W-Lan-Netz: Kostenlos Surfen an der Spree
Was die Stadt seit langem plant, setzt Unternehmer Daniel Wall jetzt um: den Gratiszugang ins Internet. Erstmal für den Sommer. Ähnliche Projekte sind in Vorbereitung.
Im Rennen um ein kostenloses W-Lan-Netz in Berlin wird der Senat gerade vom Stadtmöblierer Wall überholt. An mehr als 20 Standorten in der Innenstadt, darunter Potsdamer Platz, will das Unternehmen einen öffentlichen Internetzugang ermöglichen. Das Angebot wendet sich vor allem an Berlin-Touristen und ist auf die Sommermonate beschränkt. Nähere Details will die Wall AG am Mittwoch bekannt geben.
Der Senat arbeitet bereits seit Jahren an einem kostenlosen W-Lan-Netz, scheiterte aber mehrfach an Widerständen aus den eigenen Reihen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung unter der Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) wollte wegen ästhetischer und technischer Vorbehalte keine Funkantennen an Laternen oder Ampelmasten dulden. Ein Angebot zur Nutzung privater W-Lan-Netze nach einem Konzept der Initiative „Freifunk“ wurde ebenfalls verworfen. Der ehemalige Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) erklärte resigniert, der Senat könne privaten Betreibern „kein attraktives Angebot unterbreiten“.
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) setzte das Thema nach dem Start der rot-schwarzen Koalition trotz aller Rückschläge erneut auf die Tagesordnung. Ein „Interessenbekundungsverfahren“ wurde gestartet, berichtet der SPD-Netzpolitiker Sven Kohlmeier. Mit Ergebnissen sei nicht vor dem Herbst zu rechnen. Staatskanzleichef Björn Böhning (SPD) hat sich persönlich dieses Themas angenommen. „Wir freuen uns über alle Initiativen, die eine Ausweitung des W-Lan-Netzes in der Stadt zum Ziel haben“, sagte Senatssprecher Bernhard Schodrowski.
Der Netzexperte der Grünen im Abgeordnetenhaus, Stefan Gelbhaar, begrüßte die Wall-Initiative als einen „ersten Schritt“. Aufseiten des Senats sei bislang „kein wirklicher Wille“ erkennbar gewesen, bei diesem Thema voranzukommen. Das Gegenargument, öffentliche W-Lan-Netze würden das illegale Kopieren von Musik und Filmen aus dem Netz befördern, sei nicht mehr stichhaltig. Eine Anmeldung des Nutzers könne auch bei öffentlich zugänglichen Netzen eingerichtet werden. Dennoch sieht Gelbhaar den Senat weiter in der Pflicht. Ein großflächiges W-Lan-Angebot müsse das Ziel sein. Außerdem sollten nicht kommerzielle Initiativen wie „Freifunk“ mehr Möglichkeiten erhalten, eigene Netze zu bauen. Dabei werden private W-Lan-Zugänge miteinander vernetzt.
"Wir können Berlin nicht flächendeckend mit W-Lan versorgen."
Parallel zum Wall-Projekt bereitet auch die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MaBB) ein kostenloses W-Lan für Berlin vor. Technischer Partner und Betreiber ist der Breitband-Anbieter Kabel Deutschland. „Die Verhandlungen sind in den letzten Zügen“, sagt MaBB-Direktor Hans Hege. Geplant seien insgesamt 90 W-Lan-Zugangspunkte, verteilt über die gesamte Stadt. Die Medienanstalt übernimmt ein Viertel der Anlaufkosten.
Auch Kabel Deutschland habe sich in der ersten Verhandlungsphase zeitweise aus dem Projekt verabschiedet, weil kein konkretes Geschäftsmodell absehbar gewesen sei, sagt Hege. Das habe sich mit der Nutzung von Tablet-Computern und Smartphones offenbar geändert. Wall und Kabel Deutschland könnten beim Aufbau eines kostenlosen W-Lan-Netzes kooperieren. Wall habe mit seinen „intelligenten Wartehäuschen“ schon eine gute Infrastruktur für die W-Lan-Netzausrüstung geschaffen. Wichtig sei, dass sich ein kostenloses W-Lan-Netz finanziell selbst trägt. Durch Werbeeinnahmen oder Premium-Dienste. Allerdings warnt Hege: „Wir können Berlin nicht flächendeckend mit W-Lan versorgen.“
Eine wichtige Hürde für ein öffentliches W-Lan-Netz könnte bis zum Sommer im Bundesrat genommen werden. Der Senat will die „Störerhaftung“ für Netzbetreiber kippen. Bisher musste ein W-Lan-Betreiber für eine unbefugte Nutzung seines Internetzugangs haften. Das soll künftig nur noch dann gelten, wenn der W-Lan-Zugang nicht gesichert war.
Wall hat bereits seit vielen Jahren Erfahrung mit Internetangeboten in seinen Wartehäuschen in der Innenstadt. Nutzer werden kostenlos mit Informationen und Werbung versorgt, über das W-Lan-Netz surfen konnten sie allerdings nur für maximal eine Stunde.
Thomas Loy
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