Airport BER: Keine Eile auf der Flughafenbaustelle
Für den Airport-Start zum 17. März 2013 wird es eng. Doch gearbeitet wird im Ein–Schicht–System. Und Bauleute sieht man kaum.
Es ist einer der Momente, in denen Joachim Korkhaus verwundert wirkt. Ja, er scheint ehrlich überrascht, welche Fragen man ihm stellt. Korkhaus ist der Bauleiter des künftigen Flughafens in Schönefeld und führt an diesem Montag ein dutzend brandenburgische CDU-Politiker, begleitet von Journalisten und Fotografen, durchs Fluggastterminal. Sie dürfen sich anschauen, wie es dort jetzt aussieht - eine kleine Premiere. Die dazu führt, dass Korkhaus, Bereichsleiter Bau und Planung der Flughafengesellschaft, irgendwann mit Schweißperlen auf der Stirn im „Sektor E 14“, im Untergeschoss unter der Haupthalle steht, im Hintergrund eine Turbine der Entrauchungsanlage, und Zahlen nennt: „Zur Zeit arbeiten 4000 Leute auf der Baustelle – 1000 im Terminal!“ Nur was machen eigentlich 3000 Arbeiter draußen, wenn doch eigentlich das Problem drinnen lag, wie es immer hieß? Wenn der Flughafen am 3.Juni starten sollte? Korkhaus spricht von „Erdarbeiten“, von „Nacharbeiten“, von Parkhäusern, die noch nicht abgenommen sind.
Man ahnt plötzlich, warum der neue Bauchef Horst Amann sich nicht auf den 17. März 2013 als Eröffnungstermin festlegen will, was er vorher, am Rande eines Fototermins vor dem Rundgang vermied, an dem er selbst nicht teilnimmt. Er sagte: „Der Zeitplan ist extrem knapp und absolut ambitioniert“. Nur, dass zu dieser Amann-Ansage das Terminal einen Monat nach der geplatzten Eröffnung in argem Kontrast steht. Und zwar nicht, weil die Baustelle eben immer noch aussieht wie eine Baustelle. Da hängen etwa hunderte Klappen geöffnet von der Decke herunter, für „Nachverkabelungen“, wie es heißt. Da sind Arbeiten der Maler nicht abgeschlossen. Da hebt ein Bagger gut fünfzig Meter daneben eine Grube aus, wird ein Gehweg aufgefräst, muss man sich drinnen unter Gerüste bücken, um eine Rolltreppe herabzusteigen.
Nein, was auffällt: Es ist die Stille, die Ruhe auf einer Baustelle, auf der man selbst bei einem einstündigen Rundgang über mehrere Ebenen des Terminals, 240 Meter lang, 120 Meter breit, nur vereinzelt überhaupt ein paar Arbeiter sichten kann. Manche machen Pause auf den nagelneuen Lederbänken, andere schlendern herum. Emsige Betriebsamkeit, wie sie etwa die CDU–Parlamentarier erwartet haben? Keine Spur, nirgends. Niemand scheint es hier eilig zu haben.
Korkhaus selbst, der sich bemüht, kritische Fragen offen zu beantworten, macht denn auch keinen Hehl daraus, dass mit der verschobenen Inbetriebnahme „der Druck herausgenommen“ wurde. Bis dahin, also bis zum 8. Mai, habe man im Akkord gearbeitet – sieben Tage die Woche, im Drei-Schicht-System. Und seitdem? Die Antwort: Fünf Werktage, „täglich acht, neun Stunden“. Tausend Arbeiter im Terminal, wo denn? Es werde „auch in den Zwischendecken“ gearbeitet, sagt Korkhaus da.
Einiges, immerhin, ist fertig. In der Terminalhalle blinken die Anzeigetafeln mit den An- und Abflügen, riecht es an den First-Class-Pavillons der Lufthansa nach frischem Furnier. Und die Entrauchungsanlage, bei deren Tests nach seinen Angaben „rund 50“ der 900 Klappen nicht funktionierten, einige Metallkanäle wegen Überdrucks „implodierten“, dröhnt wirklich los. Aber sie sei, bestätigt Korkhaus, noch im „kritischen Pfad“. Noch ist nämlich unklar, ob man es schafft, dass sie im Brandfall, wenn die Notstromanlage anspringt, innerhalb von 15 Sekunden auf volle Leistung fährt. Das fordert die Bauaufsicht. Beim internen Gespräch der CDU mit den Flughafenchefs Rainer Schwarz und Horst Amman wurde das angesprochen, wie Brandenburgs CDU-Vizefraktionschef Dieter Dombrowski bestätigt. „Uns wurde gesagt: Wenn die Anlage umgeplant werden muss, dann ist der Termin nicht zu halten.“
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