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Beißstatistik 2011: Kampfhunde beißen weniger oft zu

Die aktuelle Hundebissstatistik führt auf, welche Hunderassen in Berlin wie oft zugebissen haben. Kampfhunde attackierten danach im Verlauf der letzten Jahre immer seltener Menschen. Der "Bello-Dialog" soll noch weitere Verbesserungen bringen.

Die harten Auflagen für Pittbulls, American Staffordshire Terrier und andere Kampfhunde, die seit zwölf Jahren in einer so genannten Rasseliste erfasst sind, zeigen Wirkung: Bis 2011 ging die Zahl der Bissattacken auf Menschen durch solche Hunde stark zurück. Im Jahr 1999, als es in Berlins Hundegesetz noch keine Rasseliste gab, wurden 279 derartige Vorfälle angezeigt, im Jahr 2011 waren es nach Angaben der zuständigen Justizverwaltung noch 32.

Halter von Kampfhunden müssen ihre „Sachkunde“ nachweisen und dürfen ihre Tiere nur mit Maulkorb und angeleint ausführen. Die gesetzlichen Regelungen für diese Rassen, aber auch generell für alle etwa 150 000 Berliner Hunde, seien bereits „recht effektiv“, sagte am Mittwoch eine Sprecherin von Justizsenator Thomas Heilmann (CDU). Dies zeigt laut Verwaltung auch ein Blick auf die Gesamtzahlen der Hundebisse in den vergangenen Jahren, unabhängig von bestimmten Rassen. So gab es 2000 noch 1447 Fälle bei denen auch Dackel oder Boxer zuschnappten. 2011 waren es 706.

An der Spitze liegen alljährlich Rassen und Mischlinge, die im Vergleich zu den geschätzten 5000 Berliner Kampfhunden wesentlich häufiger gehalten werden. Mischlinge jeder Größe bissen 2011 insgesamt 226 mal zu, Schäferhunde 85 mal. Deshalb treibt Senator Heilmann die im rot-schwarzen Koalitionsvertrag vorgesehene Einführung eines Hundeführerschein weiter voran. Tiere, die nicht zu den Kampfhunderassen gehören, müssen zwar laut Gesetz an stark frequentierten Plätzen oder in Parks angeleint sein, aber das reicht offensichtlich nicht aus. Nach einem Entwurf der Amtstierärzte, den die Koalition favorisiert aber noch diskutiert, sollen Halter verpflichtet werden, ihre Tiere in den Griff zu bekommen, indem sie eine Prüfung zum Hundeführerschein absolvieren. Wer dies verweigert, für den gilt eine permanente Leinenpflicht. Vieles ist dabei aber noch umstritten, so die Frage, ob die Auflage für alle Hunde gilt oder nur für Tiere ab einer bestimmten Größe. Überlegt wird auch, den Führerschein nur für besonders auffällige Rassen zu fordern.

Justizsenator Thomas Heilmann steht an der Spitze des so genannnte "Bello-Dialogs".
Justizsenator Thomas Heilmann steht an der Spitze des so genannnte "Bello-Dialogs".
© Kitty Kleist-Heinrich

Wie berichtet, will Justizsenator Heilmann an der Debatte über den Führerschein nicht nur Experten, sondern „möglichst viele Bürger “ beteiligen. „Bello-Dialog“ nennt er das Vorhaben. Eine erste Diskussion gab es Anfang Juni im Schloss Friedrichsfelde, ab August sollen weitere Veranstaltungen folgen.

Ob in Berlin mit der Einführung des Hundeführerscheins die Rasseliste mit den scharfen Auflagen für Kampfhunde überflüssig ist und abgeschafft werden kann, bleibt umstritten. Der Tierschutzverei, die Grünen und die Tierschutz-Sprecher von SPD und CDU sind dafür. Kampfhunde würden im Vergleich zu anderen Rassen, die in der Statistik häufiger zubeißen, unnötig stigmatisiert, heißt es.

Ob ein Hund gefährlich sei, hänge nicht von der Rasse ab, sondern von dessen Sozialisation und vom Kenntnisstand des Halters. Kritiker des Plans verweisen hingegen auf die stark rückläufigen Übergriffe dieser Tiere. Deshalb will Brandenburg die Rasseliste „auf jeden Fall“ behalten.

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