Berlins Freibäder in den Sommerferien: Kaum Gäste, aber viel Platz
In den Sommerferien 2019 besuchten bis zu 75.000 Gäste täglich Berlins Freibäder. Nun sind die Kapazitäten wegen Corona begrenzt, doch Tickets gibt es trotzdem.
Mittwochmorgen am Sommerbad am Insulaner in Schöneberg. Seit 20 Minuten hat das Freibad geöffnet, keine Wolke am Himmel, die Sonne wärmt bereits kräftig und kündigt einen schönen Sommertag an.
Doch der Autoparkplatz ist verwaist, nur wenige Fahrräder stehen angekettet am Ständer, an den gelben Markierungen am Boden vor dem Eingang steht niemand. Am Kassenhaus kontrolliert eine Frau mit Plexiglasvisir die Online-Tickets – viel zu tun hat sie nicht. Auch im 50-Meter-Becken ist an diesem Morgen kein Gedränge. Gut 40 Personen ziehen ihre Bahnen, in die Quere kommt sich niemand.
Anders als in den Vorjahren dürfte sich das auch mit den heute beginnenden Sommerferien nicht ändern. Denn durch das Coronavirus dürfen deutlich weniger Gäste die Freibäder besuchen.
Bis zu 76.000 Besucher kamen in den Sommerferien 2019 täglich in die Berliner Freibäder, allein ins Prinzenbad in Kreuzberg strömten an diesem Tag 9000 Gäste. Nun liegt die Kapazität der 20 geöffneten Bäder bei maximal 15.424. Wenn am Sonnabend das Kinderbad Platsch in Marzahn öffnet und etwas später die Umbauarbeiten am Freibad Wuhlheide abgeschlossen sind, wird die Zahl noch mal leicht steigen, doch voll wird es in diesem Jahr mit Sicherheit nicht.
Dabei wird die Kapazität der Bäder bislang gar nicht voll ausgeschöpft. Den besucherstärksten Tag verzeichneten die Bäderbetriebe bislang am 17. Juni mit 12 554 Gästen, an schlechteren Tagen sind es häufig nur 5000 Besucher. Wirtschaftlich ist das nicht.
Prinzenbad, Wannsee und Olympiabad sind fast immer voll
Die Hürden für den Freibadbesuch sind in Pandemiezeiten höher. Tickets müssen vorab für spezielle Zeitfenster gebucht werden, nicht immer sind für das gewünschte Bad noch Plätze vorhanden. Besonders das Prinzenbad, das Strandbad Wannsee, das Olympiabad und das Sommerbad Wilmersdorf seien häufig ausgebucht, sagte eine Sprecherin der Bäderbetriebe. „Durch das Online-Buchungssystem haben Kunden aber erstmals einen guten Überblick.“
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Wer zeitlich und örtlich flexibel sei, könne jeden Tag im Freibad schwimmen. Und noch einen Vorteil will die Sprecherin der Bäderbetriebe erkannt haben: „Unsere Gäste sind trotz der Einschränkungen zufrieden, denn gleichzeitig haben wir Platz gewonnen, den es früher nicht gab.“ Handtuch an Handtuch – Fehlanzeige.
Schwimmkurse entfallen - aber nicht alle
Ob die Freibäder in den Ferien nun von vielen Schülerinnen und Schüler genutzt werden, bleibt abzuwarten. Rutschen und Sprungtürme sind weiter gesperrt, auch Duschen und Umkleiden nur dann geöffnet, wenn eine gute Belüftung sichergestellt ist. „Corona lässt leider auch keine speziellen Ferienangebote zu“, sagt die Sprecherin. Allein in den vergangenen Sommerferien lernten 2300 Kinder zwischen fünf und zehn Jahren schwimmen, dieses Jahr können keine Schwimmkurse angeboten werden.
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Zumindest für Drittklässler ohne Seepferdchen-Abzeichen hat die Bildungsverwaltung in Zusammenarbeit mit den Schwimmvereinen und dem Landessportbund jedoch eine Sondergenehmigung erteilt. 4800 Schwimmkurs-Plätze wurden für die Sommerferien organisiert. „Es melden sich täglich viele Schülerinnen und Schüler an“, sagt eine Mitarbeiterin des Landessportbundes. Für die erste Ferienwoche seien bereits fast alle Plätze ausgebucht, für die zweite, fünfte und sechste Woche gebe es aber noch freie Plätze in vier der sechs Bäder. Das Angebot ist kostenfrei und kann unter www.schwimmkurs-sportjugend.de gebucht werden.