Von TISCH zu TISCH: Kleines Haus Linum
Zum Essen raus nach Brandenburg? Warum nicht? An der bodenständigen Küche dieses Restaurants stimmt alles
Fenster rauf, Jacke zu, wir fahren nach Brandenburg. Die Wirte sollen ja nicht darunter leiden, dass Ostern in diesem Jahr so früh liegt und die Wetteraussichten mau bleiben. Aber wohin? Neues, das kann ich gleich verraten, gibt es dort draußen nicht. Nichts. Niente. Nothing. Rien.
Auch das „Kleine Haus“ im Storchendorf Linum existiert schon ein paar Jahre – ein Unikum ohne Hotelbetten, bespielt aus einer winzigen Küche vom Solisten Frank Buthmann. Er setzt dort ganz auf Produkte aus der Umgebung, das ist wohl unter diesen Bedingungen seine einzige Chance. Als ich zum ersten Mal da war, fand ich die Küche zu grobschlächtig für eine Empfehlung, aber das hat sich doch ein wenig gewandelt.
Rustikale Freude
Dieses Haus ist nicht nur klein, sondern auch sehr schlicht, die wenigen Tische im Freien liegen zur Straße – ich sage das so deutlich, um die Erwartungen an ein Landgasthaus in Grenzen zu halten. „Zweierlei von Ollis Roter Bete mit gebratenem Zander und Rapsöl“ hieß eine Vorspeise, bestehend aus süß-sauer gegarten Würfeln, dünnen, wohl rohen Scheiben, nett angerichtet, gut proportioniert (10,80). Noch mehr rustikale Freude bereitete die Wildbratwurst mit schön scharfem Kimchi-Graupen-Salat und Kürbis-Curry-Ketchup (10,80), eine gelungene Gratwanderung zwischen Region und Streetfood-Modernität (10,80). Daran stimmte auf dieser schlichten Ebene eigentlich alles. Wieder bodenständiger fiel die Leber vom Ruppiner Weidelamm aus, ebenfalls unter „Vorspeisen und Kleinigkeiten“ einsortiert, die gut rosa gebraten mit Kartoffel-Koriander-Stampf kam (9,80).
Am besten zwei Vorspeisen
Ich würde raten, sich hier mit zwei Vorspeisen zu begnügen, die Hauptgerichte schienen nur Sättigung zu addieren. Das große Skrei-(Kabeljau-)Filet für 16,80 Euro lag auf einem Berg von „Hirsotto“, also Risotto-ähnlich zubereiteter Hirse und einigen Stücken knackig gegarter Staudensellerie, jene Art Hauptgericht, das schmeckt, aber nach ein paar Bissen doch langweilt. Auch das Dreierlei vom Rind mit Rumpsteak, Herzragout und gekochter Brust plus Rahmkraut und Röstkartoffeln ist eine Sache für Weitgereiste, am besten zu Pferde oder mit dem Rad... Das einzige Dessert neben Kuchen: ein ins Glas geschichteter „Cheesecake“, für einen Solo-Koch eben gut vorzubereiten. Die kleine Weinauswahl ist überraschend gut sortiert, die Atmosphäre leger. Also: Man kann durchaus mal hinfahren. Keiner brät dort einen Storch.
- Nauener Str. 58, Linum, Tel. 033922/90855. Mi/Do 11-18; Fr, Sa, So 11-21 Uhr.