Kriminalitätsatlas 2015: Kriminelle Kieze - wo in Berlin welche Taten dominieren
Gewalt und Drogen in der Innenstadt, Einbrüche am Stadtrand: Ein tieferer Blick in den „Kriminalitätsatlas 2015“ der Berliner Polizei.
Einbruch, Diebstahl, Körperverletzung: In allen Teilen von Berlin sind Kriminelle unterwegs. Die meisten Straftaten werden, wie berichtet, in der Innenstadt verübt: Taschen- und Ladendiebe können hier leicht Beute machen, Räuber und Drogendealer sind in Szenevierteln unterwegs. In den Vororten sinkt die Straßenkriminalität – dafür haben die Randberliner unter Einbrechern zu leiden. Ein kurzer Überblick über die wichtigsten Deliktarten.
Diebstähle
Bei den Diebstählen führen 2015 Mitte mit 12 971 Straftaten und Friedrichshain-Kreuzberg mit 11 858 Straftaten auf 100 000 Einwohner das Kriminalitätsranking deutlich an. In beiden Bezirken sind sowohl Taschen- als auch Fahrraddiebe sehr aktiv. Auch auf Einkaufsmeilen wie der Schlossstraße in Steglitz und am Kurfürstendamm in Charlottenburg wird viel gestohlen, genau wie rings um das Rathaus in Neukölln. Bis nach Marzahn-Hellersdorf trauen sich die Diebe aber offenbar noch nicht: Hier waren lediglich 3743 Diebstähle auf 100 000 Menschen zu verzeichnen. Autodiebe bevorzugen das wohlhabende Charlottenburg-Wilmersdorf – in Schmargendorf, Westend und am Kurfürstendamm – und den nördlichen Teil von Prenzlauer Berg. Auch in Haselhorst in Spandau, aus Plänterwald und aus Marzahn verschwinden viele Fahrzeuge.
Raub
In Friedrichshain-Kreuzberg ist die Wahrscheinlichkeit eines Raubüberfalls berlinweit am höchsten: Auf 100 000 Einwohner wurden im vergangenen Jahr 371 Raubüberfälle registriert. Auch in den anderen Innenstadtbezirken werden viele Raubtaten registriert: In Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf und Nord-Neukölln sind Räuber häufig unterwegs, während sie in den Außenbezirken deutlich seltener auf den Plan treten. Eine Ausnahme bildet die Spandauer Altstadt, wo im letzten Jahr 289 Raubtaten auf 100 000 Einwohner registriert wurden.
Körperverletzung
Bei Schlägereien und Messerstechereien führt Mitte (1978 Taten auf 100 000 Einwohner) mit knappen Vorsprung vor Friedrichshain-Kreuzberg (1700 Taten auf 100 000 Einwohner). Auch hier gilt: Je näher ein Kiez an der Innenstadt liegt, desto höher die Gefahr, von einem Kriminellen verletzt zu werden. Aber auch in der Rollbergsiedlung in Reinickendorf, der Dammvorstadt in Köpenick und in Teilen von Marzahn werden Konflikte häufig mit den Fäusten ausgetragen. Am friedlichsten ist es in Steglitz-Zehlendorf: Hier gab es mit 537 Taten auf 100 000 Einwohnern fast viermal weniger Körperverletzungen als in Mitte.
Wohnraumeinbrüche
Die meisten Einbrüche (479 Straftaten auf 100 000 Einwohner) waren 2015 in Charlottenburg-Wilmersdorf zu verzeichnen: Am Kurfürstendamm, am Halensee und in Grunewald sind viele Kriminelle unterwegs. Ansonsten nehmen sich die Einbrecher vor allem Gegenden am Stadtrand vor: Von Frohnau im Norden bis nach Schmöckwitz im Süden. In Marzahn-Hellersdorf stiegen die Wohnraumeinbrüche um rund 77 Prozent: Vor allem Biesdorf war betroffen.
Drogen
Auch bei den registrierten Drogendelikten ist Friedrichshain-Kreuzberg berlinweit Spitze: Mit 2011 registrierten Straftaten auf 100 000 Einwohner übertrifft der Bezirk das zweitplatzierte Mitte (734) um nahezu das Dreifache. Im Jahresvergleich stiegen registrierte Drogendelikte im grünen Szenebezirk um mehr als 80 Prozent – wohl auch, weil die Polizei gegen die Dealer im Görlitzer Park und dem RAW-Gelände vorgeht. Aber auch in der Altstadt Spandau, der Dammvorstadt in Köpenick, der Schillerpromenade in Neukölln und in Tegel-Süd wurden überdurchschnittlich viele Dealer und Konsumenten erwischt. Laut Polizei sind aber 90 Prozent der in Tegel-Süd festgestellten Drogendelikte auf die Insassen der JVA Tegel zurückzuführen.
Brandstiftung
In Friedrichshain-Kreuzberg wird mit 34 Brandstiftungen auf 100 000 Einwohner berlinweit am meisten gezündelt – die linksextreme Szene greift gern zum Feuerzeug, um der Polizei Arbeit zu machen. Dicht auf folgen Neukölln mit 33 Brandstiftungen (vor allem in Buckow-Nord und der Köllnischen Heide) und Mitte mit 31 Brandstiftungen. Auch in Alt-Lichtenberg, Marzahn-Nord und in mehreren Köpenicker Ortsteilen häuften sich die Brandstiftungen – möglicherweise im Zusammenhang mit den flüchtlingsfeindlichen Protesten des Jahres 2015.
Bedrohung und Nötigung
Am meisten gepöbelt wird in Mitte. Die Wahrscheinlichkeit einer unerfreulichen Begegnung lag hier mit 578 Delikten auf 100 000 Einwohner mehr als doppelt so hoch wie im friedlichen Steglitz-Zehlendorf mit 249 Delikten. In der Innenstadt geht es dabei generell ruppiger zu als in den Außenbezirken – allerdings bildet die Spandauer Altstadt auch hier eine Ausnahme. Im Osten wird lediglich aus Hellersdorf-Nord eine überdurchschnittliche Häufung von Bedrohungen gemeldet.