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Klaus Keese kündigte früh an, neuer Polizeichef werden zu wollen.
© dpa

Polizeichef-Suche: Keese wird wohl nicht Präsident

Klaus Keese gewann vor Gericht. Präsident wird er wohl trotzdem nicht.

Auf seinen Ruf konnte Polizeidirektor Klaus Keese vor einigen Monaten noch wetten. Er galt als einer, der „noch nie einen Einsatz versiebt hat“ – und deshalb als guter Mann. Ein – nach eigener Aussage – „leidenschaftlicher Berliner, leidenschaftlicher Polizist und leidenschaftlicher Polizeiführer“.

So ging der 60-jährige Keese auch zur Sache, als sich die Stadt auf die Suche nach einem neuen Polizeichef machte. Die Ausschreibung war erst ein paar Tage alt, da bestätigte der 60-Jährige freimütig: „Ja, ich habe mich beworben.“ Keese war der erste und einzige Kandidat, der öffentlich für sich warb. Um alle anderen potenziellen Kandidaten, deren Namen im Laufe der Monate durchsickerten, wurde es schnell wieder still – bis im März Udo Hansen auftauchte. Und bekannt wurde, dass Hansen nicht nur der hochrangigste Bewerber ist, sondern auch der Lieblingskandidat von Innensenator Ehrhart Körting (SPD).

Keese reagierte wieder mit Leidenschaft – und ging erneut in die Offensive. Bereits im April kündigte der Leiter der Polizeidirektion 1 (die für Pankow und Reinickendorf zuständig ist) an, gegen die Auswahl – sofern nicht er der neue Polizeichef wird – auf jeden Fall klagen zu wollen. Als Keese im Mai die erwartbare Absage erhielt – ganz ohne Begründung –, zog er vor das Berliner Verwaltungsgericht. Nach zwei Niederlagen will Körting jetzt keine dritte Pleite mehr vor Gericht riskieren und überträgt das Bewerbungsverfahren an eine Auswahlkommission.

Es wird bei diesen beiden Bewerbern bleiben. Doch die Chancen von Klaus Keese, Berliner Polizeipräsident zu werden, dürften sich weiterhin im Promillebereich bewegen. Denn nicht nur das Verhältnis zu Körting gilt als zerrüttet. Auch im Polizeipräsidium haben sich viele hochrangige Beamte über Keeses Auftritte und Aussagen immer wieder sehr gewundert. Und in der SPD wurde schon vor Monaten gelästert, dass Keese sich „etwas weit aus dem Fenster lehnt“. Später, als die Causa vor Gericht landete, wurden die Kommentare in der Partei deutlicher: „Nun ist er ganz durchgedreht.“

Dass Keese in seiner Behörde nicht nur Freunde hat, war spätestens im Januar klar. Da wurde den Medien die Information zugespielt, dass die Staatsanwaltschaft wegen möglicher Untreue gegen Keese ermittele. Der Polizeidirektor soll seit 2005 Dienstwagen für angebliche Privatfahrten genutzt haben, so der damalige Vorwurf. Die Justiz stellte die Ermittlungen wenig später ein, Keese sprach von einer „Intrige“.

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