Geplante Niederlassung in Brandenburg: Kommune prüft Wasserversorgung für Tesla-Fabrik
Über 350.000 Liter Wasser pro Stunde benötigt der US-Elektroautobauer für seine Fabrik. Ist die Wasserversorgung für Anwohner trotzdem gewährleistet?
Nach Bürgerprotesten gegen den enormen Wasserverbrauch der geplanten Tesla-Fabrik im brandenburgischen Grünheide kommt der Wasserverband Strausberg-Erkner heute zu einer außerordentlichen Verbandsversammlung zusammen. Zuvor hatte der Verband Bedenken geäußert, ob die Trinkwasserversorgung gesichert ist, wenn die Tesla-Fabrik kommt. Diese benötigt für seine Produktion geschätzt 372.000 Liter Wasser - pro Stunde. Tesla will dies aber noch durch Effizienzmaßnahmen senken.
Wasserverband: "Öffentliche Trinkwasserversorgung ist gefährdet"
Die Sorge um das Wasser in Grünheide um Umgebung wurde unter anderem durch eine Pressemitteilung des Wasserverbands Strausberg-Erkner (WSE) Mitte Januar ausgelöst.
"Der WSE hat alle Beteiligten der Landesbehörden bereits von Beginn an auf umfangreiche und schwerwiegende Probleme mit der Trinkwasserversorgung und Schmutzwasserentsorgung hingewiesen", heißt es in der Mitteilung. Dies gelte anders als allgemein berichtet auch für die erste Ausbaustufe. Wenn jemand abgesehen vom zuständigen Wasserversorger eine Genehmigung zur Grundwasserförderung erhalte, sei die "öffentliche Trinkwasserversorgung gefährdet."
Jedoch würden die Einwände vom Landesamt für Umwelt und dem Umweltministerium nicht ernst genommen, viele Fragen seien offen. Zudem befinde sich Teslas Baugebiet in einer Trinkwasserschutzzone. Das WSE kommt zu dem Schluss: "Kurzum: Gegenwärtig kann weder die Trinkwasserversorgung noch die Schmutzwasserentsorgung in dem von Tesla gewünschten Zeitrahmen gewährleistet werden."
Bürgermeisterin bemängelt mangelnde öffentliche Informationen
Die Bürgermeisterin von Strausberg, Elke Stadeler, die gleichzeitig stellvertretende Vorsitzende des WSE ist, kritisierte in diesem Zusammenhang die fehlende Information für die Öffentlichkeit. "Ich bemängele, dass ich nur aus der Presse erfahren habe, dass die Wassersicherheit nicht gewährleistet ist", sagte Stadeler dem Tagesspiegel. "Die Leute sind unsicher, aber sie brauchen ein Gefühl der Sicherheit." Deswegen habe man für Mittwoch eine öffentliche außerordentliche Verbandsversammlung einberufen, auf der über die Wassersituation in der Region im Zusammenhang mit dem Bau des Tesla-Werkes informiert werden soll.
Land Brandenburg sieht das Tesla-Projekt auf einem guten Weg
Das brandenburgische Wirtschaftsministerium sieht trotz der sich regenden Proteste keine Gefahr für den Bau der Tesla-Fabrik. Derzeit laufe das Genehmigungsverfahren, weshalb im Detail nicht zu Vorwürfen Stellung genommen werde Aber: "Das Projekt ist insgesamt auf einem guten Weg. Wir sind optimistisch, dass die Ansiedlungen klappen werden", sagte Florian Engels, brandenburgischer Regierungssprecher. Grundsätzlich seien aber Demonstrationen und gegebenenfalls auch Klagen vor Gericht das gute Recht von Betroffenen oder zur Klage berechtigter Verbände, sagte Engels. "Wir leben zum Glück in einem Rechtsstaat."
Möglichkeit zur Akteneinsicht endet
Nach einem Monat geht die Frist für die Einsicht von Unterlagen des US-Elektroautobauers Tesla zur Genehmigung seiner geplanten Fabrik in Grünheide bei Berlin zu Ende. Nur noch bis zum Mittwoch 24.00 Uhr gibt es die Möglichkeit, in den Antrag und weitere Dokumente zu sehen. Wer sich gegen die Pläne wenden will, kann das aber schriftlich noch bis zum 5. März machen.
Das Bürger-Informationsbüro von Tesla in Grünheide, in dem die Unterlagen zum Zulassungsverfahren für die geplante Fabrik eingesehen werden können, sollte ursprünglich bis zu diesem Dienstag geöffnet bleiben. Tesla habe seine Sprechzeiten im Büro für Nachfragen der Bürger aber nun bis zum 27. Februar verlängert, teilte die Gemeinde am Dienstag mit. Ebenfalls am Dienstag wurde bekannt, dass ein bayerischer Verein eine Klage gegen die Fabrik erwägt.
Bürgerversammlung mit Tesla-Vertretern
Wie berichtet, will Tesla auf einem Gelände nahe der Autobahn 10 eine Fabrik bauen, in der ab dem Sommer nächsten Jahres bis zu 500.000 Elektrofahrzeuge vom Band rollen sollen. Das Verfahren zur Genehmigung läuft derzeit. Der Antrag und weitere Unterlagen von Tesla sind bisher im Landesamt für Umwelt in Frankfurt (Oder), in den Rathäusern der Gemeinde Grünheide und der Stadt Erkner sowie im Amt Spreenhagen ausgelegt.
Früher am Tag hatte Tesla selbst ins Bürgerhaus eingeladen, um „den Menschen vor Ort“ zu zeigen, „wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Teslas gemeinsam die Energie- und Verkehrswende beschleunigen“, wie es in der Einladung hieß. Um den Wald und die Wasserversorgung geht es an diesem Nachmittag nicht.
Gut 200 Interessierte sind gekommen, um sich die Präsentation über das Technologieunternehmen anzuschauen. Applaus gibt es für die Vorstellungsrunde der Mitarbeiter und für die Botschaft, Tesla sei ein vertrauenswürdiges, zielstrebiges Unternehmen, das außerhalb festgefahrener Konventionen denke. 1400 Beschäftigte zählt der Autohersteller in Deutschland, das Durchschnittsalter liegt bei 37. Die Alltagssprache ist Englisch, die Unternehmenskultur multikulti. Mit dem Recruiting für die Grünheider Fabrik hat das Unternehmen bereits begonnen.
Steffen Schorcht von der Bürgerinitiative sagte, es gebe eine Menge Gerüchte und Ängste unter den Bürgern, auch was die Ansiedlung von Zulieferern und Dienstleistern, den Neubau von Wohngebieten und den Straßenbau angehe. Die Mitarbeiterinnen des Tesla-Büros bezeichnete er als kompetent und aufgeschlossen. Spezielle Fragen zur Lösung des Wasserproblems allerdings hätten sie mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht beantworten können. Da fehle der Dialog mit der Landesregierung.
Auch den Ausschuss für Haushalt und Finanzen des Brandenburger Landtags in Potsdam beschäftigt Tesla weiter. Am kommenden Donnerstag (13. Februar) wollen die Abgeordneten über den Grundstückswert des Geländes der geplanten Fabrik sprechen. Tesla muss dem Land 41 Millionen Euro für die rund 300 Hektar zahlen. (dpa/Tsp)