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Der genaue Blick. Louise Friedlaender ist eine Hoffnungsträgerin des Berliner Modedesigns.
© Promo

Designhoffnung Louise Friedlaender: Komplizierte Schönheit

Louise Friedlaender gilt schon vor ihrer ersten Schau als Geheimtipp und gibt sich selbstbewusst: "Ich mache ja schließlich keine Basics." Ein Atelierbesuch.

Kurz vor der Berliner Modewoche geht es im Studio der jungen Designerin Louise Friedlaender erstaunlich gemütlich zu. In ihrem Atelier in der Potsdamer Straße mit den hohen Stuckdecken macht sich eine Praktikantin gemächlich ans Werk, Sohlen an selbst gemachte Wildlederslipper zu kleben.

In einer anderen Ecke wird ein knöchellanges, gewebtes Kleid per Hand langsam wieder von unten nach oben aufgeribbelt, damit die herunterhängenden Fäden in langen Fransen die Beine luftig umgarnen. Die kleidsamen Exponate, die gerade noch so auf eine einzige Kleiderstange passen, zieren wild bekritzelte Zettelchen, auf denen knappe Regieanweisungen wie „Knöpfe!“ oder „Naht!“ verraten, wo noch einmal Hand angelegt werden muss.

Die Arbeiten an Friedlaenders bislang vierter Kollektion, die die Absolventin der Modehochschule Esmod heute erstmals im Rahmen der Mercedes-Benz Fashion Week in Form einer Schau präsentiert, sind wenige Tage zuvor augenscheinlich noch nicht beendet. Dennoch von Chaos oder Nervosität keine Spur: In ihrer schwarzen Blazer-Jeans-Kombi und dem rostroten Lippenstift wirkt die blasse Brünette mindestens so aufgeräumt wie ihr Studio.

Perfektion und unfertige Säume

Einen leuchtend roten, fein gerippten Pullover und geknitterte Ensembles aus senffarbener Seide wird sie am Mittwoch präsentieren dazu ein paar Teile in futuristischem Eisblau, bodenlange Kleider aus bastartigem Material und Sommermäntel, an denen teils die Nähte offen bleiben oder das Futter herausblitzt.

„Einige meiner Kleider sind perfekt verarbeitet, bei anderen arbeite ich bewusst mit Elementen wie unfertigen Säumen, um die Aufmerksamkeit auf die Handwerklichkeit zu legen“, sagt Louise Friedlaender. Sie versucht stets, traditionelle Handwerkstechniken in ihre Arbeit einzubeziehen. Dafür arbeitet sie in dieser Saison mit einer Weberei aus Geltow zusammen. Dort werden alle ihre Stoffe, die auffällig gewebt sind und an exotische Einflüsse erinnern, von Hand hergestellt.

Nichts zum Einfach-so-Drüberziehen

Ihre hochpreisigen Kollektionen richten sich nicht an Teenager, sondern an eine Frau, die mitten im Leben steht. Zudem an eine, die sich stark für Mode interessiert. „Zum Einfach-so-Drüberziehen sind meine Kollektionen zu kompliziert“, sagt die Designerin. „Ich mache ja schließlich keine Basics.“

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