Neuköllner Ali-Baba-Spielplatz: Kritiker regen sich über Halbmond auf Kletterturm auf
Islamfeinde machen Stimmung gegen das neue Spielgelände an der Walterstraße. Für Neuköllns Bürgermeisterin ist der Streit "absurd".
Fast jedes Kind hat schon mal von „Ali Baba und den vierzig Räubern“ gehört. Nun wurde ein Neuköllner Spielplatz nach der Abenteuergeschichte gestaltet. In der Walterstraße 22 steht ein Holzturm im Sandkasten, oben drauf ein Halbmond. Ein Kamel kreuzt den Weg, Ali Baba ist auf der Suche nach der Schatztruhe. Seit Kurzem interessieren sich auch einige Facebook-Nutzer für den Spielplatz. Auf diversen Seiten, auch auf dem Profil der islamfeindlichen Bewegung Pegida, kritisieren Nutzer den Spielplatz und rufen zur Zerstörung des Gerüsts auf. Er sei ein weiterer Ausdruck der "Islamisierung des Abendlandes".
Burkard Dregger von der CDU ruderte wieder zurück
Auch in der CDU-Fraktion regt sich Unmut. Burkard Dregger, Sprecher der CDU-Fraktion für Integrationspolitik: „Vermutlich hat sich dieses doch sehr fragwürdige Projekt irgendein Beamter ausgedacht, der meint, er hätte damit einen Beitrag zur Völkerverständigung erreicht“, sagte er der „Berliner Zeitung“ noch am Donnerstag. Tags drauf sah er die Dinge gelassener: „Es gibt in Berlin wichtigere Themen als diesen Spielplatz“, so Dregger am Freitag auf Anfrage.
Ausgedacht hat sich die Idee Güldane Yilmaz. Sie leitet die Kindertagesstätte „Ali Baba und seine Räuber“ am Kranoldplatz, gleich in der Nähe der Walterstraße. Das Grünflächenamt des Bezirks sei auf sie zugekommen, um den alten, heruntergekommenen Spielplatz umzugestalten. Dazu hätten sie auch Ideen von Kindern mit einbezogen, sagt Yilmaz. Die ersten Entwürfe waren dann die Grundlage für einen bezirklichen Ideenwettbewerb zum Thema tausendundeine Nacht. Die Thüringer Firma Spielart gewann den Wettbewerb mit ihrer „Orientalischen Burg mit Basar“. Viele Berliner Spielplätze sind nach speziellen Motiven gestaltet – so zum Beispiel der Hexenspielplatz in Neukölln, oder der Spielplatz „Zirkus Aladin“ in Wilmersdorf.
Mögen sich die Erwachsenen doch ein Beispiel an den Kindern nehmen, die dort wohl unbefangen und gut gelaunt spielen werden.
schreibt NutzerIn Krokofant
"Wir leben nun mal in einem multikulturellen Berlin"
Neuköllns Bezirksbürgermeisterin, Franziska Giffey (SPD), kann die Reaktionen zur Neugestaltung des Spielplatzes nicht nachvollziehen. Es sei eine „absurde und an den Haaren herbeigezogene Diskussion“. Der Halbmond sei nicht nur ein religiöses Symbol“, sagt auch Güldane Yilmaz. Auch sie kann die ganze Aufregung nicht verstehen. „Wir leben nun einmal in einem multikulturellen Berlin.“ Da könne man eben auch Spielplätze mit einem arabischen Thema gestalten. Dass der Spielplatz in Berlin gebaut wird, merkt man auch daran, dass er immer noch nicht benutzt werden kann. Eigentlich sollte er schon im Oktober fertig sein, jetzt wird er vermutlich Ende des Jahres eröffnet. Vermutlich.