Masern-Gefahr in Berlin: Kinderärzte raten: Nicht mit Säuglingen in die Öffentlichkeit
Weil die Ansteckung mit Masern im Moment zu groß sei, sollten Berliner Eltern mit ihren Babys lieber zu Hause bleiben, rät der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte.
Auch an diesem Wochenende werden sich wohl erneut Dutzende Berliner mit Masern infizieren. Internen Einschätzungen der Gesundheitsämter zufolge ist die Welle noch nicht vorbei. Das sonnige Wetter und die damit einhergehende Mobilität der Berliner dürften dazu beitragen, dass sich weitere Männer, Frauen und Kinder mit dem Virus infizieren - Ungeimpfte stecken sich schon dann an, wenn sie mit einem Maserninfizierten im gleichen U-Bahn-Wagen sitzen.
Da Kinder erst ab dem elften Monat geimpft werden sollen, sei es derzeit gefährlich, Menschenansammlungen zu besuchen. Dies teilte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte am Freitag mit. Man rate Familien mit Säuglingen ausdrücklich, Menschenmassen zu meiden - zumal die Verläufe der Infektion bei Kleinkindern gravierend sind: Chronische, im Kleinkindalter durch Masern verursachte Gehirnentzündungen verlaufen tödlich.
“Es gibt keine Therapie gegen die gefährlichen Masernviren, die sich im Gehirn der Kinder vermehren und dabei die Nervenzellen zerstören“, teilte Jakob Maske, Landessprecher des Berufsverbandes der Berliner Kinder- und Jugendärzte mit. „Wir kennen inzwischen leider auch Verläufe, bei denen Säuglinge im zweiten oder dritten Lebensmonat an Masern erkrankt sind. In diesen Fällen hatten auch die Mütter keinen Schutz gegen Masern – die Babys waren also bereits direkt nach der Geburt ohne den so genannten Nestschutz – also Antikörper gegen Masern, die von der Mutter an das Kind weitergegeben werden.”
Sollen Kinderärzte die Eltern gleich mit impfen?
Nach Einschätzung von Infektionsexperten könnten Kinder wohl auch schon ab dem 9. Monat geimpft werden, für noch jüngere Kinder sei der Impfstoff allerdings nicht zugelassen, auch wenn Nebenwirkungen selten sind. Nach Zahlen des Berliner Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lageso) von diesem Freitag sind seit Oktober 2014 mindestens 54 Kleinkinder unter einem Jahr an Masern erkrankt. Insgesamt haben sich mehr als 630 Berliner mit Masern infiziert. Ein Viertel der Patienten kam wegen der Schwere der Infektion in eine Klinik. Ein 18 Monate alter Junge war wie berichtet vor 10 Tagen an Masern verstorben.
Inwiefern die Kinderärzte in ihren Praxen keine Erwachsenen impfen sollen, wird kommende Woche innerhalb der Medizinerschaft diskutiert werden. Seit 2014 bleiben Kinderärzte auf den Kosten sitzen, wenn sie die Eltern von Patienten gleich mit impfen. Dies hat mit der brancheninternen Regulierung zu tun, die seit Jahren zu Streit innerhalb der Ärzteschaft führt - und dürfte die öffentlich-rechtliche Kassenärztliche Vereinigung (KV) erneut in die Kritik bringen. Die KV setzt die mit den geldgebenden Krankenkassen vereinbarten Regeln in den Praxen durch.
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