allerdings keinen Überziehungskredit in Anspruch nehmen. Damit soll vermieden werden, dass die Bank auf Verlusten sitzen bleibt, wenn der Kontoinhaber spurlos verschwunden ist.
Praktikanten als Sprachmittler
Nach Angaben von Evers gibt es derzeit in Berlin nur zwei Kundencenter, die sich ausführlich um Flüchtlinge kümmern – die der Berliner Sparkasse. In Wilmersdorf sind vier Mitarbeiter für die Flüchtlinge eingesetzt. Seit Montag wurden 13 Girokonten eingerichtet. Evers, aber auch Tanja Müller-Ziegler, im Vorstand der Berliner Sparkasse für das Privatkundengeschäft zuständig, rechnen damit, dass es in den nächsten Tagen erheblich mehr werden. Die Berliner Sparkasse hat seit Jahresbeginn 5000 Konten für Flüchtlinge eröffnet, wesentlich mehr als in den vergangenen Jahren.
In den Kundencentern der Berliner Sparkasse können nun die Flüchtlinge intensiv beraten werden, sagt Vorstandschef Evers. Und vielleicht springt für den einen oder anderen sogar gleich noch ein Job raus. „Wir suchen Praktikanten, die als Sprachmittler bei der Beratung helfen“, sagt Evers. „Wir haben Flüchtlinge als Kunden, die fließend englisch und deutsch sprechen. Die können wir gebrauchen.“