Musikevents in Berlin: Kein Jazzfest mehr in Köpenick
Wenn das Wetter schlecht war, gab Wolfgang Pinzl den Besuchern des Jazzfests Köpenick Schnaps aus. Damit ist es nun vorbei: Nur ein kleiner Teil des Events findet in Zukunft noch statt – in der Kulturbrauerei.
Manfred Krug war Stammgast, ebenso Klaus Doldinger, Gitte Haenning und viele andere. Jedes Jahr traten sie auf und brachten immer neue Programme mit. Doch nun findet das Köpenicker Jazzfest „Jazz in Town“ nicht mehr statt. Der Hof des Rathauses wird saniert. Das wäre ja kein Grund, für immer aufzugeben, aber Wolfgang Pinzl will nicht mehr: „Jazz in Town ist Geschichte“, sagte er am Mittwoch dem Tagesspiegel. Etwas Wehmut schwingt mit.
18 Jahre lang hat Pinzl das Fest organisiert – mit Erfolg. Es dauerte zehn Wochen, in denen an jedem Wochenende drei Konzerte stattfanden; jährlich kamen 18 000 Besucher. Zu Nina Hagen oder Marianne Faithfull kamen natürlich andere als zu Chris Barber, das war auch so gedacht. Sie ließen es sich im Hof gut gehen, hörten der Musik zu, und wenn es mal regnete, bekam jeder von Pinzl ein Fläschchen Schnaps geschenkt – die sogenannte Regenrunde.
Gleich das allererste Fest 1996 fiel beinahe ins Wasser, erinnert sich Pinzl. Da erfand er die Regenrunde. Seither gibt es ein Fläschchen „Voigts Bitter“, wenn es schüttet, benannt nach Friedrich Wilhelm Voigt, dem Hauptmann von Köpenick. Und all das soll nun vorbei sein?
Ein Teil wird überleben
Nicht ganz, sagt Wolfgang Pinzl. Ein Teil des Fests wird überleben, und wenn es gut geht, entwickelt er sich zu etwas Eigenständigem: Die „Mississippi Blues Night“ war eine der erfolgreichsten Veranstaltungen von „Jazz in Town“. Sie zieht nun um in die Kulturbrauerei und steigt dort am kommenden Wochenende erstmals als „Mississippi Blues and Barbecue“. Ab 17 Uhr gibt es im Hof der Kulturbrauerei Cajun Food und Gegrilltes, ab 20 Uhr sind dann im Kesselhaus Musiker zu hören wie: Matej Ptaszek, Romek Puchowski, Have Mercy Reunion, Henry Heggen, Brian Barnett, Peter Crow C., Minnie Marks (AUS), Ferdi Krämer, Crazy Hambones und Black Kat & Kittens. Im Hof ist der Eintritt frei, fürs Kesselhaus braucht man eine Eintrittskarte.
Veranstalter ist jetzt die Kulturbrauerei, aber Wolfgang Pinzl hat die Schirmherrschaft übernommen: „Denen vertraue ich die Idee und auch mein Logo an“, sagt Pinzl. Die Mississippi Blues Night sei eines der kultigsten Programme bei „Jazz in Town“ gewesen.
Sanierungsarbeiten im Ratskeller
Pinzl betreibt auch den Ratskeller im Köpenicker Rathaus; dort feiert er im August 20-jähriges Jubiläum. Im Ratskeller finden das ganze Jahr über Jazzkonzerte statt. Den Pachtvertrag hat er zumindest verlängert bekommen. Er redet nicht so richtig darüber, aber es klingt durch, dass es schwierige Verhandlungen waren. Ein Mitarbeiter des Ratskellers berichtet, für das Jazzfest habe der Bezirk „keine Perspektive“ bieten können oder wollen. Der Bezirksbürgermeister habe stattdessen einen Vertrag über ein „Hauptmann von Köpenick“-Musical unterschrieben. Das bestätigt Bezirkssprecher Hans-Rainer Harder.
Derzeit wird der Rathaushof saniert. Das sollte zwar schon seit Jahren geschehen, wurde aber aus Geldmangel immer wieder verschoben. Beinahe hätten die Arbeiten schon das Fest im vergangenen Jahr gefährdet – es konnte aber noch stattfinden. Pinzl hatte längst auch Verträge für 2014 geschlossen, als er erfuhr, dass nun doch die Bagger anrollen würden. Das schaffte nicht gerade gute Stimmung. An sich soll der Hof noch dieses Jahr fertig werden, aber nun wurden jahrhundertealte Steine gefunden, der Denkmalschutz ist dran. Es kann also dauern.
So feiert nun der Ratskeller drinnen sein Jubiläum. Die berühmte Regenrunde wird es zumindest dort im August wieder geben, auch wenn es nicht regnet. Im Hof der Kulturbrauerei werden sich treue Fans auch nicht völlig fremd fühlen: Der rote Klinker erinnert an zu Hause. Eine Regenrunde aber gibt es hier nicht.
Fatina Keilani