Videoüberwachung in Berlin: Kann die Kamera wieder helfen?
Wieder könnten Bilder einer Überwachungskamera dazu beitragen, eine Straftat aufzuklären. Der Senat diskutiert am Sonntag ein Sicherheitspaket.
Die Polizei hat auch nach der jüngsten Gewalttat in einem U-Bahnhof die Videoaufzeichnungen der BVG angefordert. Dies sagte eine Polizeisprecherin am Montag. Wie berichtet, hatten mehrere Männer zwei Frauen am Morgen des Neujahrstages auf dem Bahnhof Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg verbal belästigt. Als sich ein Zeuge schützend vor die Frauen stellte, wurde er aus der Gruppe heraus mit Faustschlägen angegriffen und ihm wurde ein Zahn ausgeschlagen. Einem weiteren Passanten wurde eine Flasche ins Gesicht geworfen.
Überwachungsbilder könnten bei der Ermittlung helfen
Die beiden flüchtigen Täter wurden als osteuropäischer Herkunft beschrieben. Die Kripo ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung. Dabei könnten – wie in vielen vergleichbaren Fällen – Bilder aus Überwachungskameras helfen. Der U-Bahnhof Eberswalder Straße gehört zu denjenigen 45 der 173 U-Bahnhöfe, die bereits mit moderner Videotechnik ausgestattet sind. Modern heißt: Jeder Winkel einer Station wird von etwa 30 dreh- und schwenkbaren Kameras erfasst. Die Bilder sind deutlich hochauflösender und schärfer als bisherige.
In einem anderen Fall bittet die Polizei um Foto- oder Videoaufnahmen
Am Montagmittag wandte sich die Polizei an die Bevölkerung und sucht jetzt Fotos und Videos von der Autobrandstiftung in der Silvesternacht in Neukölln. Wie berichtet hatten dort eine halbe Stunde nach Mitternacht mehrere Männer einen in der Emser Straße Ecke Hermannstraße abgestellten Chevrolet auf die Fahrbahn gerollt. Sie schlugen sämtliche Scheiben ein und setzten das Fahrzeug mit Feuerwerkskörpern in Brand. Das Auto brannte aus.
Die Beamten konnten zwei Tatverdächtige ermitteln. Die 19 und 22 Jahre alten Männer wurden festgenommen; sie sollten dem Haftrichter vorgeführt werden. Bei den Ermittlungen wurde klar, dass der Wagen im Oktober gestohlen worden war. Fotos können Sie per Email an die Polizei schicken: Dir5K32@polizei.berlin.de. Hinweise nehmen die Beamten unter (030) 4664 – 573200 entgegen.
Derzeit wird von vielen ein Ausbau der Videoüberwachung gefordert
Nach der Feuer-Attacke auf einen Obdachlosen im U-Bahnhof Schönleinstraße hat die politische Diskussion über die Videoüberwachung mit neuer Intensität begonnen. Wie berichtet, hatten sich kurz nach Veröffentlichung von Fahndungsbildern sechs Flüchtlinge gestellt, ein siebter war von Fahndern festgenommen worden. In den Tagen danach hatte das Polizeipräsidium weitere Fahndungserfolge nach Öffentlichkeitsfahndungen vermeldet. Schon nach dem Anschlag vom Breitscheidplatz hatte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) ein Einlenken des neuen Senats gefordert.
Derart unter Druck gesetzt, hatte sich der Regierende Bürgermeister kurz vor dem Jahreswechsel erstmals für eine Überwachung öffentlicher Plätze ausgesprochen. Grüne und Linkspartei hatten irritiert und ablehnend reagiert. Der Senat hatte in seiner Koalitionsvereinbarung eine Überwachung von Straßen und Plätzen abgelehnt. Die CDU hatte dies als "Zeichen von Realitätsverweigerung" kritisiert. Unterstützt wird die CDU nur von der AfD. Eine Mehrheit der Bevölkerung ist für Videokameras, hat eine kürzlich veröffentlichte Umfrage ergeben.
Müller glaubt, dass Brennpunkte durch Videoüberwachung sicherer werden könnten
Am kommenden Sonntag will der neue Senat auf einer Klausurtagung ein "Sicherheitspaket" für Berlin diskutieren. Müller hatte gesagt, dass Videoüberwachung Orte wie den Breitscheidplatz, den Alexanderplatz und das Kottbusser Tor "sicherer" machen würden.
Im Jahr 2015 hatte die Polizei in 7051 Fällen Videoaufzeichnungen der BVG angefordert, im gerade abgelaufenen Jahr soll diese Zahl noch einmal deutlich gestiegen sein. Alle Aufnahmen werden 48 Stunden gespeichert und dann überschrieben. Anfang Dezember hatte die BVG angekündigt, nun alle 173 Stationen für 48 Millionen Euro mit modernen Kameras nachzurüsten.
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