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Münster macht’s vor. In der westfälischen Stadt steht dieses Fahrradparkhaus – mit Rampe – am Hauptbahnhof.
© Imago/Werner Otto

Bahnhöfe in Berlin: Kein Platz für Fahrräder

Von Nordrhein-Westfalen bis Brandenburg werden Fahrradstationen an Bahnhöfen gebaut. In Berlin aber herrscht Chaos mit hunderten wild angeketteten Rädern.

An etwa 100 Bahnhöfen gibt es in Deutschland eine Fahrradstation – also eine überdachte und bewachte Abstellfläche. In Bernau existiert seit einem knappen Jahr ein erstes Parkhaus, das zweite in Potsdam ist zumindest in Planung. An Berlins großen Bahnhöfen gibt es – nicht eine. An vielen großen Umsteigestationen wie am Zoo, in Steglitz oder Gesundbrunnen gibt es nicht einmal offizielle Stellflächen. Dafür Chaos durch hunderte wild angekettete Räder. Mit einer Fahrradstation lässt sich dieses Chaos beenden, Bernau hat es vorgemacht. Die kleine Stadt hat sich den Bau des im August 2013 eröffneten Parkhauses mit knapp 600 Plätzen 800.000 Euro kosten lassen, eine knappe Million gab das Land hinzu.

Nach Angaben eines Senatsplaners ist in Berlin keine Besserung in Sicht. Denn es fehle beim Senat schlicht die Bereitschaft, Geld auszugeben. Zudem wolle sich die Bahn nicht als Betreiber engagieren, kritisierte der Planer. Dies sei für einen dauerhaften Betrieb einer Fahrradstation unabdingbar, schließlich profitiere die Bahn auch von den zusätzlichen Fahrgästen, die mit dem Rad kommen. In anderen Bundesländern würden die Parkhäuser von Arbeitsloseninitiativen betrieben. Da diese nur befristet Fördergeld vom Arbeitsamt bekommen, gibt es beim Auslaufen regelmäßig Probleme.

Mehr Fahrräder in Berlin benötigen Stellplatz

Vorbild könnte Nordrhein-Westfalen sein. Hier gibt es mittlerweile gefördert durch das Land 77 Stationen, nicht nur in der bekannten Fahrradstadt Münster. Das dortige Parkhaus ist mit 3.300 Plätzen das größte in Deutschland. In der Regel gibt es an den Stationen neben einer Bewachung auch einen Reparaturservice und einen Fahrradverleih. In NRW entstanden die Stationen in Zusammenarbeit mit dem ADFC.

Auch der Berliner ADFC fordert seit Jahren Fahrradstationen. „Die Zahl der abgestellten Räder wird weiter zunehmen. Außerdem sind immer mehr Radfahrer mit Elektrofahrrädern unterwegs, die man ungern unbewacht am Bahnhof stehen lässt“, sagt ADFC-Landesgeschäftsführer Philipp Poll. Poll erinnert daran, dass in der Fahrradstrategie des Senats als Projekt auch „Fahrradabstellanlagen für große Mengen“ erwähnt sind – Geld sei dafür aber im Moment nicht eingestellt, nicht mal eine Studie habe die Verkehrsverwaltung in Auftrag gegeben.

Das hat nun der ADFC gemacht und eine Diplomarbeit initiiert und betreut: „Leitfaden für den Aufbau von Fahrradstationen“. Die Ergebnisse des TU-Studenten hat der ADFC im vergangenen Jahr dem Senat vorgestellt. Die Studie sieht großen Bedarf für Stationen in Gesundbrunnen, Spandau, Schönhauser Allee und Steglitz. Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) hatte kürzlich im Tagesspiegel die Bahnhöfe Ostkreuz und Warschauer Straße ins Gespräch gebracht. Allen Vorschlägen ist eines gemein: Es gibt keinen Plan.

Das Konzept für den Hauptbahnhof in Berlin liegt auf Eis

Nur für den Berliner Hauptbahnhof gab es vor vielen Jahren einmal ein Konzept, doch das liegt seit Jahren auf Eis. Denn auf der vorgesehen Fläche wird ein unterirdischer S-Bahn-Tunnel gebaut. So bleibt es bei den etwa 100 Ständern, die rund um den größten Berliner Bahnhof wahllos verstreut sind. In Holland dürfte diese Situation nur belächelt werden. In Utrecht, der viertgrößten Stadt, soll zum Beispiel das Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof bis 2018 auf 15.000 Plätze erweitert werden. In einer Videosimulation ist zu sehen, wie bequem und schnell Radler auf mehrspurigen Schnellwegen in die dreigeschossige Anlage hineingelangen. Auch in der Schweiz gibt es in vielen Städten großzügige, bewachte Parkhäuser.

Weniger Diebstähle durch videoüberwachten Fahrradparkplatz

Für Staatssekretär Gaebler ist eine Bewachung zwingend: „Sonst verwahrlost das.“ Auch in Brandenburgs erstem Parkhaus gibt es seit November einen Betreiber und einen Reparaturservice. Nach Angaben der Stadt sind durchschnittlich die Hälfte der 500 kostenlosen Plätze belegt. Von den 58 abschließbaren Radboxen sind schon 40 fest vermietet – für monatlich zehn Euro. Vor wenigen Wochen wurde nachträglich noch eine Videoüberwachung installiert, um die Zahl der Diebstähle noch weiter zu senken. Seit Eröffnung des Parkhauses wurden 34 Räder dort gestohlen. Im Vergleich zu den 200, die 2012 auf dem Vorplatz verschwanden, eine deutliche Verbesserung.

Die S-Bahn hat kürzlich am Südkreuz 180 überdachte Plätze eröffnet, bezahlt vom Senat. Berlinweit gibt es bei der S-Bahn nun 10.400 Plätze. Bei der BVG wurden seit 2009 etwa 1.500 Bügel an U-Bahnhöfen und größeren Tramhaltestellen montiert. Derzeit sind Friedrichshain-Kreuzberg und Lichtenberg dran, hieß es. Die Dimensionen sind wegen der innerstädtischen Lage aber deutlich geringer als bei der Bahn: An den Stationen Gneisenaustraße, Kottbusser Tor und Mehringdamm entstehen jeweils 20 bis 30 Bügel.

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