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Eine echte Laubenpiepe. Wladimir Kaminer hat ein gewisses Talent. Er kann Bücher schreiben („Russendisko“), gute Musik auflegen. Und einen grünen Daumen hat er auch. Kaminer schätzt Kleingärten und hat auch darüber ein Buch verfasst. Foto: dpa
© dpa

Bedrohte Kolonien in Berlin: Kampf um die Kleingärten

CDU und SPD möchten die Zukunft der Kleingärten frühzeitig klären. Viele Verträge laufen 2020 ab – dabei ist der Andrang auf die Parzellen enorm.

Mehr als 200 Parzellen in Kleingärten fielen der Verlängerung der A100 in Neukölln zum Opfer. Die Kolonien „Reichsbahn Adlershof“ in Treptow, „Oeynhausen“ in Wilmersdorf sind stark gefährdet, in Pankow die Kolonie „Famos“. Das sind nur einige der bedrohten Kleingärten in der Stadt. Auf die zahlreichen Proteste der einflussreichen Kleingarten-Verbände wollen die Fraktionen von CDU und SPD nun mit einem Vorstoß im Parlament reagieren.

„Dauerhafter Schutz für Kleingärten in Berlin“ ist der Antrag überschrieben – und der Sprecher für Stadtentwicklung der CDU, Stefan Evers, ist froh, dass „nun endlich die Initiative zum Schutz und zur Öffnung der Kleingartenanlagen auf dem Weg ist“. In dem Antrag wird der Senat aufgefordert, die vorhandenen Kleingärten „so weit wie möglich dauerhaft und verbindlich zu sichern“. Deshalb solle der Senat den „Kleingartenentwicklungsplan“ fortschreiben. Bei solchen Kleingärten, die dem Bau von Wohnungen oder anderen Nutzungen im Wege stehen, soll die Verwaltung dies „stichhaltig begründen und mit einer verbindlichen zeitlichen Perspektive unterlegen“.

12000 Berliner warten auf eine Datsche

Diesen Vorstoß nennt der Präsident des Landesverbandes der Gartenfreunde Günter Landgraf „zunächst einmal positiv“. Im Übrigen aber müsse der Senat seine Planung umbenennen: Ein „Kleingartenabwicklungsplan“ laufe seit Jahren. Denn die Zahl gärtnerisch genutzter Grünflächen werde nicht etwa erhalten und schon gar nicht vermehrt, sondern eben verringert. Dabei stünden 12 000 Berliner auf den Wartelisten der Bezirke, weil sie eine Parzelle pachten wollen und keine finden. Und mit dem starken Zuzug von Neuberlinern in die Stadt werde die Zahl der Bewerber weiter wachsen.

Perfekt gepflegter Rasen, ein Mandelbäumchen und eine Erdmännchen-Familie - so schön kann Kleingarten-Atmosphäre sein.
Perfekt gepflegter Rasen, ein Mandelbäumchen und eine Erdmännchen-Familie - so schön kann Kleingarten-Atmosphäre sein.
© Kitty Kleist-Heinrich

Dies berücksichtige der Senat nicht: In das Stadtentwicklungskonzept (Stek), das zurzeit in Verwaltungen und öffentlichen Veranstaltungen erarbeitet wird, spiele die Kleingärtenentwicklung jedenfalls keine große Rolle. Deshalb fürchtet Landgraf, dass viele der zeitlich begrenzt geschützten Kolonien dem Neubau von Wohnungen zum Opfer fallen werden.

Geschützt bis 2020

Der Senat hatte im Januar für elf Kleingartenanlagen, die eine Schutzfrist nur bis zu diesem Jahr hatten, eine Verlängerung der Nutzung bis zum Jahr 2020 beschlossen. Zusätzlich zu den rund 2500 Hektar Dauerkleingärten besteht dadurch für 257 Hektar die verlängerte Schutzfrist. Aus der Welt sind die Baupläne deshalb nicht auf diesen 134 Kolonien. Käme es so, dann würde fast ein Sechstel der Koloniefläche dem Bau von Siedlungen geopfert werden: 414 von 3000 Hektar – fast 11 000 Kleingärtner müssten ihre Parzellen freiräumen.

Auf über drei Prozent der gesamten Fläche Berlins erstrecken sich die Kleingärten, drei Viertel sind im Eigentum des Landes. Die mit Abstand meisten Kleingärten liegen im Bezirk Treptow-Köpenick, 153, in Charlottenburg-Wilmersdorf sind es 114 Kolonien. Insgesamt 952 sind es im ganzen Stadtgebiet.

Auch eine „noch stärkere Öffnung der Anlagen für die Allgemeinheit“ sowie die Integration in den Kiez fordern die Fraktionen. So sollten in den Kleingärten Flächen eingerichtet werden, auf denen Kitas und Schulklassen „Naturerfahrungen“ sammeln können. Bessere öffentliche Wege durch die Kolonien müssten her, Sitzplätze und Spielflächen.

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