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Spende rein, Klappe hoch. Dieser legale Container vom DRK wartet auf Altkleider. Viele illegale Anbieter wollen den Wohlfahrtsverbänden das Geschäft vermasseln. Die Aufkleber erklären die Verwendung der Erlöse und sollen Schmierereien vorbeugen.
© promo

Wie soll man in Berlin Abgetragenes für Container spenden?: Kleider machen Beute

Einfach einen Container aufstellen und den Inhalt an Recyclingfirmen verkaufen – das ist die Masche der illegalen Anbieter. Da viele Bezirke die Behälter von Betrügern abschleppen, weichen sie auf Privatgelände aus. Die Wohlfahrtsverbände warnen

Da hat dieses Liebesspielzeug wohl allerlei Freuden bereitet, aber nun liegt es ausrangiert im Dunkeln. „Unsere Mitarbeiterin in der Sortierstube findet in den Altkleidercontainern immer wieder Dominazubehör, schon erstaunlich, in welchem Maße diese Dinge verwendet werden“, sagt Rüdiger Kunz, Pressesprecher des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Berlin. Und mindestens genauso unerwartet ist es für viele Mitglieder des Pionierverbandes bei der Altkleidersammlung in Deutschland, dass Reitgerte und Lederrock nicht weggeworfen werden müssen – sondern dass deren Erlös sogar der Sozialarbeit in Berlin dient. „In Japan gibt es etwa einen bürgerlichen Vintagemarkt für Gebrauchtes als Antiquitäten“, weiß Kunz.

Rund 4000 Container in Berlin

Schiebt man also die Klappen der nach Wohlfahrtsverbands-Schätzungen rund 4000 Altkleidercontainer in Berlin auf und sieht bei Inhalt, Verwendungszweck und Recht genauer hin, kommt Erstaunliches zutage. Kommunalpolitik und Bevölkerung nahmen die Container erstmals im Jahr 2012 wahr, als das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz die Verantwortlichkeiten regelte. Demnach müssen Aufsteller eine Sammelgenehmigung beim Land beantragen, damit die Stadt erfassen kann, wie viele Rohstoffe zurückfließen, erklärt der Altkleiderfachmann des DRK. Der Containerbetreiber braucht zudem vom Besitzer des Grund und Bodens eine Aufstellerlaubnis zur Sondernutzung. Ordnungs- und Grünflächenämter kontrollieren. Da vor rund einem Jahr die Altkleidercontainer Überhand nahmen, packten Stadträte und Bezirksbürgermeister das Thema an. „Wir verfolgen das sehr konsequent“, sagt Martin Lambert (CDU), Bezirksstadtrat für Ordnung und Gewerbe in Reinickendorf. Der Bezirksbürgermeister, sein Parteikollege Frank Balzer, habe sich des Ärgernisses früh angenommen.

Illegale abschleppen? "Ein Hase- und Igel-Spiel"

„Wenn Anschreiben oder Anrufe nichts brachten, haben wir den Container auf den Werkhof verfrachtet, damit die Firma ihn abholen kann.“ Oft sei aber nichts passiert. In Reinickendorf, sagt Stadtrat Lambert, gebe es auf öffentlichem Land heute keine illegalen Aufstellungen mehr. Das Gleiche vermeldet Peter Beckers (SPD), zuständiger Wirtschafts- und Ordnungsstadtrat in Friedrichshain-Kreuzberg. Nachdem es auch dort zunehmend Beschwerden von Anwohnern oder Außendienstmitarbeitern gegeben hatte, wurden die Container abgeschleppt. Mitunter sei das ein „Hase- und Igel-Spiel“ gewesen, erzählt Beckers: „Kaum haben wir die abgeholt, schwuppdiwupp, schon waren sie wieder woanders.“ Betreiber wurden auch mit Ordnungsgeld belegt. Eine „exorbitante Häufung“ illegal aufgestellter Altkleidercontainer auf bezirkseigenem Straßengrund wie 2013 gebe es nicht mehr. „Es hat sich herumgesprochen.“ Klingt beruhigend. Der Sprecher des Berliner DRK, Rüdiger Kunz, legt die Stirn dennoch in Falten. Das DRK habe ungefähr 800 Container. Er schätzt, dass die großen Wohlfahrtsverbände zusammen in Berlin rund 1600 Container stellen. Dann würden sich die anderer, auch privater Anbieter, auf rund 2400 Container summieren. Diese weichen nun auf Stellplätze von privaten Eigentümern aus: Wohnungsbaugesellschaften, Kirchen, Einkaufszentren. Steht ein Container da, erhöht dieser schließlich die Fluktuation der Kundschaft, von daher stimmen Läden gern zu. „Ich befüchte, dass viele der privaten Eigentümer nicht überprüfen, ob der Aufsteller eine Sammelgenehmigung vom Land besitzt“, sagt Kunz und appelliert dahingehend an Handelsverband und Wohnungsunternehmen.

Jeder Berliner wirft im Jahr 25 Kilo Kleidung weg

Doch auch die Wohlfahrtsverbände stehen mitunter in der Kritik. Allerdings nicht wegen fehlender Sammelgenehmigungen, sondern wegen der Verwendung der Textilien. Was also genau geschieht denn mit dem Inhalt? Jeder Berliner werfe im Jahr rund 25 Kilo Kleidung weg, ein Obdachloser brauche erfahrungsgemäß bis zu zwei Kilo neue Ausrüstung pro Jahr, sagt Kunz. Auf der Straße in Berlin lebten rund 1000 bis 1500 Obdachlose – man könne also längst nicht alles umverteilen oder gar aufheben, weil die Sachen stockig würden. Die Gaben werden anteilig verwendet. Knapp zehn Prozent der Spenden müssen leider weggeworfen werden; unbrauchbar. Rund 15 Prozent werden über Kleiderkammern oder Vergabestellen in Berlin ausgeteilt. Rund 35 Prozent der Spenden werden klassisch recycelt, also etwa zu Füllstoffpallets für Autositze oder Weichbodenmaterial für Spielplätze umgewandelt.

Die Einnahmen fließen in die soziale Arbeit

Mit dem Erlös unterstützt das DRK dann Schülerhilfekurse in Köpenick, die Schwimmausbildung im DRK Nordost oder Sozialarbeit in Wedding. Ein geringer Teil fließe in die Mitarbeiterentlohnung. Guterhaltenes, das weder eine osteuropäische Mutter noch ein Mann der Straße trägt „wie eine elegante Reithose aus den 60er Jahren“, wird im Werk in Wolfen aussortiert, etwa für Japan. Insgesamt 35 bis 40 Prozent geht über Zwischenhändler ins Ausland, also nach Afrika, Nahost, Asien.

DRK weist Kritik an Afrika-Exporten zurück

Kunz weist aber die Kritik zurück, dass durch diese Importe die heimische Textilindustrie etwa in Afrika kaputt gemacht werde. Manch ein junger Mann aus einem armen Land freue sich über eine Second-Hand-Markenjeans als Statussymbol, die Näherinnen dort gegen Honorar umändern. Altkleider seien oft auch für arme Menschen erschwinglich. Der Textilmarkt sei kaputtgegangen, weil drei afrikanische Länder ihre Wirtschaft ungünstig subventionierten, sagt Kunz. Auch diese Erlöse würden natürlich für soziale Zwecke des DRK verwendet. Lokale Hilfen und auch globale Märkte: Damit hat wohl beim DRK keiner gerechnet, als es anno 1962 nach der Sturmflut in Hamburg erstmals Kleidercontainer in Deutschland aufstellte.

Tipps für Verbraucher

Einige illegale Anbieter stellen ihre Container einfach neben die angemeldeten Behälter eines Sozialverbandes. In der Sprache der Beschriftung lehnen sich die illegalen Sammler an die der Sozialbranche an, dabei wollen sie das Geld durch den Recyclingerlös in die eigene Tasche wirtschaften. Sieht der Container zwar gut aus, der Name des Anbieters sagt einem aber nichts, sollte man die angegebene Rufnummer oder E-Mail-Adresse kontaktieren. Der Mensch an der Strippe muss genaue Angaben etwa zu den regelmäßigen Leerungszeiten machen können; ein- bis zweimal die Woche klingt gut. Anwohner können auch beobachten, ob der Container länger unberührt bleibt und sich daneben Taschen und Säcke stapeln. Das ist auch ein schlechtes Zeichen. Fallen dubiose Behälter auf, kann man sich über die 115 durchfragen oder die Wohnungsgesellschaft und das Ordnungsamt informieren.

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