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Ein Kita-Kind und seine Mutter warten daheim auf das Ergebnis eines Corona-Selbsttests.
© Friso Gentsch / dpa
Update

„Typische Berliner Desorganisation“: Kita bekommt falsche Corona-Schnelltests

Für die verpflichtenden Selbsttests wurden an einer Kita falsche Produkte ausgegeben. Die Tests waren für kleine Kinder ungeeignet.

An den Berliner Kindertagesstätten mussten in dieser Woche alle Kinder an ihren ersten beiden Kita-Tagen einen Corona-Schnelltest machen. Doch in einer Wilmersdorfer Kita sind dazu für Kleinkinder unbrauchbare Tests der Marke Clungene ausgegeben worden: Diese sind erst für Kinder ab 7 Jahren geeignet. Zuerst hatte die „B.Z.“ berichtet.

Adrian Rosada ist Mediziner und hat einen dreijährigen Sohn in der Kita. Er ist empört über die „typische Berliner Desorganisation“: Über die Einführung der Testpflicht lasse sich ja streiten, allerdings müssten bei getroffener Entscheidung doch immerhin geeignete Testinstrumente vorhanden sein.

Nasenabstrichtests hält der Mediziner Rosada bei Kleinkindern allgemein für „gänzlich ungeeignet“. Kleine Kinder wehrten sich in der Regel und steigerten damit die Verletzungsgefahr. Schon der Abstrich im Mund sei schwierig zu bewältigen und, wenn er falsch durchgeführt werde, kaum sinnvoll.

Der Senat lasse die Eltern mit der Frage allein, wie sie mit den unbrauchbaren Tests umgehen sollten, genau wie damit, was man machen kann, wenn Kinder sich gegen den Nasenabstrich wehren. Dabei mangelt es nicht an Alternativen, wie Speichel-, Gurgel-, oder Lolli-Tests, die in Berlin jedoch flächendeckend noch auf sich warten lassen. „Berlin hat geschlafen, wie so oft“, sagt Rosada.

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Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie weist diese Vorwürfe von sich. Es seien nur in Abstimmung mit Vivantes bestellte Tests ausgeliefert worden. Dies habe der verantwortliche Logistiker noch einmal ausdrücklich bestätigt. Eine Pressesprecherin von Vivantes bekräftigte, dass der Konzern ausschließlich im Auftrag der Senatsverwaltung Schnelltests bestellt und die Marke Clungene nicht auf der Bestellliste gestanden habe.

Darüber hinaus habe Vivantes weder mit der Auslieferung noch mit der Verteilung etwas zu tun. Zuständig für die zentrale Ausgabe der Schnelltests war im Fall der Wilmersdorfer Kita das Jugendamt Charlottenburg-Wilmersdorf. Allerdings betonte CDU-Bezirksstadtrat Detlef Wagner, dass Clungene bei ihnen nicht verteilt worden sei. Man habe diesbezüglich ebenfalls alle Verteilerketten noch mal überprüft.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels wurde der Eindruck vermittelt, dass Rosada Abstriche im Mund grundsätzlich für ungeeignet erachtet. Richtig ist, dass er Schwierigkeiten bei der Anwendung sieht.

Lisa Rakowitsch

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