Projekt in Not: Kinderzentrum in Kiew braucht Hilfe
Eine Berlinerin kämpft um ihre Einrichtung.
Bruder und Schwester hausen mit ihrer alkoholsüchtigen Mutter in einer winzigen Einzimmerwohnung. Wenn die Freier kommen, müssen sie sich mit dem Gesicht zur Wand stellen. Kann man solchen Kindern jemals wieder Lebensfreude vermitteln?
Barbara Maria Monheim hat an diesen und anderen Kindern, die noch Schlimmeres erlebt haben, gezeigt, dass es möglich ist. Jahrelang arbeitete die Berlinerin unter großen Mühen daran, ein Zentrum für Kinder aus schwierigen Lebenssituationen in Kiew aufzubauen. Im vergangenen Herbst wurde es eröffnet, unter dem Namen „Our Kids“. Doch nun drohen Krieg und Gewalt die Arbeit von 14 Jahren zunichtezumachen. Derzeit leben bis zu 54 Kinder in drei Häusern zusammen mit Pflegeeltern, Betreuern und einer Psychologin.
Bei der Eröffnungsgala führten die Kinder eine Tanzshow auf. Über die Proben drehte die Filmemacherin Lina Schuller unter der Schirmherrschaft von Volker Schlöndorff einen Dokumentarfilm, der jetzt im Rahmen einer Matinee vorgestellt wurde. Schlöndorff hatte zu Beginn des Projekts selbst einen Film gedreht über die Sozialwaisen von Kiew, die in der Kanalisation lebten, weil sie es in den staatlichen Asylen nicht aushielten.
Nun sieht man, wie die teils schwer traumatisierten Kinder sich langsam wieder öffnen konnten, Spaß fanden am Tanz und an den bunten Kostümen, wie sie Hoffnung schöpften für ihr Leben und Perspektiven entwickelten. Wie das Lachen zurückkehrte und etwas vom Übermut. Jetzt wollen einige von ihnen selber Schauspieler werden.
Allein, das Projekt ist wegen der kriegerischen Auseinandersetzungen derzeit gefährdet. Barbara Monheim, die durch viele Regierungswechsel hindurch immer wieder neue Spitzenpolitiker von der Notwendigkeit ihres Zentrums überzeugte und sich dabei nie auf das Schmiergeldsystem einließ, nutzte die Matinee, um zu Spenden aufzurufen. Der eigentlich unersetzliche Leiter des Zentrums bekommt derzeit kein Gehalt mehr. Einige Mitarbeiter mussten schon entlassen werden. Das Konferenzzentrum in einem der Häuser, das bestens geeignet wäre für Tagungen zum Thema Umweltschutz, verfügt noch nicht über eine eigene Konferenztechnik. Die würde aber gebraucht, um dringend benötigte Mieteinnahmen zu erzielen.
Das Zentrum „Our Kids“ ist ein Modellprojekt, aber auch das hilft zum derzeitigen Zeitpunkt nicht. Im Gegenteil, hier sieht man die weitreichenden Folgen, die Gewaltausbrüche nach sich ziehen können. Schlöndorff selbst verteilte zur Matinee kleine Zettel mit der Spendenkontonummer. Auch er hat sich von Anfang an für das Projekt eingesetzt, nachdem er die Kinder in der Kanalisation kennengelernt hatte.
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